Dormagen Perlon-Monofil verlässt den Chempark

Dormagen · Das Unternehmen will seinen Produktionsstandort in Dormagen schrittweise in andere Werke in Deutschland, den USA und China verlagern. Geschehen soll dies in den Jahren 2018 und 2019. In Dormagen arbeiten zurzeit 125 Mitarbeiter.

 125 Mitarbeiter sind bei Perlon-Monofil in Dormagen beschäftigt.

125 Mitarbeiter sind bei Perlon-Monofil in Dormagen beschäftigt.

Foto: S. Büntig

"Eine Verlagerung der Produktion ist unvermeidlich." Diese bittere Nachricht ereilte jetzt die 125 Mitarbeiter der Perlon-Monofil GmbH, die ihren Arbeitsplatz im Chempark Dormagen haben. Noch. Denn bis 2019 will sich der Kunststoffhersteller nach eigenen Angaben von dort zurückziehen. Künftig sollen die synthetischen Filamente, die das Unternehmen für Anwendungen in der Papiermaschinenindustrie, der Bürstenindustrie, für technische Textilien sowie für Kosmetik und Dentalanwendungen fertigt, in anderen Werken produziert werden - in Deutschland, aber auch in den USA und in China. Unter Filamenten versteht man Fasern und Fadenwerke. Und Perlon wolle seine Kapazitäten im Rahmen einer "Internationalisierungsstrategie" nicht nur weltweit ausbauen, sondern gezielt dort erhöhen, wo es einen steigenden Bedarf an seinen Produkten gibt, schreibt Unternehmenssprecher Patrick Sutter.

In Dormagen ist das nach seiner Darstellung schon länger nicht mehr der Fall. "Der Standort Dormagen hat jahrelang Verluste geschrieben. Zur Unterstützung des Turnarounds wurden notwendige Investitionen in den Standort getätigt und zahlreiche Kostensenkungsmaßnahmen umgesetzt", berichtet Sutter. Durch diese Maßnahmen in den Jahren 2014 und 2015 habe man die Situation zwar verbessern können, aber unter dem Strich habe der Standort 2016 wieder einen Verlust eingefahren. Und: "Auch im Gesamtjahr 2017 wird der Standort in Dormagen trotz höherer Umsätze voraussichtlich keine schwarzen Zahlen schreiben", so Sutter. Insgesamt seien die Standortkosten zu hoch, die Verhandlungsmacht bei den Infrastrukturkosten zu gering - auch im Vergleich zu den drei anderen deutschen Standorten der Perlon-Gruppe in Bobingen, Munderkingen und Wald-Michelbach. Handlungsalternativen seien geprüft worden - mit dem eingangs genannten und für die Beschäftigten bedrückenden Ergebnis.

 Die Fasern und Fäden, die bei Perlon-Monofil im Chempark hergestellt werden, sind extrem leistungsstark.

Die Fasern und Fäden, die bei Perlon-Monofil im Chempark hergestellt werden, sind extrem leistungsstark.

Foto: Perlon-Monofil (3),SB (1)

Derzeit liefen Gespräche zwischen der Geschäftsführung und dem Betriebsrat. "Das Unternehmen kümmert sich um seine Mitarbeiter", betonte Sutter im Gespräch mit unserer Redaktion. Auch deshalb habe man sich entschieden, die Verlagerung frühzeitig öffentlich zu machen. Die Belegschaft sei bei einer Versammlung informiert worden. So könnten sich die Beschäftigten mit zeitlichem Vorlauf auf die neue Situation einstellen. Zudem versprach Perlon, die betroffenen Mitarbeiter bei der beruflichen Neuorientierung "bestmöglich" zu unterstützen. Ein kleiner Lichtblick: Der Vertrieb und standortübergreifende Bereiche werden zwar den Chempark verlassen, sollen aber in Zukunft weiterhin in der Region um Dormagen angesiedelt sein.

Unterdessen baut Perlon einen neuen Produktionsstandort in China und vergrößert sich in den Vereinigten Staaten. Durch den Neubau einer 650 Quadratmeter großen Lagerhalle für Fertigprodukte auf dem Firmengelände in Lexington schafft das Unternehmen nach eigenen Angaben Platz in der Produktionshalle für synthetische Filamente.

 Hochgeschwindigkeits-Extrusionsanlage in Dormagen.

Hochgeschwindigkeits-Extrusionsanlage in Dormagen.

Foto: Jürgen Sindhu
 Perlon wird u.a. für Angelschnüre und in der Schifffahrt verwendet.

Perlon wird u.a. für Angelschnüre und in der Schifffahrt verwendet.

Foto: Jürgen Sindhu

In Dormagen geht mit dem Wegzug von Perlon eine Ära zuende. Perlon ist ursprünglich das Warenzeichen eines 1938 für die IG Farben entwickelten Kunststoffes aus Polyamid 6 und wurde als deutsche Alternative zu Nylon zum "kriegswichtigen Stoff" erklärt. Während des Zweiten Weltkriegs wurde Perlon zur Produktion von Fallschirmen, Bürsten zur Waffenreinigung und in Flugzeugreifen verwendet. Ab 1943 diente es auch zur Herstellung von Damenstrümpfen.

(ssc)
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