Dormagen Stangenware ist beim Kunsthandwerk verpönt

Dormagen · 78 Aussteller, darunter 26 Neulinge, machten mit originellen Unikaten den Markt in Knechtsteden für die Besucher zu einem Erlebnis.

 Sogar Hundehaar verarbeitet Gertrud Ring aus Bonn an ihrem Webstuhl. Sie ist Stammgast beim Kunsthandwerkermarkt in Knechtsteden.

Sogar Hundehaar verarbeitet Gertrud Ring aus Bonn an ihrem Webstuhl. Sie ist Stammgast beim Kunsthandwerkermarkt in Knechtsteden.

Foto: Lothar Berns

Unter freiem Himmel, im Bullenstall und in der Theaterscheune konnte am Wochenende ausgiebig gestaunt und gekauft werden. Einfallsreiche und geschickte Spezialisten gaben sich beim Kunsthandwerkermarkt ein Stelldichein - mit verblüffenden Techniken und attraktivem Material.

Das Klosterareal, genauer: der ehemalige Wirtschaftstrakt, wirkt wie geschaffen für eine solche Veranstaltung. Alle äußeren Voraussetzungen für sowohl abwechslungsreiches Geschehen als auch intensive Käufergespräche sind gegeben. Und wenn auch noch in beinahe jedem einzelnen Fall der 78 Aussteller, davon 26 Neulinge, vor Ort gewerkelt wird, stimmt das anspruchsvolle Ambiente auf den Punkt. Zugekaufte Ware sei in jedem Fall verpönt, stellt Gründerin und Marktleiterin Ute Godyla eine Hürde auf, die erst einmal übersprungen werden muss.

Nichts von der Stange, sondern Ideen, originelle Waren, eigenes Tun und Machen sollen es sein. "Selber gefertigt oder zumindest weiterverarbeitet", lautet die Forderung nach möglichst hohem handwerklichen Eigenanteil bei Schmuck, Malerei und Textilien. Viel Dekoratives war dabei, und das garantierte den Erfolg. Positiv darauf ausgewirkt hat sich auch die architektonisch vorgegebene Kombination von drinnen und draußen, die viele Gestaltungen möglich machte.

Wer selber Hand anlegen wollte, konnte in Mitmachkursen Seidenmalerei betreiben. Vor allem bei Kindern kam das sehr gut an. Abgesehen davon, dass die Kleinsten ebenso ihren Spaß in der Hüpfburg haben konnten. Auch an Gratis-Klosterführungen nahmen viele teil, ordneten sie doch das Marktgeschehen in das spirituelle Umfeld ein. Wo anfangen, wenn die Augen überfließen? Am besten war es, einen Rat einzuholen, was in diesem Jahr Neuigkeitswert hatte, und außerdem den eigenen Vorlieben zu folgen.

Der Düsseldorfer Doktor Christian Schneider gilt als "Spezialist für Schönheitsoperationen und geriatrische Notfälle". Seine zierlichen Patienten sind allerdings Puppen, die statt Medikamenten vor allem Ersatzteile brauchen. "Wieder-Schön-Machen", auch für Bären, ist Schneiders Metier. Sonja Wilden verarbeitet Edelstahlkugeln und modelliert sie zu wahren Blickfängen für Wohnung oder Garten. Michael Frie fischt Baumstämme als Treibgut aus dem Rhein und bosselt solange daran herum, bis die Maserung und die Holzwurmgänge offen liegen und prächtige Sturmlichter herauskommen.

Seit Jahren ist Gertrud Ring aus Bonn Stammgast im Kulturhof. Sie sitzt in aller dazugehörigen Entspanntheit am Webstuhl und verarbeitet Wolle, Baumwolle, Leinen und sogar Hundehaar. Gespräche mit den Besuchern ergeben sich dabei laufend. Annemarie Koll verblüfft mit Taschen aus den unterschiedlichsten Materalien, und Klaus Schütz geht mit der Kettensäge an die Arbeit, um Exponate "aus Vollholz" zu fertigen. Alle betonten, ihre Erzeugnisse seien Unikate.

(NGZ)
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