Dormagen Schmetterlinge für Sternenkinder

Dormagen · Die Technischen Betriebe haben eine Behindertenwerkstatt mit der Anfertigung hölzerner Tierfiguren für den Friedhof beauftragt. Sie sollen Eltern trösten, die ihr Kind durch Fehlgeburt oder Schwangerschaftsabbruch verloren haben.

 Hinterbliebene Eltern können Holz-Schmetterlinge für ihre Kinder bemalen und auf dem Friedhof an der Mathias-Giesen-Straße aufstellen.

Hinterbliebene Eltern können Holz-Schmetterlinge für ihre Kinder bemalen und auf dem Friedhof an der Mathias-Giesen-Straße aufstellen.

Foto: Stadt Dormagen

Für viele Betroffene ist es eine traumatische Erfahrung, die mitunter sogar Ehen und Partnerschaften bis zu deren Zerstörung belasten kann. Eltern, die ihr Kind durch eine Fehlgeburt oder einen Schwangerschaftsabbruch verlieren (sogenannte Sternenkinder), erleiden oft starken seelischen Schmerz. Umso wichtiger ist die Verarbeitung, auch mithilfe von Angeboten der Trauerbewältigung. Die Stadt Dormagen hat dies schon vor mehr als zehn Jahren erkannt - und beweist nun, dass ihr dieses Thema weiterhin wichtig ist. Auf dem Friedhof an der Mathias-Giesen-Straße, wo Eltern ihre ungeborenen Kinder seit 2005 anonym bestatten lassen können, dürfen sie nun einen auf einen Stab montierten Schmetterling aus Holz aufstellen. Die bunten Tierfiguren sollen die Erinnerung an das Kind wachhalten und den Eltern auf diese Weise Trost spenden. Die Schmetterlinge dürfen auf Wunsch mit dem Namen des Kindes versehen werden.

"Wir haben diese Figuren von den Behindertenwerkstätten WFB des Kreises Mettmann in Langenfeld anfertigen lassen. Die Eltern können sich die Schmetterlinge bei uns abholen und sie dann nach ihren eigenen Vorstellungen bemalen", erklärt Angela Schiffer von der Friedhofsverwaltung bei den Technischen Betrieben Dormagen (TBD). Bezahlen müssen die Betroffenen laut TBD dafür nichts; auch für die Bestattungen auf dem Schmetterlingsfeld wird kein Geld verlangt. Das Angebot richtet sich an alle Hinterbliebenen der seit 2005 auf dem Areal beigesetzten Kinder.

In der Bundesrepublik gibt es in jedem Jahr durchschnittlich mehr als 3000 Totgeburten. In vielen Fällen bleiben die Eltern mit ihren emotionalen Nöten allein. Doch im Rhein-Kreis können sie Unterstützung finden. Eine noch relativ neue Anlaufstelle ist der gemeinnützige Verein "Stille Geburten", der vor einigen Monaten im Rommerskirchener Ortsteil Sinsteden gegründet wurde. Initiiert wurde dies durch die Sinstedenerin Petra Friese, die auch den Vereinsvorsitz übernommen hat.

Friese kann sich gut in die Hinterbliebenen hineinversetzen, weil sie selbst mehrere Fehlgeburten erlitten hat und deshalb weiß, wie sich Frauen, Paare oder Familien in einer solchen Situation fühlen. Wohl auch aus diesem Grund betätigt sie sich als Begleiterin von Eltern, deren Kind tot zur Welt gekommen ist. Friese hat eine entsprechende Ausbildung absolviert und einen verständnisvollen Arbeitgeber gefunden, der sie freistellt, wenn sie von trauernden Eltern gebraucht wird. "Stille Geburten" hat von Anfang an angekündigt, sich nicht nur in Rommerskirchen, sondern in der ganzen Region engagieren zu wollen.

Allgemeine Hilfen für Trauernde bietet in Dormagen der "Trauer-Treff" im Caritas-Mehrgenerationenhaus, Unter den Hecken 44 (jeden ersten Montag im Monat von 15 bis 17 Uhr, ohne Anmeldung). Trauerbegleiter sind dabei.

(NGZ)
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