Dormagen So hätte es auch George B. Shaw gefallen

Dormagen · Gleich zwei Mal war am Wochenende die Freilichtbühne Zons mit je 700 Besuchern ausverkauft. Zu Recht, denn die Aufführung von "My Fair Lady" der Neuen Operette Düsseldorf überzeugte mit Gesang, Ausstattung und Inszenierung.

 Tolle Sänger, tolle Kostüme, tolle Bühnenbilder - die Neue Operette Düsseldorf zeigte auf der Freilichtbühne, eine nahezu perfekte Inszenierung.

Tolle Sänger, tolle Kostüme, tolle Bühnenbilder - die Neue Operette Düsseldorf zeigte auf der Freilichtbühne, eine nahezu perfekte Inszenierung.

Foto: B. Rosenbaum

Zuhörer, die das attraktive Ambiente der Bühne und das außerordentlich zuvorkommende Engagement des Heimat- und Verkehrsvereins der Stadt Zons nicht genau kennen - und es waren Besucher aus ganz Nordrhein-Westfalen am Wochenende in der Zollfeste - , musste begeistern, was die Düsseldorfer an Pomp und Professionalität da auf das relativ kleine Areal stellten.

"My fair Lady" nach George Bernard Shaws "Pygmalion" mit der Musik von Frederick Loewe gehört seit seiner Uraufführung 1956 in New York zu den bekanntesten Musicals. Die Story: Professor Henry Higgins, ein berühmter Phonetiker, hört 1912 nach einem Opernbesuch auf dem Blumenmarkt am Covent Garden (London) ungewöhnliche Dialekte. Er ist entsetzt: "Kann denn die Kinder keiner lehren, wie man spricht?" Gleichwohl interessiert ihn das Blumenmädchen Eliza, das mit ihrem unflätigen Berlinerisch auffällt. Er wettet mit dem ebenfalls sprachwissenschaftlich versierten Obert Pickering: "Ich mache eine Herzogin aus dieser Rinnsteinpflanze!" Denn sprachliche Eleganz bedeutet gesellschaftliche Akzeptanz.

Auf der Freilichtbühne führt in diese Geschichte zunächst einmal ein wunderbares Ballett junger Tänzerinnen ein. Reiner Zufall: Dabei tanzt auch die Zonserin Marine Klingen (22), die gerade ihre Ausbildung als Tanzpädagogin abgeschlossen hat (die NGZ berichtete). Das Ballett hat mehrere glanzvolle Nummern und hilft sogar als charmanter Kulissenschieber. Wolfgang Krupp (Henry Higgins) hat enorme komödiantische Fähigkeiten und einen super-sauberen Bariton. Er wird allerdings vom Blumenmädchen Eliza Doolittle (Sopran) übertroffen: Polonca Olszak wird zum umjubelten Star. Die Slovenin ist ein unverzichtbares Pfand für das Ensemble, sie zeichnet nämlich auch für Inszenierung und Ausstattung verantwortlich. Und die ist an Üppigkeit kaum zu überbieten. Bei der berühmten Szene, dem Pferderennen von Ascot, glänzen zwanzigfach historische Kostüme vom Feinsten. Da macht es auch nichts, dass Eliza bei ihrem ersten großen Auftritt nach morbider Schulung mit "Lauf schneller oder ich streu dir Pfeffer in den Arsch!" patzt.

Das Publikum wird einbezogen, es trampelt die einzelnen Pferderennen (weitaus besser das Publikum am Samstag). Toll besetzt sind auch die Nebenrollen: Etwa der "Freddy" mit Alexander Janacek ("In der Straße, mein Schatz, wo du lebst"), Higgins' Haushälterin Sabine Laubach mit strahlendem Sopran, natürlich Wolfgang Welter (als Alfred P. Doolittle) mit seinen zwei Saufkumpanen auf der Suche nach "nem kleenen Stückchen Schweineglück".

Ganz großartig der von Ralph Maisel (auch überzeugend in der Oberst Pickering-Rolle) einstudierte Chor und - vor allem - das in einer engen Dependance untergebrachte Salonorchester, das unter der Leitung von Bernd Peter Fugelsang ein wirkliches Optimum an Unterhaltung bot.

(NGZ)
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