Dormagen Polizei jagt Autoknacker mit DNA-Tests

Dormagen · Die Ermittler im Rhein-Kreis sammeln Erbgut von Straftätern längst nicht mehr nur bei Kapitalverbrechen. Auch bei Wagenaufbrüchen wird die Methode inzwischen oft angewendet – mit Erfolg, wie aktuelle Fälle belegen.

 Diebe haben es oft auf Navigationssysteme abgesehen.

Diebe haben es oft auf Navigationssysteme abgesehen.

Foto: Polizei

Die Ermittler im Rhein-Kreis sammeln Erbgut von Straftätern längst nicht mehr nur bei Kapitalverbrechen. Auch bei Wagenaufbrüchen wird die Methode inzwischen oft angewendet — mit Erfolg, wie aktuelle Fälle belegen.

Die Nacht vom 6. auf den 7. April im Dormagener Stadtteil Horrem: Aus einem silberfarbenen 5er BMW wird ein festinstalliertes Navigationssystem gestohlen; zudem baut der Täter das Lenkrad samt Airbag aus. Zunächst ist völlig unklar, wer der Dieb gewesen sein könnte. Doch der bis dato Unbekannte hat etwas hinterlassen - winzige Bestandteile seines Erbguts. Was genau, teilt die Polizei nicht mit, doch schon ein Haar oder ein Hautschüppchen können die Fahnder auf die Spur des Gesuchten führen. Denn DNA-Analysen, bei denen unverwechselbare Erbgut-Funde untersucht und mit bereits in Datenbanken vorhandenen abgeglichen werden, setzen die Ermittler inzwischen längst nicht mehr nur bei Kapitalverbrechen ein.

"Auch bei Autoaufbrüchen werden bei uns im Rhein-Kreis sehr häufig DNA-Spuren gesichert. Die Methode wird vor allem dann angewendet, wenn die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass der Täter im Auto gesessen hat. Oder wenn er Teile wie Navis oder Airbags ausgebaut hat", erklärt Polizeisprecherin Daniela Dässel. Dann nämlich sei die Chance sehr hoch, Erbgut zu finden.

So war es auch im Fall des eingangs geschilderten Autoaufbruchs in Horrem. Und jetzt steht fest, dass ein 29-jähriger Litauer an der Tat beteiligt war. Seine DNA ist in der Datenbank des Landeskriminalamtes (LKA) NRW bekannt und stimmte mit der in Horrem gesicherten überein. Dingfest machen konnten die Beamten den Mann indes noch nicht. "Sein Aufenthaltsort ist zurzeit nicht bekannt", teilt die Polizei mit. Die Ermittlungen dazu dauerten noch an.

In einem zweiten Fall aus dem Juni dieses Jahres, als in Meerbusch ein Smart geknackt worden war, aus dem ein Notebook gestohlen wurde, kamen die Fahnder über die DNA-Analyse auf einen 26-jährigen Algerier als mutmaßlichen Täter. Der ist bereits mehrfach wegen ähnlicher Delikte aufgefallen und sitzt zurzeit in einem Gefängnis in Untersuchungshaft.

"Wenn wir DNA gesichert haben, schicken wir diese zur Laboruntersuchung ans LKA und erhalten von dort dann die Rückmeldung: "Treffer oder nicht'", berichtet Polizeisprecherin Dässel. Ist es ein Treffer, "heißt das aber noch nicht unbedingt, dass da gleich ein Name hinter steht und wir ein Häkchen hinter den Fall machen können", ergänzt sie. Denn nicht jede DNA aus der LKA-Datei kann schon einer Person zugeordnet werden. Aber: "Spuren können auch bei künftigen Fällen noch eine Rolle spielen und bei der Aufklärung helfen", erläutert Dässel.

Grundsätzlich hat die Polizei im Rhein-Kreis den Kampf gegen Autoknacker verstärkt - nicht zuletzt wegen hoher Fallzahlen. 2016 zum Beispiel rangierte der Diebstahl an beziehungsweise aus Kraftfahrzeugen auf Rang eins bei den Diebstahlsdelikten im Rhein-Kreis Neuss: 2667 Fälle wurden registriert. Mittlerweile kümmert sich in Neuss ein zentrales Kommissariat (14) um die Bearbeitung aller Autoaufbrüche im Kreisgebiet. Mit dieser Struktur sollen Tatzusammenhänge und Seriendelikte schneller erkannt und bekämpft werden.

(ssc)
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