Dormagen Schellack-Schätzchen locken Retro-Fans

Dormagen · Historischer Moment im Radiomuseum: Der neue Übertragungswagen aus dem Jahr 1967 kam an.

 Matthias Demmer, Volkmar Hess und Ralf Koxholt (v.r.) gestern beim "Kulttrödel" im Phono- und Radiomuseum.

Matthias Demmer, Volkmar Hess und Ralf Koxholt (v.r.) gestern beim "Kulttrödel" im Phono- und Radiomuseum.

Foto: G. Salzburg

Volkmar Hess und Helmut Dietsch waren bester Laune: Bereits kurz, nachdem sie die Türen des Phono- und Radiomuseums Dormagen geöffnet hatten, strömten die Besucher hinein. Anlässlich des Volkstrauertages, an dem keine Musik gespielt und auch nichts verkauft werden darf, luden sie zum zweiten Gratis-Trödel ein, bei dem sie Kultschätzchen an neue Liebhaber verschenkten.

Darunter war ein gebundenes Heft mit "Don Camillos Geheimrezepte", Geschirr aus den 50er, 60er und 70er Jahren, Lampen und kleine "Stehrümchen", aber auch Schallplatten von Abba, Peter Maffay, Kate Bush oder Roland Kaiser - teilweise sogar mit Autogrammen. Kassetten und Bücher rundeten das Sortiment ab.

Schallplatten von Brian Ferry werden künftig in Kempen gehört: Rosemarie Faßbender hatte den Kulttrödel als "Geheimtipp" erfahren und sich auf den Weg gemacht. "Normalerweise höre ich die Red Hot Chili Peppers, aber Musik aus den 80ern ist auch super", sagt sie.

"Schon im vergangenen Jahr konnten wir uns über regen Zulauf freuen", erzählt Volkmar Hess, der mit dem immer voller werdenden Spendenhut herumging. Rund 700 Euro kamen im Vorjahr für den Förderverein des Museums zusammen, und die Betreiber rechnen in diesem Jahr mit einer ähnlichen Summe - zumal das neueste Museumsstück schon sehnsüchtig erwartet wurde: Der Sohn von Helmut Dietsch hatte im Internet einen Oldtimer aus dem Jahr 1967 ausfindig gemacht: Einen Daimler Benz 911, einen Übertragungswagen, der überwiegend für Reportagen genutzt wurde. "Deswegen hat das gute Stück auch erst knapp 20.000 Kilometer auf dem Tacho", sagte Dietsch stolz. Von 1967 bis 1996 wurde das graue Fahrzeug als Richtfunk-Notdienstfahrzeug der Deutschen Bundespost verwendet, bevor es 1997 in Privatbesitz überging. Es sollte zu einem Expeditionsfahrzeug umgebaut werden, "was glücklicherweise nie realisiert wurde". 2004 kaufte die starlet media AG den Oldtimer und baute ihn zum Übertragungswagen mit mobilem Sende- und Produktionsstudio um, bis 2010 wurde von dort aus das Fern- und Vielfahrerprogramm "Truck Radio" gesendet. Aus privater Sammlung wurde das Fahrzeug jetzt von Bayern nach Dormagen überführt. "Da es nur maximal 70 Stundenkilometer schnell fahren kann, wird die Strecke eine Weile dauern", weiß Dietsch. Für den Stellplatz hatten die Betreiber des Musikmuseums extra ein Beet entfernen und die Stelle pflastern lassen. Auch wenn von dort aus nicht übertragen wird: Zubehör hat Helmut Dietsch trotzdem gekauft, unter anderem zählen Mikrofone, Mischpult und Lautsprecher zur Ausstattung des Sendewagens.

Wie jeden Sonntag unternahm Dietsch auch eine Führung durch das Museum, zeigte die Schätze und auch das Tonstudio von Chris Howland.

(NGZ)
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