Dormagen Steinmetz-Bundessiegerin aus Dormagen

Dormagen · Im Kammerbezirk Düsseldorf legte sie die beste Gesellenprüfung ab, jetzt ist Frauke Hoffmann auch Siegerin beim Wettbewerb "Die gute Form". Familie, Chef und Kollegen werden dabei sein, wenn die 24-Jährige geehrt wird.

Weibliche Auszubildende hat es im Steinmetz-Betrieb Davertzhofen noch nicht so viele gegeben. Darunter auf alle Fälle keine, die gleich zwei Mal einen ersten Platz errungen hat. Das ist jetzt Frauke Hoffmann gelungen. Denn neben ihrem Titel als "Kammersiegerin" landete die 24 Jahre alte Dormagenerin auch in der Kategorie "Steinmetz" (eine weitere wäre Steinbildhauer) beim bundesweiten Wettbewerb "Die gute Form" auf Platz 1. Geehrt wird die Steinmetzin am kommenden Wochenende in Frankfurt. Dabei sein werden ihr Freund, ihre Familie, aber auch ihr Chef und einige Kollegen. "Wir sind sehr stolz auf Frauke und machen daraus einen Betriebsausflug", sagt Gregor Davertzhofen.

Steinmetzin war ein Beruf, den Frauke Hoffmann nach ihrem Abitur am Bettina-von-Arnim-Gymnasium erst einmal so gar nicht auf dem Schirm hatte. "Ich wollte mit Menschen arbeiten und habe erst einmal in einer Schule hospitiert", erzählt sie. Doch so ganz zufrieden war sie damit nicht. Und erst als ihre Schwester von der Bildhauerei schwärmte, wurde Frauke Hoffmann hellhörig. "Ich habe viele Bewerbungen geschrieben, ehe ich in Köln einen Betrieb gefunden habe, der mich genommen hat", sagt sie. Gründe für die Ablehnung: Frauen würden generell nicht eingestellt oder Frauen seien zu schwach. Anderthalb Jahre arbeitete die Dormagenerin in dem Kölner Betrieb, in dem vornehmlich Treppen und Fußböden hergestellt wurden. Ein dreimonatiger Italien-Aufenthalt - ermöglicht durch ein Stipendium - machte ihr dann schlagartig klar, dass ihre Richtung in dem Beruf eher die künstlerische sei. Außerdem "wurde dort meine Leidenschaft für Stein geweckt", sagt sie. Kurzerhand setzte sie ihre Ausbildung in Dormagen fort. Dort ist es nicht nur die handwerkliche Arbeit, die ihr gefällt, sondern vor allem die Kreativität, die gefragt ist. Individuell angefertigte Grabdenkmale, von denen erste Skizzen erst nach ausführlichen Gesprächen mit den Kunden entstehen, bevor in einem nächsten Schritt Modelle angefertigt werden. "Für die Kunden ist die Mitarbeit am Grabdenkmal oft ein Stück der Trauerbewältigung", erklärt Gregor Davertzhofen. Nicht selten arbeiten sie auch bei der Fertigstellung mit.

Drei Monate hatte Frauke Hoffmann Zeit, ihr Gesellenstück zu entwickeln. Darstellen wollte sie ein Gefühl, das Bewegung und Dynamik ausdrückt. Ihr Werkstoff: Ocean Beige, ein sehr heller Kalkstein, der in ihren Augen ein Gefühl von Leichtigkeit ausstrahlt. "Ich wollte auch einen Gegenstand machen, der einen Zweck erfüllt und habe mir überlegt, was ich in mein Zimmer stellen könnte", sagt sie. Schließlich wusste sie es - einen Tischfuß.

Ihre Idee, die sie mit Zeichnungen und einem Modell präsentierte, wurde von der Prüfungskommission angenommen. Danach hatte sie 54 Stunden Zeit, sie umzusetzen. Ein "sehr gut" war der Lohn. Jetzt Gesellin zu sein, sei ein schönes Gefühl, sagt sie und weiß noch nicht genau, was sie in Zukunft machen möchte, "vielleicht studieren", sagt die junge Frau, die in ihrer Freizeit u.a. Fantasy-Geschichten und Gedichte schreibt.

(NGZ)
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