Dormagen Schülerin will für Flüchtlinge übersetzen

Dormagen · Maryam Fahimi besucht die Realschule am Sportpark. Vor drei Jahren hat sie mit ihrer Mutter den Iran verlassen. Eine neue Heimat fand sie in Dormagen. Nun möchte sie ihre Sprachkenntnisse sinnvoll einsetzen.

 Maryam Fahimi geht in die 10. Klasse der Realschule am Sportpark. Wenn sie ihre Mittlere Reife hat, möchte sie Krankenschwester werden.

Maryam Fahimi geht in die 10. Klasse der Realschule am Sportpark. Wenn sie ihre Mittlere Reife hat, möchte sie Krankenschwester werden.

Foto: Georg Salzburg

Maryam Fahimi spricht einwandfreies Deutsch mit einem nur leichten Akzent. Vor drei Jahren konnte sie noch kein einziges Wort. Damals musste sie mit ihrer Mutter, einer politisch engagierten Frau, den Iran verlassen. Mit einem Visum gelangten die beiden über die Türkei nach Polen, von dort nach Frankfurt. Unterschlupf fanden sie schließlich bei einem Onkel, der in Dormagen lebt, seit 30 Jahren schon. Heute, der Asylantrag ist längst genehmigt, leben die beiden in ihrer eigenen Wohnung.

Maryam, mittlerweile 18 Jahre, besucht die 10. Klasse der Realschule am Sportpark. Ihre Lieblingsfächer sind Deutsch, Chemie und Biologie. Wenn sie im kommenden Jahr die Mittlere Reife hat, möchte die junge Frau eine Ausbildung zur Krankenschwester machen. Praktika hat sie schon im Krankenhaus und in einem Pflegeheim gemacht, die Bewerbungen sind längst geschrieben. Die 18-Jährige kann sich gut daran erinnern, wie es war, als sie vor drei Jahren nach Dormagen kam. "Ich hatte Heimweh und wusste aber, dass ich nicht zurückkehren konnte", sagt sie. Und eigentlich habe sie auch gar nicht zurückkehren wollen. Schließlich habe man ihre Familie nicht gut behandelt. Ein normales Leben zu führen, wäre dort unmöglich gewesen.

Maryam wurde "eingeschult", in die Realschule am Sportpark, war dort in der Einsteigerklasse, um zunächst einmal intensiv Deutsch zu lernen. Aktuell gehen in diese Klasse Jungen und Mädchen aus zehn Nationen. Ein Jahr habe es gedauert, bis Maryam fühlte, dass sie angekommen sei, auch sprachlich. Bis heute nimmt sie noch stundenweise am Deutsch-Unterricht in der Einsteigerklasse teil, um ihre Sprachkenntnisse zu verfeinern. Zu Hause mit ihrer Mutter spricht sie meist Persisch. Afghanisch beherrscht sie ebenfalls.

Deshalb hat sie der Stadt jetzt auch ihre Hilfe angeboten. "Ich möchte für Flüchtlinge übersetzen. Ich weiß ja, wie es ist, wenn man in ein fremdes Land kommt und nichts versteht", sagt Maryam. Entsprechende Formulare hat sie ausgefüllt und an die Verwaltung zurückgegeben. Noch hat sie nichts gehört, steht aber in den Startlöchern. Auch die beiden Schwestern einer Mitschülerin, die aus Ägypten kommen, wollen als Dolmetscher helfen. Sehnsucht hat die Schülerin allerdings nach ihrer Schwester, die im Iran geblieben und dort verheiratet ist. "Wir sehen uns nur sehr selten. Und wenn, dann treffen wir uns in der Türkei", erzählt sie. Denn weder sie, noch ihre Mutter können jemals wieder in die alte Heimat zurück. Das macht sie manchmal traurig, doch in Dormagen, dass wissen beide, haben sie eine neue Heimat gefunden.

(NGZ)
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