Dormagen Pfleger päppelt Wildtiere wieder auf

Dormagen · Die Umwelt- und Naturerlebniswoche hatte gestern die Auswilderungsstation von Werner Döhring in Nievenheim zum Ziel. Der Tierexperte zeigte, wie er kranke und verwaiste Tiere gesund pflegt und wieder in die Freiheit entlässt.

 In der Nievenheimer Auswilderungsstation zeigt Werner Döhring Schülern der Salvatorschule, wie schön die Waldohreule fliegt.

In der Nievenheimer Auswilderungsstation zeigt Werner Döhring Schülern der Salvatorschule, wie schön die Waldohreule fliegt.

Foto: L. Berns

Vorsichtig streicht Tim über den Flügel. Werner Döhring hält den Turmfalken fest in seiner Hand, während der Schüler der 2. Klasse wie seine Kameraden aus der Salvatorschule andächtig den Vogel beobachtet. Dann lässt der Wildtierpfleger den Turmfalken in die Luft aufsteigen. "Kommt der nicht zurück?" Eine Zweitklässlerin schaut dem sich immer höher schraubenden Falken nach, bis er nach ein paar Runden über der Auswilderungsstation in Nievenheim mit bloßem Auge nicht mehr zu erkennen ist. "Nein, er hat jetzt seine Freiheit wieder", erklärt Werner Döhring, der seit mehr als 40 Jahren jährlich bis zu 700 kranke und verwaiste Tiere gesund pflegt und wieder auf ein Leben in freier Natur vorbereitet.

Im Rahmen der Umwelt- und Naturerlebniswoche der "Lokalen Allianz Dormagen" konnten gestern rund 15 Erwachsene die Auswilderungsstation an der Neusser Straße besichtigen - zuvor waren alle Mädchen und Jungen der zweiten Klassen der Salvatorschule zu Gast. "Es ist mein großes Anliegen, den Kindern die Natur, vor allem die Tiere, näherzubringen, die sie sonst nur aus dem Fernsehen kennen", sagt Döhring (75). Da dürfen sie dann auch schon mal einen kleinen stacheligen Igel streicheln, der sich das auch gefallen lässt. Auch die Fütterung des Grünfüßigen Teichhuhns, dessen riesige Füße erst noch die namensgebende Farbe annehmen müssen, mit Mehlwürmern ist faszinierend, auch für die großen Besucher. "Zwei Kilo Mehlwürmer verfüttere ich in der Hochsaison pro Woche", sagt Werner Döhring, der darauf achtet, dass die Mehlwürmer "sauber" bleiben. Auch die Waldohreule, deren sichtbare "Pinselohren" aus kleinen Federchen bestehen, beeindruckt die Besucher vor allem während des Fluges. "Das ist cool", meint ein Zweitklässler zum heftigen Eulen-Flügelschlag.

Es sei kein Abschied, sondern ein "Moment der Freude", wenn einer seiner Zöglinge die Auswilderungsstation an der Neusser Straße verlässt, betont Döring, der Vorsitzender des Vereins "Wildtierpflege und -schutz" ist. Im vergangenen Jahr hat er in seiner "Reha-Klinik" 687 Wildtiere aufgenommen, 483 davon konnte er gesund wieder in die Freiheit entlassen. "Ich bin froh, dass etwa 70 Prozent der verletzten Tiere durchkommen", sagt Werner Döhring.

Seine besondere Aufmerksamkeit verlangen schwache Mauersegler, die eigentlich schon seit August den langen und beschwerlichen Weg ins Winterquartier nach Südafrika angetreten haben sollten: "Sie sind noch nicht kräftig genug", weist Döhring auf spitze Knochen am Vogel-Bauch hin, wo der Mauersegler "kugelrund" sein sollte. Auch die Flügel sind noch nicht genug ausgebildet. "Sonst stürzt er noch ins Mittelmeer", befürchtet der Wildtierpfleger - und wird die Vögel wohl durch den Winter in Nievenheim bringen. Die Mauersegler landen nicht, sondern fressen im Flug: "Nach der Methode der Wale: Schnabel bzw. Maul auf und rein in den Schwarm Mücken bzw. Fische", erklärt Döhring lachend.

(NGZ)
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