Dormagen Stadt sind bei Lärmschutz die Hände gebunden

Dormagen · Dormagen soll einen Lärmaktionsplan erstellen. Problem: In fast allen Bereichen ist sie aufs Einverständnis von Land oder Bund angewiesen.

Es gibt Stellen im Dormagener Stadtgebiet, da wünscht man sich Ohrstöpsel - zumindest, wenn man Anwohner ist. Dröhnende Lastwagen, knatternde Mopeds, dazu wenigstens tagsüber eine kaum abreißende Autokolonne: Der Lärm wird mancherorts zur Plage und zur Gefahr für die Gesundheit. Zum Beispiel in Delhoven. Der frühere CDU-Politiker Alfred Dahmen weiß: "Vor allem die Anwohner an der L 280 sind stark belastet. Das war auch früher schon so, aber der Verkehr hat noch zugenommen." Besonders Lastwagen führen mit unverminderter Geschwindigkeit durch Delhoven - auch nachts.

Die Europäische Union strebt mehr Lärmschutz für Bürger an. Doch der Weg dahin, das wurde in der Sitzung des Planungs- und Umweltausschusses deutlich, ist lang - vor allem für kleine und mittlere Kommunen, die wenig Einflussmöglichkeiten haben. Die Städte sind zwar verpflichtet, mit viel Aufwand und Bürgerbeteiligung Aktionspläne zur Lärmminderung aufzustellen. Doch die in der Regel am stärksten belasteten Hauptverkehrsstraßen liegen meistens gar nicht in ihrer Baulast. Heißt: Die Städte können zwar Verbesserungsvorschläge machen. Über die Umsetzung aber entscheiden oft Land und Bund. Und die legen sich - aus Kostengründen - nicht selten quer.

Diese Problematik ließ auch Referent Gregor Schmitz-Herkenrath als Vertreter der von der Stadt mit der Ausarbeitung eines Lärmaktionsplans beauftragten Fachbüros Stadtverkehr Hilden und Accon im Ausschuss durchblicken. Die Lärmaktionsplanung in der aktuellen Stufe 2 umfasst nur Hauptverkehrsstraßen mit einem Verkehrsaufkommen von mehr als drei Millionen Kraftfahrzeugen pro Jahr bzw. mindestens 8200 Fahrzeugen am Tag. In Dormagen seien dies neben der A 57 lediglich die B 9, die L 380 und die L 280, teilt die Stadt mit.

Sechs "Hotspots" - Lärmschwerpunkte, an denen der Krach in Dormagen besonders schlimm ist - haben die Experten aus den Fachbüros laut Schmitz-Herkenrath identifiziert: Delrath im Einflussbereich der Autobahn 57, die Ortsdurchfahrten Delhoven (L 280) und Nievenheim (L 380), die Bebauung an der Provinzialstraße (L 280), die östlichen Ortsteile von Hackenbroich im Einflussbereich der A 57 sowie Horrem in der Nähe von A 57 und L 280. Wobei Delrath und Horrem aus der Betrachtung herausfallen. Grund ist der geplante Ausbau der A 57 von vier auf sechs Spuren. Weil dafür Lärmgrenzwerte zwingend vorgeschrieben sind, sei davon auszugehen, dass an der A 57 ohnehin aufwendige Lärmschutzmaßnahmen umgesetzt werden müssen, erklärte Schmitz-Herkenrath.

Bleiben die vier übrigen Hotspots. Für die kämen voraussichtlich nur Veränderungen an der Fahrbahndecke oder Tempobegrenzungen zur Lärmminderung in Frage, sagte Schmitz-Herkenrath. Zum Beispiel der so genannte "Düsseldorfer Asphalt", den die Landeshauptstadt mit der Uni Bochum getestet hat. Der Haken hier: Für die Verwendung dieses lärmmindernden Belags fehlt bisher die Genehmigung.

(NGZ)
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