Dormagen RWE-Gastank wird abgebaut

Dormagen · Große Proteste bei den Delrather Bürgern hatte der Bau der Glasschaumfabrik von Misapor neben dem RWE-Flüssiggasspeicher ausgelöst. Der Tank wird nun abgebaut. Der Energiekonzern nennt ökonomische Gründe.

 RWE nennt für den Rückbau rein wirtschaftliche Gesichtspunkte

RWE nennt für den Rückbau rein wirtschaftliche Gesichtspunkte

Foto: NGZ

Die weiße Hand auf blauem Grund, das Logo des Energiekonzerns RWE, winkt schon wie zum Abschied vom Flüssiggasspeicher am Zinkhüttenweg. 14 Millionen Kubikmeter auf minus 165 Grad gekühltes Erdgas fasst der Tank – noch. Bis zum April soll der Rohstoff abgepumpt, bis 2012 die gesamte Anlage abgebaut werden. Das bestätigte jetzt die Bezirksregierung gegenüber der NGZ: "Der Tank ist kein Thema mehr, er wird stillgelegt", so Jennifer Spitzer, Sprecherin der Bezirksregierung. Ein neuer Betreiber stehe nicht zur Verfügung.

Bei der Delrather Bevölkerung löst die Nachricht Erleichterung aus. Insbesondere der Bau der Glasschaumfabrik des Schweizer Unternehmens Misapor in unmittelbarer Nähe hatte für Unmut gesorgt: Gas, Feuer – verständlicherweise schürt diese Kombination Ängste. "Die Glasaufbereitung direkt neben dem Gastank – wir hatten schon ein mulmiges Gefühl", erklärt Anwohner Klaus Speth. Dass vermeintlich sichere Unternehmen dennoch Gefahren bergen könnten, hätte in direkter Nachbarschaft die Explosion bei Wuppermetall in St. Peter gezeigt.

Bei Temperaturen von bis zu 950 Grad soll bei Misapor ab dem Frühjahr in elektrisch betriebenen Bandlauföfen so genannter Glasschaumschotter hergestellt werden. In einer 1993 aufgesetzten Broschüre hatte der damalige Gastankbetreiber Thyssengas gewarnt: "Gefahren bei einem Störfall: Austretendes Flüssigerdgas verdampft und bildet dabei eine kalte Nebelwolke. Am Rande der Wolke entsteht eine Zone mit zündfähigem Gas-Luft-Gemisch."

RWE-Sprecherin Frauke Küsgen dementiert, dass die Demontage mit einer möglichen Gefährdung zu tun habe: "Der Rückbau erfolgt nach rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten." Der Delrather Gasspeicher, der von neun Mitarbeitern betreut wird, fasse ein sehr kleines Volumen und sei heutzutage ein Exot. Zum Vergleich: Das gesamte Speichervolumen des Konzerns liegt bei 1,5 Milliarden Kubikmeter. Nikolaus Wiesenberger, der früh vor den Gefahren der Nachbarschaft beider Unternehmen gewarnt hatte, spricht von einem glücklichen Zufall. "Die Entscheidung kommt für uns überraschend", sagt Wiesenberger. Für die Delrather sei der Entschluss ein bedeutender Fortschritt. Wiesenberger glaubt indes, dass der Rückbau auch mit dem Verkauf des RWE-Gasfernleitungsnetzes an das australische Unternehmen Macquarie zu tun hat. Das jedoch verneint RWE-Sprecherin Küsgen. Einen Zusammenhang gebe es nicht.

Eine Sorge der Delrather ist nun vom Tisch. Vorerst. "Wenn", so Anwohner Nikolaus Wiesenberger, "nicht etwas Ähnliches an diesem Standort gebaut wird."

(NGZ)
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