Dormagen Sportabzeichen hat zu wenig Gewicht

Dormagen · Dormagens Bilanz bei den Absolventen der Prüfungen ist vor allem im Bereich Schulen ernüchternd. Dabei hatte Claus Radke vom Sportverband schon 2014 ausdrücklich für die Teilnahme geworben. Doch er will weiter Interesse wecken.

 Kugelstoßen ist bei der Abnahme des Deutschen Sportabzeichens eine der Disziplinen aus dem Kraftbereich.

Kugelstoßen ist bei der Abnahme des Deutschen Sportabzeichens eine der Disziplinen aus dem Kraftbereich.

Foto: Laaser

Claus Radke redet nicht um den heißen Brei herum. "Ich hatte mir vorgenommen, gerade in Dormagen mehr Menschen für das Sportabzeichen zu begeistern. Dieses Ziel habe ich bislang nicht erreicht", urteilt der Vorsitzende des örtlichen Sportverbandes. Stattdessen gibt es sogar einen Rückschritt: Im März 2014 hatte Radke öffentlich kundgetan, dass es bei der Zahl der Sportabzeichen-Absolventen in Dormagen noch reichlich Luft nach oben gebe, gerade bei den Schulen. Doch ausgerechnet da hat das Interesse noch weiter nachgelassen. 2015 machten nur noch vier der neun Grundschulen aus der Chemiestadt mit, bei den weiterführenden Schulen beteiligte sich niemand mehr. Auch nicht das zuvor in diesem Bereich durchaus aktive Norbert-Gymnasium in Knechtsteden, das früher in jedem Jahr im Kreisvergleich mit an der Spitze lag.

Warum der Leistungsnachweis in der Sportstadt Dormagen einen vergleichsweise geringen Stellenwert hat, ist rätselhaft und entspricht auch nicht dem Trend im Rhein-Kreis Neuss. Dort ist die Zahl der Schulen, die bei der Sportabzeichen-Prüfung mitmachen, zuletzt laut Radke von 28 auf 33 gestiegen. Eine Einschränkung gibt es aber auch bei dieser Bilanz: Sie wird in erster Linie von den Grundschulen aufpoliert, von denen sich zuletzt 29 beteiligten - statt 22 im Jahr davor. Bei den weiterführenden Schulen im Kreisgebiet sank das Interesse: 2014 waren sechs dabei, 2015 nur noch vier.

Die Dormagener Fahne hielten im vergangenen Jahr die Friedrich-von-Saarwerden-Schule in Zons, die Friedensschule mit ihren Standorten in Nievenheim bzw. Gohr, die Erich-Kästner-Schule in Dormagen-Mitte und die Christoph-Rensing-Schule in Horrem hoch. Macht unterm Strich 339 Grundschulkinder, die das Sportabzeichen erlangten. Wobei die Friedrich-von-Saarwerden-Schule den stadtinternen Wettbewerb mit einer Quote - gemessen an der gesamten Schülerzahl der jeweiligen Einrichtung - von 52 Prozent für sich entschied. Die Friedensschule schaffte 44 Prozent, die Erich-Kästner-Schule 41 Prozent. Claus Radke würdigte aber auch die Christoph-Rensing-Schule, die zwar nur eine Quote von 14 Prozent vorweisen konnte, aber immerhin mit im Boot war - obwohl Jungen und Mädchen aus anderen Bildungsstätten durchaus unter besseren Rahmenbedingungen trainieren könnten, wie Radke anmerkt.

Der Vorsitzende des Sportverbandes will sich mit der bescheidenen Dormagener Bilanz nicht zufrieden geben. "Unkommentiert möchte ich das nicht stehenlassen. Ich werde da noch einige Gespräche führen", kündigt er an. Vor allem wolle er bei den fehlenden Schulen nachfragen, woran es gelegen habe, dass die Möglichkeit zur Teilnahme nicht wahrgenommen wurde. Das Argument, die Belastung der Sportlehrer sei zu hoch, hält Radke nicht zwingend für ein Ausschlusskriterium. Als möglichen Ausweg führt er ein Modell aus Neukirchen-Hülchrath in Grevenbroich an, wo Eltern den Pädagogen den Aufwand fürs Sportabzeichen abnehmen würden.

Für erfolgreiche Absolventen gibt es zwar eine Ehrung auf Kreisebene, doch Radke überlegt, "ob wir zusätzliche Anreize schaffen und da vielleicht noch etwas draufsetzen können". Darüber wolle er jedenfalls mit seinen Kollegen aus dem Sportverband reden. Eine Reform der Anforderungen mit mehr Wahlmöglichkeiten bei den Disziplinen ist schon vor einiger Zeit erfolgt.

(NGZ)
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