Dormagen Polizeiaktion in Horrem - Verdacht auf Betrug bei Misswahl

Dormagen · Aus ganz Deutschland waren junge Frauen zu einer Misswahl ins Bürgerhaus gekommen. Doch in der Jury saß nur der Veranstalter.

 In diesem Bürgerhaus fand die vermeintliche Misswahl statt.

In diesem Bürgerhaus fand die vermeintliche Misswahl statt.

Foto: Hammer, Linda

Wahrscheinlich hatten die meisten der Teilnehmerinnen zuvor noch nie von Horrem gehört, vergessen werden sie den Namen aber sicher so schnell nicht. Denn zu einer Misswahl im Bürgerhaus hatten sich die jungen Frauen angemeldet. Gezahlt dafür hatte jede 270 Euro. Versprochen worden waren ihnen, wie es in einer Pressemitteilung der Polizei heißt, eine prominent besetzte Jury, hochwertige Sachpreise sowie lukrative Sponsorenverträge und Verdienstmöglichkeiten - Glamour pur also. Doch den fanden die 30 bis 35 jungen Frauen, die aus ganz Deutschland nach Dormagen gereist waren, keinesfalls im Horremer Bürgerhaus vor.

Laut Polizeiangaben empfing der Veranstalter, ein 46-jähriger Mann aus Berlin, die Frauen mutterseelenallein. Und er entpuppte sich am vergangenen Samstag nicht nur als Veranstalter des Events, sondern auch als einziger Juror und obendrein noch Fotograf. Dessen Ausstattung habe ebenso wenig professionell gewirkt wie das Umfeld. Auf einem einfachen Holzsteg sollen sich die Frauen in verschiedenen Outfits präsentiert haben. Abgelichtet wurden sie dabei vom Veranstalter mit einer kleinen Digitalkamera. Bis offensichtlich einigen der enttäuschten Damen der Kragen platzte, sie sich betrogen fühlten und die Polizei herbeiriefen.

Mit dem Eintreffen der Beamten war denn auch recht schnell Schluss mit "Chicas Walk", denn nachdem die die Personalien des Berliner Veranstalters aufgenommen hatten, stellten sie schnell fest, dass er mit Haftbefehl der Staatsanwaltschaft Koblenz wegen Betrugsverdachts gesucht wurde. Daraufhin wurde er vorläufig festgenommen, die Veranstaltung beendet.

Die Anwärterinnen für einen Miss-Titel konnten ihre Outfits wieder einpacken und den Heimweg antreten. Wegen Betrugsverdachts hat nun die Kriminalpolizei ihre Ermittlungen aufgenommen. Mittlerweile, so Polizeisprecherin Daniela Dassel, sei der 46-Jährige wieder auf freiem Fuß. Anhängig war der Haftbefehl wegen einer Geldstrafe, die der Mann aber nach seiner vorläufigen Festnahme in Horrem beglichen hatte.

Britta Clemens vom Verein "Haus für Horrem", der das Bürgerhaus verwaltet, kann bis jetzt nichts Nachteiliges über den Mieter aus dem fernen Berlin sagen. Der Kontakt wegen der Anmietung des Saales habe über E-Mail bestanden. "Am Freitag ist der Mann gekommen, hat Miete und Kaution bezahlt und sich die Schlüssel abgeholt", sagt Clemens. Am Sonntag habe er sie dann wie verabredet wieder zurückgebracht. Die 1000 Euro Kaution hat der Verein bis jetzt noch nicht zurückgezahlt. "Das machen wir erst, nachdem wir alles kontrolliert haben, in der Regel nach einer Woche", sagt Britta Clemens. Ob die jungen Frauen ihr Geld wiedersehen werden, ist fraglich.

(NGZ)
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