Nach Hakenkreuz-Schmierereien Dormagener fordern Sicherheitskonzept für Moschee

Dormagen · Der Chef einer Dormagener Spezialreinigungsfirma entfernte am Montag die Anti-Islam-Parolen und Hakenkreuze auf dem Moschee-Rohbau. Nach der spontanen Demonstration gegen Fremdenhass engagieren sich Dormagener weiter.

Auf dem Gerüst des Moschee-Baus entfernt Manfred Fiedler gestern Anti-Islam-Parolen und Nazi-Symbole mit einem Sandstrahler. Die Schmierereien wurden wegen ihrer Symbolkraft abgelöst, nicht nur überstrichen.

Auf dem Gerüst des Moschee-Baus entfernt Manfred Fiedler gestern Anti-Islam-Parolen und Nazi-Symbole mit einem Sandstrahler. Die Schmierereien wurden wegen ihrer Symbolkraft abgelöst, nicht nur überstrichen.

Foto: Linda Hammer

Die Dormagener erklären weiter ihre Abscheu über die extremistischen Schmierereien am Rohbau der Moschee an der Roseller Straße. Auch am Tag nach dem Entdecken der fremdenfeindlichen Sprüche und Nazi-Symbole auf Minarett und Wänden des Bauwerks beziehen Dormagener klar Stellung gegen Fremdenhass.

"Solch ein extremes Gedankengut werden wir hier nicht gutheißen", betonte Pfarrer Frank Picht von der evangelischen Christuskirche. Auch seinem katholischen Amtskollegen, Pfarrer Peter Stelten, war es wichtig, bei der von Bürgermeister Erik Lierenfeld ("Diese Sauerei tragen wir Dormagener nicht mit") spontan initiierten Solidaritäts-Kundgebung von rund 300 Dormagenern am Sonntag dabei zu sein: "Wir stehen für friedliches Miteinander der Religionen", sagte Stelten. "Eine derartige Intoleranz und Menschenfeindlichkeit hat nichts zu suchen in unserem Heimatort", meinte Bettina Lohaus, stellvertretende Dormagener Baptisten-Gemeindeleiterin.

"Wir erhalten viele aufmunternde Reaktionen", erklärte Dursun Pekdemir, Vorsitzender des Moschee-Vereins. So hatte Landrat Hans-Jürgen Petrauschke die zahlreichen Teilnehmer der Kundgebung aufgefordert: "Bleiben Sie stark!" Der religiöse Attaché Ramazan Ilikkan betonte: "An diesem traurigen Tag sind wir froh, unsere deutschen Freunde hier zu sehen, die sich mit uns solidarisch erklären." Jetzt müsse über weitergehende Sicherheitsmaßnahmen für den Moschee-Bau diskutiert werden, um solche Angriffe in Zukunft auszuschließen.

Die sichtbaren Zeichen der "gezielten Provokation", so Landtagsabgeordneter Rainer Thiel, der für Toleranz und Vielfalt plädierte, sind inzwischen von der Moschee getilgt. Noch am Sonntag hatte Bürgermeister Lierenfeld die städtischen Eigenbetriebe gebeten, die Anti-Islam-Sprüche und Hakenkreuze vom Rohbau zu entfernen. Gestern Morgen begann die beauftragte Spezialreinigungsfirma Fiedler & Knab aus Dormagen in Absprache mit dem Eigenbetrieb und dem Moscheebau-Betreiber mit den Arbeiten. Wegen der Symbolkraft der Hakenkreuze und Sprüche wurden sie nicht einfach übermalt.

"Wir haben uns bewusst dafür entschieden, die Schmierereien nicht zu überstreichen, da sie sonst für immer Teil der Moschee geblieben wären, sondern sie abzulösen", erklärte Armin Schlangen, verantwortlich für das Gebäudemanagement des Eigenbetriebs. Da wegen Betriebsferien keine Arbeiter zur Verfügung standen, habe der Geschäftsführer Manfred Fiedler selbst zum Sandstrahler gegriffen. "Wir haben statt Chemie-Mitteln Sandstrahlung eingesetzt, um keine Schäden am Bauwerk zu produzieren", erläuterte Schlangen.

Derweil ermitteln Polizei und Staatsschutz weiter. Es existieren Aufnahmen von Videokameras vom Gelände der Moschee. Das Material wird nun gesichtet und ausgewertet, erklärte eine Polizeisprecherin in Neuss. Der Staatsschutz ermittelt wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen und Sachbeschädigung. Die Polizei sucht nach Zeugen, die in der Nacht zum Sonntag im Gewerbegebiet Verdächtiges beobachtet haben. Hinweise an 02133 3000.

(NGZ)
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