Dormagen Stadt will Ortsteile vor zu viel Verkehr schützen

Dormagen · Bis 2024 läuft der aktuelle Verkehrsentwicklungsplan. Zu lange angesichts der aktuellen Probleme. Die Politik will eine Anpassung.

Jeden Morgen und jeden Abend quälen sich die Fahrzeuge über die Neusser Straße durch Nievenheim. Im Kreuzungsbereich der Bismarckstraße ist der Rückstau oft mehrere hundert Meter lang. Für die Autofahrer, die Richtung Neusser Süden oder in der Gegenrichtung nach Dormagen oder zur A 57 wollen, bedeutet das Frust pur. Doch es gibt Hoffnung auf eine Verbesserung, weil die Politik darauf drängt, den aktuellen Verkehrsentwicklungsplan zu verändern und so auf die neuen, zusätzlichen Verkehrsströme zu reagieren. Im Fokus steht dabei Nievenheim.

Welche drei Straßen und Ortsbereiche besonders belastet sind, steht seit Donnerstag Abend fest. Da verabschiedete der Stadtrat die zweite Stufe des Lärmaktionsplans. Lärmbelastung durch zu viele Fahrzeuge - in Dormagen gehören drei Bereiche dazu, die jährlich von über drei Millionen Kraftfahrzeugen frequentiert werden: die Ortsdurchfahrt Delhoven (L 280), die Häuser entlang der Provinzialstraße (L 280) und eben die Ortsdurchfahrt Nievenheim. Dort gibt es bis heute keine lärmmindernden Maßnahmen, und daher fallen sie unter die Priorität A. Karl-Heinz Heinen, planungspolitischer Sprecher der CDU, spricht von Nievenheim als einem "Nadelöhr". Laut Hans-Joachim Woitzik, Fraktionsvorsitzender des Zentrums, muss für Nievenheim "dringend ein Verkehrsentwicklungsplan aufgestellt werden". Nicht nur, "der muss sogar zwingend komplett fortgeschrieben werden". Denn auch in Stürzelberg gebe es Verkehrsprobleme, so Woitzik, ebenso auf der Klosterstraße in Delhoven und auf Bahnhof- und Florastraße in der Stadtmitte. Im Bereich Nievenheim wäre es bereits effektiv, "wenn die Ampelschaltungen dem Verkehr angepasst würden". Die planungspolitische Sprecherin der SPD, Sonja Kockartz-Müller, sieht den Bedarf für Entlastungen nicht nur in Nievenheim, sondern auch in Delhoven, Stürzelberg und Rheinfeld. "Ob der Verkehrsentwicklungsplan für die gesamte Stadt fortgeschrieben werden sollte oder ob es besser ist, sich zunächst auf Nievenheim zu konzentrieren, muss die Stadt sagen."

Im Rathaus ist die Problematik längst angekommen. "Ich sehe den Bedarf", sagt Gottfried Koch, Leiter der Technischen Betriebe Dormagen (TBD). Denn der jetzt gültige VEP, der 2009 mit einer Laufzeit bis 2024 beschlossen wurde, ging damals noch von einem Bevölkerungsrückgang in Dormagen von acht Prozent aus. Davon ist heute keine Rede mehr. Auch die Entwicklung von Nievenheim hat rasant zugenommen. Koch hält es für sinnvoll, eine Fortschreibung des VEP auf den Dormagener Norden zu beschränken. Auf eigene (teure) Verkehrszählungen will er zunächst einmal verzichten, "weil sowohl RWE als auch Straßen-NRW im Hinblick auf die Entwicklung des Silbersee-Areals bzw. des A 57-Ausbaus eigene Zählungen vornehmen". Er rechnet damit, dass im Frühjahr diese Zahlen vorliegen. "Dann können wir eigene Zählungen noch draufsatteln." Bis Ende 2016 sollen dann alle Ergebnisse und konkrete Vorschläge vorliegen.

(schum)
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