Dormagen Schützenwesen soll Weltkulturerbe werden

Dormagen · Die Schützen aus dem Rheinland und Westfalen wollen ihre gelebte Tradition auf die Liste des Immateriellen Unesco-Kulturerbes bringen. Ein entsprechender Antrag verließ Montag Nachmittag das Rathaus der Stadt Dormagen.

Antrag: Schützenwesen soll Weltkulturerbe werden
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Bürgermeister Peter-Olaf Hoffmann hatte zuvor als Generalsekretär der Europäischen Gemeinschaft Historischer Schützen (EGS) das 19 Seiten starke Papier unterzeichnet. "Wir sind hoffnungsfroh, dass wir erfolgreich sein werden", sagte Hoffmann, der dabei auf das benachbarte Ausland verwies: In Belgien und den Niederlanden wurde das Schützen-Brauchtum bereits als Weltkulturerbe anerkannt. Immaterielle Kulturgüter können nach deutschem Recht aber erst seit dem Vorjahr unter Schutz gestellt werden. Wie die Schützenverbände, so streben unter anderem auch die Organisationen des rheinischen Karnevals die Anerkennung als Weltkulturerbe an.

Im Land Nordrhein-Westfalen sind nach Angaben der Initiatoren 570.000 Schützen in fast 3000 Bruderschaften, Vereinen und Gilden organisiert. Darunter die Neusser, die mit 7500 aktiven Marschierern das größte Schützenfest hierzulande feiern. Die Schützen berufen sich auf eine lebendige Tradition, deren Wurzeln bis ins Mittelalter reichen. Dabei beschränke sich das Brauchtum nicht auf Folklore, sondern habe sich zu einer dynamischen Kraft in der Gesellschaft entwickelt. Dazu zählen nach Ansicht von EGS-Justitiar Horst Thoren aus Korschenbroich die "integrative Wirkung", die vom Schützenwesen ausgehe sowie das starke soziale und karikative Engagement, dass von den Vereinen gelebt werde. Das bestätigt auch Britta Spies, die Leiterin des Rheinischen Schützenmuseums in Neuss: "Es gibt einen Kern von ideellen Gemeinsamkeiten und konkreten Ritualen, die die einzelnen Schützen in ihrem Selbstverständnis fest zusammenbindet und in einer gemeinsamen Tradition vereinigt."

Für die drei unterstützenden Bundestagsabgeordneten Ansgar Heveling (Korschenbroich), Günter Krings (Mönchengladbach) und Patrick Sensburg (Hochsauerlandkreis) verkörpern die Schützen ein "urdemokratisches Gesellschaftsverständnis", denn jeder Bürger könne ohne weiteres für ein Jahr König sein. Es komme nicht auf Abstammung oder gesellschaftliche Position an.

Mit dem belgischen Honorarkonsul Prinz Charles-Louis de Merode und dem österreichischen Erzherzog Karl von Habsburg-Lothringen unterstützen auch zwei Vertreter des europäischen Hochadels den Antrag, die beide über EGS-Spitzenämter dem Schützenwesen eng verbunden sind.

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