Dormagen Thomas Freitag zeigt zwei Stunden "Nur das Beste"

Dormagen · Zweifelsohne, er präsentiert nicht "Nur das Beste", er gehört, auch nach 40 Jahren Bühnenpräsenz, noch zu den Besten des deutschen Kabaretts. Thomas Freitag bot in der "Kulle" einen Querschnitt seiner Solo-Programme, dabei stets die aktuelle Politik im Blick, nennt Merkel eine "nette Frau", fragt sich aber, was für einen Beruf sie eigentlich habe. Freitag wettert mit wohl gesetzten Spitzen gegen die Regierung - "Regiert die eigentlich?" -, berichtet vom Adrenalinkick seiner Jugend, der Beichte.

Das Geständnis an den Pfarrer, dass er seine Bank um 10.000 Euro betrogen habe, kommentiert der: "Ja, ja und nun Deine Sünden. Für 10.000 Euro hätte sich der Bischof von Limburg noch nicht mal einen Duschkopf gekauft." Den Rahmen des Programms bietet die Aufforderung der Rentenversicherung, einen lückenlosen Bericht seiner Berufsjahre nachzuweisen. Und beim Suchen in alten Kisten werden Erinnerungen wach. Freitag tobt, ist genervt von wachsender Dummheit, flucht, weil Kultur und Bildung immer weniger geachtet, Bücher nicht mehr gelesen werden.

Er sieht schon den Kulturbus durch die Lande rollen, der im Schnellverfahren - großartig wie Freitag in rasanter Geschwindigkeit Brocken literarischer Werke zitiert - einen "Kultur-Rundumschlag" präsentiert. Freitag schlüpft in diverse Rollen - den Rentner, der keine Aufgabe mehr hat, Vogelhäuschen baut und dann verkleidet auf dem "Schwarzarbeiterstrich" landet. Er lässt Willy Brandt, Herbert Wehner und Franz-Josef Strauch im Altersheim aufeinandertreffen.

Melancholisch, anrührend, aufbrausend, anklagend, entlarvend - voller Elan wirbelt Freitag zwei Stunden über die Bühne, auch als Marcel Reich-Ranicki, der den Satz "Wir versaufen unser Oma ihr klein Häuschen" urkomisch analysiert.

(goe)
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