Dormagen Pferde und Kinder bewältigen einen Spezial-Parcours im Raphaelshaus

Dormagen · Den Kindern und Pferden Binden um den Körper zu schnüren, wirkt zunächst seltsam. Dahinter steht aber die "Tellington-Methode", eine Bewusstseinsmethode mit verschiedenen Inhalten wie Führtechniken oder gemeinsame Bewältigung von Bodenhindernissen durch Pferd und Kind. Jan (10) sagt begeistert: "Das Pony hat bei jeder Übung das gemacht, was ich wollte, und ist auch ruhig geblieben, als es zum ersten Mal die Binde angelegt bekommen hat."

Im Reitstall des Jugendhilfezentrums Raphaelshaus lief ein sechstägiger Zertifikatslehrgang, um acht Erwachsene in der "Tellington-Methode" zu schulen. Nach Theoriestunden war der Praxisblock die erste Möglichkeit für die angehenden Tellington-Trainer, ihr Wissen im Umgang mit Kindern zu vermitteln.

Ein wesentlicher Bestandteil des Trainings waren die Pferdebinden, die den Vierbeinern von den Trainern bandageartig um den Körper geschnürt wurden, damit "sie den Bewegungen besser folgen können und berührungsunempfindlicher sind, weil das Nervensystem schon durch das Band aktiviert ist", sagt Tierpädagogin und Ausbilderin Bibi Degn. Die sechs Kinder wurden auch bandagiert, "damit sie erfahren, wie es den Pferden ergeht".

Zudem führten die Kinder die Pferde um auf dem Boden liegende Stangen wie durch ein Labyrinth. "Hier geht es um Koordination, und die Kinder lernen Führung und Verantwortung für die Pferde zu übernehmen", sagt Degn. Die Kinder seien quasi die Therapeuten für die Pferde. "Das tut besonders den Kindern, die selbst viele Therapien hinter sich haben, gut", sagt Degn.

Auch Marie-Theres Scholten, Reitpädagogin des Raphaelshauses, begleitete den Lehrgang: "Die Kinder haben normalerweise eine sehr kurze Aufmerksamkeitsspanne und machen Sachen, bei denen man sie immer wieder ermahnen muss, aber hier denken sie gar nicht daran", sagt Scholten. Der Kursus passe ins Raphaelshaus-Konzept und die Methode auch auf andere Tiere wie Lamas, Esel oder Hunde.

Trainerin Corina Heinrich sieht es als Ziel, "die Kinder vor Herausforderungen zu stellen und sie dabei zu begleiten. Sie wachsen in ihrer Persönlichkeit, sind stolz darauf, etwas geschafft zu haben und werden auch mal gelobt." Deshalb war der Lehrgang auch für die jungen Bewohner hilfreich.

(clü)
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