Detlef Gernandt, Leitender Polizeidirektor Polizei setzt nach Schüssen auf Busse Zivilbeamte ein

Dormagen · Ermittlungskommission "Bus" fahndet nach den Tätern. Polizeichef hat "keine Bedenken" gegen Verlegung der Buslinie.

 Detlef Gernandt ist Leitender Polizeidirektor der Kreispolizeibehörde und in seiner Funktion Abteilungsleiter Polizei.

Detlef Gernandt ist Leitender Polizeidirektor der Kreispolizeibehörde und in seiner Funktion Abteilungsleiter Polizei.

Foto: Polizei

Herr Gernandt, die Vorfälle in Hackenbroich in den vergangenen zehn Tagen, aber auch in Horrem, mit Schüssen auf Linienbusse und Fensterscheiben eines Wohnhauses sorgen in der Bevölkerung für großes Aufsehen und für Verunsicherung. Welche Erkenntnisse hat die Polizei zu den Tätern?

Detlef Gernandt Tatzusammenhänge zwischen den angesprochen Ereignissen können wir auf Grundlage der derzeitigen Ermittlungen weder bestätigen noch ausschließen. Aufgrund der Art der Delikte und der Gefährdungsaspekte hat die Kreispolizeibehörde Rhein-Kreis Neuss eine Ermittlungskommission "Bus" eingerichtet und betrachtet alle Delikte, die in einem möglichen Sachzusammenhang stehen können. Die eingerichtete EK "Bus" geht derzeit mehreren Ermittlungsansätzen nach. Von besonderem Interesse ist hierbei eine in Tatortnähe aufgefundene Waffe, die von ihrer Art her geeignet sein könnte, das vorgefundene Spurenbild an den Bussen herbeizuführen. Die kriminaltechnischen Untersuchungen hierzu dauern an.

Gehen Sie von Einzeltätern, einer Tätergruppe oder mehreren, verschiedenen Täter(gruppen) aus?

Gernandt Die Beantwortung dieser Frage ist den weiteren Ermittlungen vorbehalten.

Ein NGZ-Leser spricht in einer Zuschrift statt von einer "No-Go-Area" von einer "No-Drive-Area" in Hackenbroich, weil der Nachtbus in Absprache mit der Polizei weite Teile von Hackenbroich nicht anfährt. Ist eine solche Umgehung des Tatort bereichs die richtige Lösung? Ist es nicht eher ein Akt der Hilflosigkeit?

Gernandt Die Verlegung der Buslinie ist eine Möglichkeit der Gefahrenvermeidung, die die Verkehrsbetriebe aus Sorge um das Wohl ihrer Fahrgäste veranlasst haben. Die Polizei hat gegen die Entscheidung der BVR keine Bedenken vorgebracht.

Wie schützt die Polizei Fahrgäste und Bürger?

Gernandt Die Polizei ist in Hackenbroich präsent sowohl mit zivilen als auch mit uniformierten Kräften. Sie werden Verständnis dafür haben, dass wir Ihnen keine taktischen Details offenlegen, die den oder die Täter in die Lage versetzen, polizeiliche Maßnahmen zu umgehen.

In Horrem ist die Rede von einem "Dumme-Jungen-Streich. Wie sehen Sie das?

Gernandt Die vorliegenden Sachverhalte sind dies ganz sicher nicht. Wir ermitteln in diesem Zusammenhang nicht nur wegen Sachbeschädigungen, sondern auch wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr sowie versuchter gefährlicher Körperverletzung. Die Strafandrohungen in diesem Zusammenhang sind beachtlich.

Ist die Polizei nachts in Hackenbroich vor Ort?

Gernandt Ja. Im Rahmen des Streifendienstes deckt die Polizei den gesamten Bereich des Rhein-Kreises Neuss ab.

Welche Ratschläge gibt die Polizei den Bürgern?

Gernandt Achtsam sein und verdächtige Wahrnehmungen - und erscheinen sie im ersten Moment noch so nebensächlich - sofort der Polizei über den Notruf 110 melden.

Gibt es Hinweise, dass die jüngsten Straftaten mit vergangenen Dormagener Fällen in Verbindung stehen?

Gernandt Belastbare Hinweise auf Tatzusammenhänge liegen derzeit nicht vor.

Die Brandstiftung an der A 57-Brücke, die Nazi-Schmierereien an Moschee und Schulen, jetzt die Schüsse - warum gelingt es bei diesen spektakulären Fällen nicht, die Täter ausfindig zu machen?

Gernandt Es ist schwierig - auch bei hohem Aufwand -, in solchen Sachverhalten ohne entsprechende Beweislage eine Überführung der Täter oder des Täters sicherzustellen. Detailauskünfte sind in den oben angesprochenen Fällen der Staatsanwaltschaft vorbehalten. Die Ermittlungen zu den aktuellen Fällen durch die EK "Bus" dauern an. Wir brauchen allerdings unbedingt die Unterstützung der Bevölkerung. Hinweise im Zusammenhang nimmt die Ermittlungskommission unter der Telefonnummer 02131 3000 entgegen.

KLAUS SCHUMILAS STELLTE DIE FRAGEN

(NGZ)
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