Dormagen Opfer-Gedenken auf Ehrenfriedhof

Dormagen · Am Volkstrauertag war Bob Dylans "Blowin' in the wind" Hoffnungsgeber.

 Abordnungen des Bürgerschützenvereins Dormagen sind traditionell beim Volkstrauertag dabei.

Abordnungen des Bürgerschützenvereins Dormagen sind traditionell beim Volkstrauertag dabei.

Foto: ATI

Der jährlich wiederkehrenden Gedenkfeier zum Volkstrauertag neue Impulse und einen aktuellen Bezug zu geben ist kein leichtes Unterfangen. Es gelang in diesem Jahr durch Bob Dylan: politischer Poet, Mahner und in wenigen Wochen Träger des Friedensnobelpreises. Dylans Antikriegshymne "Blowin' in the wind" bestimmte gestern die zentrale Gedenkfeier auf dem Ehrenfriedhof an der Nettergasse, wo eine Abordnung des Bürgerschützenvereins Dormagen, Amts- und Mandatsträger sowie Bürger zusammenkommen, um der Toten durch Terror, Krieg, Gewalt und Verfolgung zu gedenken.

Gitarrist Sven Jungbeck sang und spielte den Klassiker auf der Gitarre. Zuvor hatte sich Pfarrerin Alexandra Späth in ihrer Rede intensiv mit Dylans Text auseinandergesetzt: Wie viele Straßen muss ein Mensch hinunter gehen, bis er sich Mensch nennen kann? Wie viele Tode müssen sein, bis wir bemerken, dass sich etwas ändern muss? Wie lange können Menschen Unterdrückung ertragen? "Menschen sind wir alle von Geburt, aber die Menschlichkeit müssen wir uns erwerben, und wir können sie auch wieder verlieren", sagte Späth. Es seien gerade die Straßen, die man hinunter, nach unten ginge, die menschlich machen, "denn Mitleid kann nur empfinden, wer Leid selber kennt". Immer wieder kam die Theologin zurück auf Dylans Fragen, auf die er eine Antwort schuldig bleibt. "The answer is blowin' in the wind", singt Dylan, Späth interpretierte die Zeile so: "Die Antwort liegt im Wind, sie ist also überall, aber genauso wenig greifbar wie der Wind." Es sei menschlich, sich Fragen offen zu halten: "Solange die Fragen uns noch beschäftigen, besteht Hoffnung." Seit jeher organisiert der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge diese Gedenkfeier. Dessen Geschäftsführer Guido Schenk wies angesichts neuer fremdenfeindlicher Tendenzen in Deutschland auf die Notwendigkeit der Erinnerung hin: "Nutzen wir die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, damit wir uns unserer Werte versichern, damit wir in Verantwortung miteinander und füreinander handeln: nicht irgendwann, sondern heute." Unter dem musikalischen Geleit des Musikzuges der Freiwilligen Feuerwehr legten die Reservistenkameradschaft, der Sozialverband VdK und die Freiwillige Feuerwehr Kränze an den Mahnmalen beider Weltkriege nieder.

(NGZ)
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