Dormagen Stadt will Flächenverbrauch verlangsamen

Dormagen · In Deutschland werden immer mehr landwirtschaftliche Flächen bebaut. Die nordrhein-westfälische Landesregierung will gegensteuern und bietet flächensparenden Kommunen ein Zertifikat an. Dormagen nimmt an dem Projekt teil.

 Das Neubaugebiet Im Gansdahl II in Delhoven. Die Stadt wirbt um neue Bürger, um die Einwohnerzahl zumindest konstant zu halten, will aber auch schonend mit den vorhandenen Flächen umgehen.

Das Neubaugebiet Im Gansdahl II in Delhoven. Die Stadt wirbt um neue Bürger, um die Einwohnerzahl zumindest konstant zu halten, will aber auch schonend mit den vorhandenen Flächen umgehen.

Foto: Linda Hammer

Der demografische Wandel wird auch an Dormagen nicht vorübergehen. Zwar hat sich nach der Volkszählung 2011 herausgestellt, dass die Stadt inzwischen bei der Einwohnerzahl vor Grevenbroich liegt und damit zweitgrößte im Rhein-Kreis Neuss ist. Trotzdem leben weniger Menschen in Dormagen als zuvor angenommen. Und bei der Stadt befürchtete man im vergangenen Jahr sogar, dass die Einwohnerzahl bis 2025 auf unter 60 000 sinken könnte.

Diesem Szenario, das mit geringeren Einnahmen verbunden wäre, wollen Politik und Verwaltung entgegenwirken - zum Beispiel mit der Ausweisung von neuen Bau- und Gewerbegebieten. Damit dies nicht zu einem unnötig großen Flächenverbrauch führt, beteiligt sich die Kommune am Projekt "Meilensteine", das die Landesarbeitsgemeinschaft Agenda 21 NRW im Auftrag des Landesumweltministeriums betreut. Hinter "Meilensteine" verbirgt sich ein Zertifikat, das Kommunen einen sparsamen Umgang mit der wertvollen Ressource Fläche bescheinigt. Das Zertifikat ist als Auszeichnung zu verstehen.

Damit "sollen Kommunen angesprochen werden, die auf einer strategischen Grundlage nachweislich und erfolgreich Programme und Maßnahmen zur Reduzierung der Flächeninanspruchnahme umsetzen", heißt es in einer Beschreibung des Projekts. Bedeutet: Dormagen braucht ein fundiertes Handlungskonzept, das beständig weiterentwickelt wird. Die Teilnehmer werden von Fachleuten aus dem in Dortmund ansässigen Agenda-Büro beraten.

Der Hintergrund der "Meilensteine"-Idee ist der stetig wachsende Verlust vor allem von bisher landwirtschaftlich genutzten Arealen. Nach Angaben des Landesumweltministeriums werden in Nordrhein-Westfalen täglich etwa zehn Hektar vorrangig landwirtschaftlich genutzter Fläche verbaut - für neue Wohnsiedlungen, neue Gewerbegebiete oder neue Verkehrswege. Die Landesregierung will diesen Wert bis 2020 halbieren und strebt langfristig sogar einen "Netto-Null-Verbrauch" an.

Für die Städte und Gemeinden, die mitmachen, soll sich das Engagement lohnen, werben Landesregierung und Agenda 21 NRW. Die Teilnahme soll u.a. zu "effizienten Planungen", "Senkung von Infrastrukturkosten" und "nachhaltiger Stadtentwicklung" führen. Das "Meilensteine"-Zertifikat bedeute zudem einen Imagegewinn für die Stadt, weil diese eine Vorbildfunktion für andere Kommunen für sich in Anspruch nehmen könne.

Neben Dormagen, das im Rhein-Kreis eine Vorreiterrolle beim Flächensparen übernehmen würde, befinden sich in Nordrhein-Westfalen zurzeit vier weitere Städte und eine Gemeinde im Zertifizierungsverfahren: Emsdetten, Münster, Porta Westfalica, Recklinghausen und Hellenthal. In Dormagen sind zuletzt einige große Neubaugebiete entstanden - etwa das Malerviertel in Dormagen oder das Gebiet Im Gansdahl in Delhoven. Mit Hilfe des "Meilensteine"-Projekts könnten auch in Dormagen künftig verstärkt innerörtliche Möglichkeiten zur Entwicklung ausgeschöpft werden, bevor Neubaugebiete auf der grünen Wiese ausgewiesen werden.

(NGZ)
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