Dormagen Spektakulärer Festival-Höhepunkt

Dormagen · Barockorchester und Sänger "Collegium 1704" begeisterten in Knechtsteden.

Der Mittwoch bot in der Klosterbasilika einen spektakulären Höhepunkt im an derartigen Highlights nicht gerade armen Programm des Festivals "Alte Musik Knechtsteden". Das dankte viele Minuten lang ein kenntnisreiches Publikum in der nahezu voll besetzten Basilika den tschechischen Musikern um Václav Luks. Erstmals war er mit dem von ihm 2005 gegründeten und seither geleiteten Prager Barockorchester "Collegium 1704" und dem Vokalensemble "Collegium Vocale 1704" - beides weltweit herausragende Alte-Musik-Ensembles - beim Festival.

Sehr reizvoll auch das Programm: die Gegenüberstellung zweier Vertonungen des Ordinarium Missae zweier Genies. Der Leipziger Thomaskantor Johann Sebastian Bach und der böhmische Komponist Jan Dismas Zelenka, seit 1710 an der Dresdner Hofkapelle, wo er ab 1719 die Kirchenmusik leitete, kannten sich gut und schätzten einander sehr. Neben der großen h-Moll-Messe hat Bach vier weitere Messen geschrieben, darunter die "Missa g-Moll" (BWV 235). Weil er nur Kyrie und Gloria vertont, werden sie "Kyrie-Gloria-Messen" oder auch Lutherische Messen genannt.

Schon dabei besticht das Vokalensemble durch prächtige Homogenität; alle 14 Sängerinnen und Sänger sind erlesene Solisten, wie in den Bach-Arien des "Gloria" Aneta Petrasová (Alt), Václav Èizek (Tenor) und Tomás Král (Bass) eindrucksvoll belegen. Die Prager Ensembles widmen sich vornehmlich der Musik Zelenkas, was auch die Jahreszahl 1704 im Namen zum Ausdruck bringt, denn der bedeutendste tschechische Barockkomponist wurde durch eine Aufführung im August 1704 international berühmt. Seine letzte Messe "Missa Omnium Sanctorum" entstand 1741 am sächsischen Hof und ist eine hochexpressive Komposition: kontrapunktische Dichte ist vereint mit kühner Harmonik und oft chromatisch angereicherter Akkordik. Zu Beginn des "Credo" hört man tschechische Volksmusik, bevor meditative Abschnitte im Terzett "Et incarnatus est" zelebrieren. Glänzend der Chor im Wechsel mit Solostimmen, von einem einfühlsamen Barockorchester begleitet.

Václav Luks dirigiert temperament- und schwungvoll, setzt in virtuosen Passagen dramatische Akzente, die von beiden Ensembles spannungsreich umgesetzt werden. So zeitgemäß mitreißend kann Alte Musik sein! Die weitaus meisten Zuhörer waren vor allem von der grandiosen Interpretation der Messe Zelenkas begeistert.

(NGZ)
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