Analyse Rathausplatz ohne weihnachtliches Flair

Dormagen · Der Dormagener Weihnachtsmarkt ist längst vorbei, er endete bereits am 7. Dezember nach zehn Tagen. Seitdem müssen die Dormagen nach Köln, Düsseldorf oder auch nach Neuss ausweichen, um beim Einkauf weihnachtliche Atmosphäre zu verspüren.

 Die Glühweinbude ist nach dem Abbau von Veranstaltungsbühne und Weihnachtsbuden zu einem Adventstreff geworden. Vorweihnachtliche Stimmung kommt da nicht wirklich auf.

Die Glühweinbude ist nach dem Abbau von Veranstaltungsbühne und Weihnachtsbuden zu einem Adventstreff geworden. Vorweihnachtliche Stimmung kommt da nicht wirklich auf.

Foto: Linda Hammer

Dick vermummte Leute suchen Schutz gegen den Nieselregen unter dem Dach der Glühweinbude, die Menschen wärmen ihre Finger an den Tassen mit dem heißen Gebräu. Im Hintergrund ist das Geplärre aus den Lautsprechern des Kinderkarussells zu hören. Einige Meter weiter werden Reibekuchen und Bratwürste verkauft. Von vorweihnachtliche Stimmung in der Innenstadt kaum eine Spur. Eher Tristesse pur. "Das sieht traurig aus", bekennt Agnes Meuther. Die Chef-Organisatorin des Weihnachtsmarktes sagt aber auch: "Es ist ja auch nur noch ein Advents-Treff." Das stimmt. Der Dormagener Weihnachtsmarkt ist längst vorbei, er endete bereits am 7. Dezember nach zehn Tagen. Seitdem müssen die Dormagen nach Köln, Düsseldorf oder auch nach Neuss ausweichen, um beim Einkauf weihnachtliches Flair zu verspüren. Das weiß auch die Stürzelbergerin Meuther, aber: "Mehr ist in Dormagen nicht möglich. So wie es in diesem Jahr war, sollte es auch im nächsten Jahr gemacht werden." Dann aber ohne sie, denn sie beendet ihr ehrenamtliches Engagement in diesem Bereich.

Sie hat in den vergangenen Jahren bei den Bemühungen der Arbeitsgruppe Weihnachtsmarkt hautnah erlebt, wie schwierig es ist, einen Weihnachtsmarkt zu installieren, der auf eine Mittelstadt wie Dormagen passgenau zugeschnitten ist. "Viele Händler haben mit ihren Buden langjährige Verträge auf anderen Märkten", sagt Meuther. Hinzu kommt, dass Dormagen offenbar kein gutes Image besitzt: "Händler sehen bei uns ein Risiko. Sie sagen, hier kommen die Leute nur, um zu gucken, nicht um zu kaufen."

Dass mit dem Abbau von Veranstaltungsbühne und Buden auch die Weihnachtsstimmung vor dem Historischen Rathaus gleich mit beseitigt wird, nehmen die Handelnden in Kauf. Der frühe Termin ist bewusst gewählt und ein Zugeständnis an die Kaufmannschaft in der City: "Die Werbegemeinschaft wünscht diesen Termin am Monatsanfang, weil die Leute dann Geld bekommen und es ausgeben", sagt Meuther.

Ein verständlicher Wunsch, aber auch einer mit Folgen. Denn trostloser als in den restlichen gut zwei Wochen kann es auf dem Rathausplatz kaum sein. Vor allem das viel zu große Karussell dominiert die Szenerie. Die wunderbare Kulisse des Historischen Rathauses mit dem von Kindern der Kitas und OGS liebevoll gestalteten Weihnachtskalender an der Fassade und mit dem Wunsch-Weihnachtsbaum kommt seitdem nicht mehr adäquat zur Geltung. Das ist schade und selbst verschuldet. So gelungen die mit viel Mühe und Einsatz gestalteten zehn Tage Weihnachtsmarkt waren, zu dem auch die (nur) sechs Buden der Vereine gehörten, so misslungen ist alles andere. Auch Bürgermeister Erik Lierenfeld sieht Potenzial: "Man kann immer besser werden." Er anerkennt aber die gute Arbeit, die die AG geleistet hat.

Allen, die an den Planungen beteiligt sind - und dazu wird bald auch ein neuer City-Manager gehören - dürfen diese Kernzeit vor Heiligabend nicht sich selbst überlassen. Wenn es denn nur noch ein "Advents-Treff" sein soll, dann, bitteschön, einen mit Plan. Dazu gehört eben kein Monster-Karussell mitten auf dem Rathausplatz, sondern eher ein großer Pavillon, an dem Dormagener sich mittags oder nach Büroschluss auf einen Glühwein oder Bier treffen.

Vor dem Historischen Rathaus, in einem weihnachtlichen Ambiente mit Weihnachtsbäumen oder ähnlichem. Klein, aber fein. Die Almhütte, die eine gelungene Premiere feierte, ist eine nette Ergänzung, aufgrund der etwas abseitigen Lage aber auch nicht mehr. In Neuss übrigens wird ab Mittwoch bis 3. Januar aus dem Weihnachts- ein Wintermarkt. Klar ist, auch Dormagen hat Besseres verdient.

(NGZ)
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