Dormagen Rheumakranker hilft anderen Betroffenen

Dormagen · Kurt Stöcken aus Hackenbroich ist Sprecher der Dormagener Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Rheuma-Liga. Darüber hinaus hat er eine spezielle Ausbildung absolviert, um Erkrankte in Einzelgesprächen zu unterstützen.

Der Mann weiß, wovon er redet. Kurt Stöcken kennt die quälenden Schmerzen, die psychischen Belastungen, auch die inneren Widerstände, die Krankheit zu akzeptieren. Der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Rheuma-Liga in Dormagen hat selbst mit Arthrose zu kämpfen, einer der folgenschwersten rheumatischen Erkrankungen. Bei Stöcken sind die Zehen betroffen. "Manchmal tut es so weh, dass mir die Tränen kommen", erzählt er.

Doch er hat gelernt, damit zu leben, hat sich Techniken angeeignet, mit denen sich die Schmerzen ausblenden oder zumindest in den Hintergrund drängen lassen. "Dieses Wissen möchte ich gerne weitergeben, um auch anderen Betroffenen zu helfen", erklärt der knapp 64-Jährige, der sich in jüngeren Jahren in seiner Dortmunder Heimat als Boxer, Gewichtheber und Fußballer betätigte. Da er auch gerne mit Menschen umgeht, zögerte Stöcken nicht lange, als er 2011 bei einem Seminar in Gelsenkirchen von der Ausbildung zum ehrenamtlichen qualifizierten Rheuma-Berater erfuhr. "Da habe ich spontan entschieden, dass ich das machen möchte", sagt Stöcken, der nach seiner Kindheit und Jugendzeit im Ruhrgebiet längst in Dormagen heimisch geworden ist und heute in Hackenbroich wohnt.

Zwei Jahre dauerte die Ausbildung, 2013 schloss Stöcken sie mit Erfolg ab. Seitdem hat schon eine ganze Reihe Erkrankter einen Termin zur Einzelberatung bei ihm wahrgenommen, "doch das Angebot kann ruhig noch bekannter werden", findet der frühere Fertigungssteuerer bei der Firma SKF, der mittlerweile eine Erwerbsminderungsrente bezieht.

Die Einzelberatung findet in den Räumen der Rheuma-Liga an der Kölner Straße 93 (1. Etage des Sparkassengebäudes) statt. Stöcken bemüht sich um eine angenehme und gelöste Atmosphäre, dann fragt er den Ratsuchenden nach der ärztlichen Diagnose, um seine Hinweise darauf abzustimmen. "Denn es gibt mehr als 100 verschiedene rheumatische Erkrankungen", weiß der Fachmann. Im Gespräch, das selten länger als 30 bis 45 Minuten dauert, bespricht er mit dem Besucher Ansätze, die Beschwerden zu verringern - in jenen Phasen, in denen der Schmerz schwächer ist, zum Beispiel mit Wasser- und Trockengymnastik und mit der sogenannten Medizinischen Trainingstherapie (MTT). Bei einer Tagung in Bad Sassendorf hat sich Stöcken jüngst über Pilates, Feldenkrais und Aquajogging informiert.

Ein zentraler Punkt in der Rheuma-Therapie ist aus seiner Sicht die Ablenkung, das Verschieben der Konzentration vom Schmerz auf etwas anderes. Dass das funktioniert, hat Stöcken selbst erfahren - durch mehrere Termine bei einem Schmerztherapeuten. Den Weg zu einem kompetenten Psychologen hält er für sehr sinnvoll. "Diese Fachleute sind darauf geschult, Ablenkungstechniken zu vermitteln", erklärt Stöcken. Leider werde die Inanspruchnahme psychologischer Unterstützung immer noch von vielen Menschen als Schwäche angesehen und gesellschaftlich stigmatisiert.

Sein Zertifikat als qualifizierter Rheuma-Berater muss Kurt Stöcken alle drei Jahre neu erwerben, um beim medizinischen Fortschritt auf Stand zu bleiben. Für die Zukunft wünscht er sich größere Räumlichkeiten für die Rheuma-Liga. "Ein größeres Büro mit Extraraum wäre toll", sagt er. Die finanziellen Möglichkeiten sind indes begrenzt. Maximal 250 Euro beträgt das Budget für die Miete (Kontakt siehe Kasten).

(NGZ)
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