Dormagen Taschendiebe immer häufiger erfolgreich

Dormagen · In den ersten neun Monaten 2015 wurden in der Chemiestadt 84 Taschendiebstähle registriert. Dormagen liegt im Kreis auf Platz zwei - wenn auch mit großem Abstand auf Neuss. Die Polizei klärt auf.

Ein Mann wird - scheinbar aus Versehen - angerempelt und mit Kaffee bekleckert. Eine hilfsbereite Frau zeigt einer anderen, die eine weit geöffnete Straßenkarte in der Hand hält, den richtigen Weg. Harmlose Alltagssituationen?

Mitnichten: Die abgelenkten Menschen auf den Plakaten, die die Polizei gestern mit auf den Dormagener Wochenmarkt in der Fußgängerzone gebracht hatte, werden gerade Opfer von Taschendieben, die es geschickt verstanden haben, die Aufmerksamkeit der Betroffenen auf Nebensächliches zu leiten, um ihnen die Geldbörse zu stehlen.

So schützen Sie sich vor Taschendieben
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Foto: RP, Thomas Bußkamp

Gemessen an den Einwohnerzahlen bewegen sich die Summen der Taschendiebstähle im Rhein-Kreis Neuss auf recht hohem Niveau - Tendenz steigend. Von Januar bis September 2014 wurden im Kreis 490 solcher Delikte von der Polizei aufgenommen, im selben Zeitraum in diesem Jahr waren es 797, informierte Polizeisprecher Hans-Willi Arnold auf Anfrage unserer Redaktion. Die Zahlen für Dormagen: Januar bis September 2014 77 Fälle, Januar bis September 2015 84 Fälle. Damit liegt die Chemiestadt - wenn auch mit großem Abstand zu Neuss - im Kreis auf Platz zwei der Negativliste.

"Augen auf und Tasche zu" warnt deshalb die Polizei im Rhein-Kreis und informiert derzeit gezielt über typische Tricks der Langfinger - so auch heute ab 11 Uhr in Neuss vor dem Kaufhof an der Niederstraße. Dass diese Aktionen mit dem Start in die Weihnachtsmarktsaison zusammenfällt, sei aber eher Zufall, sagt Polizeihauptkommissar Heinz Hellwig, der mit vier Kollegen nach Dormagen gekommen war, um Aufklärungsarbeit zu leisten.

Trickbetrüger Maschen und Tricks
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Die Maschen der Trickbetrüger

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Vielmehr seien grundsätzlich belebte Einkaufszonen bei Taschendieben beliebt. "Die Täter nutzen die vorhandene Enge aus", erklärt Hellwig. Und wenn das Gedränge nicht groß genug ist, wird es eben provoziert - zum Beispiel beim Einsteigen in den Bus, bei dem sich potenzielle Opfer plötzlich von einer Gruppe umringt sehen, aus der dann einer zum entscheidenden Griff ans fremde Portemonnaie ansetzt. Denn Taschendiebe arbeiten oft mit Komplizen.

Die Polizei verteilte gestern in Dormagen Flyer mit Tipps zum Schutz vor den Kriminellen. Dazu gehören besondere Vorsicht und Aufmerksamkeit bei Menschenansammlungen und in unübersichtlichen Situationen, geschlossene Handtaschen, die man mit dem Verschluss zum Körper tragen sollte - und das Verteilen von Bargeld, EC- und Kreditkarten am Körper, möglichst in Gürteltaschen oder Brustbeuteln.

 Polizeihauptkommissar Jürgen Balzer informierte gestern auf der Kölner Straße Bürger wie Anette Beduhn über typische Tricks von Taschendieben.

Polizeihauptkommissar Jürgen Balzer informierte gestern auf der Kölner Straße Bürger wie Anette Beduhn über typische Tricks von Taschendieben.

Foto: LBER

Zu den Bürgern, die gestern in Dormagen das Gespräch mit der Polizei suchten, gehörte auch Heinrich Dederichs. Der 70 Jahre alte Straberger konnte bei den Beamten eine Anregung loswerden. Früher habe es in Dormagen die Aktion Senioren-Sicherheit gegeben, bei der ältere Menschen über alle möglichen Ganoventricks aufgeklärt worden seien. "Das müsste mal wiederbelebt werden", meinte Dederichs. Hellwig empfahl ihm, in diesem Zusammenhang Kontakt mit der Polizeiwache Dormagen aufzunehmen.

(NGZ)
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