Dormagen "Palliativstation unverzichtbar"

Dormagen · Die Pläne des Landes und der Krankenkassen, die Palliativstation am Kreiskrankenhaus Dormagen nicht mehr zu finanzieren, stoßen auf heftigen Widerstand. Das Ambulante Palliativ-Zentrum sieht seine Arbeit gefährdet.

 Krankenschwester Tanja Baas misst den Blutdruck bei Patient Walter Grund. Der Palliativstation im Kreiskrankenhaus Dormagen droht das Aus.

Krankenschwester Tanja Baas misst den Blutdruck bei Patient Walter Grund. Der Palliativstation im Kreiskrankenhaus Dormagen droht das Aus.

Foto: Hans Jazyk

Schwerkranke Patienten werden seit vielen Jahren im Kreiskrankenhaus Dormagen mit Palliativmedizin betreut. Dabei gibt es ein gut funktionierendes Zusammenspiel mit den Hausärzten, dem Praxisnetz Dormagen und dem ambulanten Palliativ-Zentrum. Diese Zusammenarbeit steht auf dem Spiel, wenn die Pläne des Landes, die 2011 eröffnete Palliativstation im Kreiskrankenhaus Dormagen nicht weiter zu fördern, umgesetzt werden.

"Das wäre völlig inakzeptabel", sagt Dr. Udo Kratel, der das Ambulante Palliativ-Zentrum in Dormagen aufgebaut hat. Der Palliativarzt, der durch eine Schließung der "unverzichtbaren Station" auch die Arbeit des ambulanten Netzwerkes gefährdet sieht, weist auf die Notwendigkeit der örtlichen Versorgung von Patienten und Angehörigen hin: "Da wird eine hervorragend funktionierende Arbeit zum Wohle des Patienten jetzt übereilten Sparbeschlüssen geopfert. Das ist ein Schlag ins Gesicht!"

In der Palliativmedizin werden Patienten mit einer weit fortgeschrittenen Erkrankung und ihre Angehörige so betreut, dass Schmerzen gelindert und auch psychische und spirituelle Bedürfnisse berücksichtigt werden. Laut Krankenhausplan des Landes werden das Kreiskrankenhaus Dormagen und das Etienne-Krankenhaus in Neuss, an denen es eine Palliativstation gibt, nicht mehr gefördert, dafür das Kreiskrankenhaus Grevenbroich und das Neusser Lukaskrankenhaus, an denen es bisher noch keine solche Station gibt.

Für Stephan Manitz, stellvertretender Vorsitzender des Praxisnetzes Dormagen, wäre das Aus für die Palliativstation "ein Verlust an Versorgungsqualität". Er sieht sich von Teilen der Politik im Stich gelassen: "Es wird nur die Wirtschaftlichkeit betrachtet, der Mensch bleibt dabei auf der Strecke."

Den "irritierenden" Krankenhausplan der Landesregierung hinterfragen will auch CDU-Landtagskandidat Wiljo Wimmer. Er spricht sich für ein dezentrales Angebot jeweils vor Ort aus: "Patienten und Angehörige können nicht durch den halben Rhein-Kreis fahren." Er werde anregen, die Entscheidung zu überdenken. Auch SPD-Landtagskandidat Rainer Thiel sieht eine ortsnahe Palliativstation als wünschenswert an: "Finanzielle Ressourcen müssen überprüft werden, um in möglichst allen Städten Palliativmedizin zu ermöglichen."

Das Kreiskrankenhaus Dormagen hat für Samstag, 12. Mai, um 10 Uhr einen Informationsvormittag zur Palliativmedizin organisiert. "Wir wollen die aktive, ganzheitliche Behandlung von Schwerkranken mit Palliativmedizin darstellen", erklärt Oberarzt Dr. Ulrich Hauffe, Leiter der Palliativstation. Eine Schließung sei ein "großer Rückschritt für die Bevölkerung".

(NGZ/rl)
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