Dormagen Rotes Kreuz: Blutkonserven werden knapp

Dormagen · Die Bereitschaft, Blut zu spenden, lässt seit Jahren nach. Vom universellen Typ 0 negativ reicht der Vorrat nur noch für einen Tag. In Dormagen ist der Rückgang der Spender in Hackenbroich und in Nievenheim gravierend.

Dormagen: Rotes Kreuz: Blutkonserven werden knapp
Foto: Heinz Kapschak

In anderen Städten schließt der Blutspendedienst West des Deutschen Roten Kreuzes, der für NRW, Rheinland-Pfalz und Saarland die Versorgung mit Blutkonserven steuert, Blutspende-Lokale. In Dormagen nicht - noch nicht. "Bei zwei der vier Standorte ist die Zahl der Spender deutlich rückläufig", sagt DRK-Pressesprecher Heinz Kapschak kritisch.

Das DRK hat Dormagen im Blick: "Wir beobachten in diesem Jahr die Entwicklung der Zahlen und müssen dann gegebenenfalls die Standorte in Hackenbroich und Nievenheim in Frage stellen." Der Rückgang ist flächendeckend: "Wir haben bei unseren Terminen zehn bis 15 Prozent weniger Spender." Mit dramatischen Folgen: Für den universell einsetzbaren Typ 0 negativ reicht der Vorrat lediglich für 1,2 Tage - "von unserer Ziel-Marke von drei Tagen sind wir weit entfernt", so Kapschak.

Dabei sind die Anforderungen an den Blutspendedienst gesunken: Bis vor einigen Jahren wurden in unserem Bereich jährlich rund eine Million Blutkonserven benötigt, heute sind es rund 900 000. Kapschak erklärt, woran das liegt: "Seit anderthalb Jahren läuft das so genannte Patient Blood Management, PBM. Bei diesem Projekt wird in Krankenhäusern versucht, weniger Blutkonserven zu verwenden."

Ein Beispiel: Vor einer Operation wird der Hämoglobinwert gemessen. Liegt der bei Faktor zehn, wird eine Blutkonserve verabreicht. Dass geschieht in speziellen Kliniken, wie Universitätskliniken, die an diesem PBM-Projekt teilnehmen, nicht, sondern bei Bedarf. Es wird dann auch versucht, erklärt Kapschak, die Grenze für die Verabreichung auf acht zu senken. "Das führt natürlich zu einem verringerten Verbrauch von Blutkonserven." Dieses neue Verfahren wird auch in den beiden Kreiskrankenhäusern in Hackenbroich und Grevenbroich angewendet. "Das System ist bereits etabliert", sagt Pressesprecherin Elisabeth Roderhoff. Es gehe zunächst darum, mögliche Defizite bei dem Patienten zu erkenne und auf anderem Weg (Medikamente) zu behandeln, ehe auf eine Blutkonserve zurückgegriffen wird. Bei Operationen wird auch mit "Cell Saver" gearbeitet, wo das Eigenblut aufgefangen und dem Patienten wieder zugeführt wird. Das spart Blutkonserven, Geld und Risiken, wenn ohne Fremdblut gearbeitet werden kann. Im vergangenen Jahr wurden im Kreiskrankenhaus Hackenbroich 3614 Blutkonserven verbraucht - 78 weniger als im Jahr zuvor.

Der beliebteste Spendestandort in Dormagen ist das Bürgerhaus Horrem. Zwölf Mal im Jahr ist der DRK an der Knechtstedener Straße vor Ort, 1208 Spenden wurden im vergangenen Jahr dort geleistet - 34 mehr als im Jahr zuvor. Ein leichtes Plus gibt es für den Standort am Hit-Markt in Top West: Vier Mal steht dort im Jahr das DRK-Blutspendemobil und sammelte 204 Spenden ein, gegenüber 185 in 2013. Rückläufig sind die Zahlen in Hackenbroich: um fast zwölf Prozent auf 163 Spenden. In Nievenheim ist der Einbruch noch deutlicher: um gut 22 Prozent auf nur noch 248.

Ein Problem kommt auf die Experten beim DRK-Dienst mit Sitz in Hagen noch zu: Zwar liegt das Durchschnittsalter der Blutspender bei vergleichsweise geringen 41 Jahren. Aber die fleißigsten Spender sind eindeutig die Älteren. Sie spenden vier Mal im Jahr, ein 18-Jähriger ein Mal. "Wenn ein Senior aufhört, dann benötigen wir zwei, drei jüngere Neuspender, die das auffangen", sagt Heinz Kapschak. Spenden kann jeder gesunde Mensch - vorausgesetzt er ist mindestens 18 Jahr alt und 50 Kilogramm schwer. Geld gibt es übrigens für die Blutspende nicht, anders als in der Uni-Klinik.

(NGZ)
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