Dormagen Papst soll Gesellschaft aufrütteln

Dormagen · Zum 85. Geburtstag Joseph Ratzingers würdigen Dormagener Pfarrer Papst Benedikt als Theologen. Pfarrer Klaus Koltermann wünscht sich vom Papst jedoch mehr konkrete Lösungsansätze gegen den Glaubensschwund.

Dormagen: Papst soll Gesellschaft aufrütteln
Foto: Berns, Lothar

Heute vollendet Papst Benedikt XVI. sein 85. Lebensjahr. Auch Dormagener beschäftigen sich knapp sieben Jahre nach der Ernennung Joseph Ratzingers zum Oberhaupt der Katholiken mit seinem Wirken.

 Papst Benedikt, hier nach dem Ostersegen "Urbi et Orbi", feiert heute Geburtstag. Pfarrer Koltermann (l.) und Stelten (r.) würdigen ihn.

Papst Benedikt, hier nach dem Ostersegen "Urbi et Orbi", feiert heute Geburtstag. Pfarrer Koltermann (l.) und Stelten (r.) würdigen ihn.

Foto: dpa/Berns/Jazyk

Für Pfarrer Peter Stelten von der katholischen Pfarrgemeinde St. Michael Dormagen-Süd ist Papst Benedikt "der richtige Mann zur richtigen Zeit". Der Dormagener Pfarrer bewundert am Papst, dass er bis in sein hohes Alter hinein gute Impulse und Antworten auf drängende Fragen des Lebens und des Glaubens gebe: "Er hat die Position genau erkannt, in der die Kirche heutzutage steckt", weist Pfarrer Stelten darauf hin, dass Benedikt XVI. gerade bei seinem Deutschlandbesuch im vergangenen Jahr in Freiburg auf die nötige "Entweltlichung der Kirche" hingewiesen habe. Die eigentliche Krise der Kirchen sei, wie der Papst richtig beschrieben habe, eine Krise des Glaubens in Europa.

"Die zunehmende Abwesenheit von Gott in der Gesellschaft muss jedoch nicht hingenommen werden, sondern die Christen müssen sich auf ihren Glauben besinnen und ihn als Stärke ausspielen", sagt Pfarrer Stelten, der genau wisse, dass er keinen weltlichen Beruf habe, was jedoch "überhaupt kein Hinderungsgrund" sei bei der Verständigung mit Nicht-Christen: "Wir müssen uns klar auf unsere Botschaft besinnen und sie in die Welt hinaustragen", meint Stelten. Und das mache Papst Benedikt auf hervorragende Weise, seine Predigten und Bücher seien nicht nur lesenswert, sondern auch in sehr verständlicher Sprache verfasst, was nicht nur an der Muttersprache liege: "Benedikt XVI. kann seine Gedanken so in Worte fassen, dass sie auch die Herzen der Menschen, die zuhören wollen, erreichen", lobt Stelten.

Dies unterstreicht auch Pfarrer Klaus Koltermann, Pfarrverbandsleiter des Seelsorgebereiches Dormagen-Nord. "Der Papst hat die faszinierende Begabung, alles, was er vermitteln möchte, in klare Worte zu fassen", lobt Pfarrer Koltermann den "hervorragenden Theologen". Allerdings findet der Pfarrer aus Nievenheim, dass die Außendarstellung der Weltkirche verbessert werden könnte. Koltermann wünscht sich vom Papst "konkrete Lösungsansätze für das große Problem des Glaubensschwundes und der sinkenden Akzeptanz der Kirche in der Gesellschaft".

Zwar habe Papst Benedikt auch durch seinen Deutschlandbesuch 2011 die Kirche innenpolitisch gestärkt, allerdings das Gros der Bevölkerung nicht komplett erreicht: "Die Menschen erwarten Reformen, zumindest Fingerzeige, wie die Kirche in Deutschland trotz Priestermangel überleben kann", formuliert Pfarrer Koltermann, der die sonntäglichen Messen auf Dauer in Gefahr sieht, seine Erwartungen an Papst Benedikt.

(NGZ)
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