Dr. Gisela Götte berichtete über in Dormagen lebende "Hexe" Pakt mit Satan und Teufelsbuhlschaft

Dr. Gisela Götte berichtete über in Dormagen lebende "Hexe" · Es war der 24. Dezember, ein kalter Heiligabend im Jahre 1635. Hester Meurer war zwei Tage zuvor als "Hexerin und Zauberin in Person" zum Tode durch das Schwert des Kölner Scharfrichters verurteilt worden. Nun wird sie von Jesuiten zur ihrer Richtstätte an der Neusser Mühlengasse begleitet, dort enthauptet und später verbrannt. Diese Tötungsart galt für eine verurteilte "Hexe" bereits als strafmildernd. Solche Geschichten klingen wie Schauermärchen aus dem dunkelsten Mittelalter.

Das sie aber durchaus auch im Kreis Neuss grausame Realität waren, berichtete Dr. Gisela Götte im Alten Trausaal des Historischen Rathauses. Der Geschichtsverein für Dormagen, Nievenheim und Zons hatte die Direktorin des Clemens-Sels-Museums nach Dormagen geladen. In ihrem Vortrag "Hester Meurer - die Neusser Hexe" erzählte sie die spannende Geschichte der einzigen in Neuss verurteilten Hexe. Anhand der Prozessakten aus dem 17. Jahrhundert, die bis heute noch erhalten sind, konnte Gisela Götte vom Leben von Hester Meurer berichten.

Hester Meurer wurde im Jahre 1573 in Monheim geboren und lebte dort bis zu ihrem 14. Lebensjahr. Nach dieser Zeit arbeitete sie insgesamt 16 Jahre als Magd auf verschiedenen Dormagener Höfen in Rheinfeld, Horrem und Zons. Dort sollte sie dann auch ihren späteren Mann Peter Meurer kennenlernen und heiraten. Mit ihm zog sie nach Neuss, wo sie bis zu ihrem jähen Tod leben sollte.

Hester Meurer war inzwischen 62 Jahre alt, als sie in Neuss 1635 wegen Schadenszaubers, des Glaubensabfalls, des Paktes mit Satan und der Teufelsbuhlschaft angeklagt wurde. Heute scheinen die Gründe, die gegen sie vorgebracht wurden, unglaublich: Der Tochter des Bürgermeisters wurde von einem ihrer Äpfel schlecht. Ein Stück geräucherter Schinken, den sie einem Kloster gestiftet hatte, war kurze Zeit später von Ameisen befallen, und drei junge Ferkel starben. Für die Inquisition war die Sache klar: Hier musste Hexerei im Spiel sein.

Die Justiz ließ sich dann bei dem Prozess auch nicht beirren. Personen, die für Hester ausgesprochen hätten, wurden gar nicht erst zugelassen. Wer hätte sich außerdem zu solch gefährlichen Zeiten auf die Seite einer mutmaßlichen "Hexe" gestellt? Nach zehn Stunden auf dem Folterstuhl, auf dem 2.052 Eichenholzstacheln ausgesetzt war, gestand Hester Meurer, was die Ankläger von ihr hören wollten.

Die Anwendung der Folter galt im Mittelalter als übliches Beweismittel, nicht jedoch als Strafmaß: So wurde sie im Winter des Jahres 1635 in Neuss als Hexe verurteilt und getötet. "Die Geschichte hat mich sehr mitgenommen und sehr berührt", erklärte Gisela Götte, und ihren zahlreichen Zuhörern ging es genauso. So wurde im Anschluss an den Vortrag noch rege über den damaligen Vorfall und das Hexenverständnis diskutiert. damü

(NGZ)
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