Dormagen Tonträger und Waffen aus Kaisers Zeiten

Dormagen · Zu einer besonderen Ausstellung lud gestern das Internationale Phono+Radio-Museum in Dormagen ein. Begleitet von Musik aus den Jahren 1902 bis 1918 zeigte der "Rheinische Sammlerkreis" alte Platten, Original-Gewehre und Pistolen.

Schallplatten und alte Tonträger, aber auch Waffen, Dokumente und Reklamesammelbilder waren die Hauptsachen der Sonderausstellung "Aus Kaisers Zeiten" im Internationalen Phono+Radio-Museum. Und auch wenn Volkmar Hess die Museumstüren für zahlreiche interessierte Besucher öffnete, war es doch eigentlich Gregor Wensing, der diese besondere Ausstellung ins Leben gerufen hatte. Als jahrzehntelanges Mitglied des "Rheinischen Sammlerkreises der Waffen- und Munitionssammler aus dem Kölner Raum" hatte er den Dormagener Tonträger-Experten bereits mehrere Male zu einer Ausstellung eingeladen. "Jetzt wollte ich sozusagen einen Gegenbesuch starten", so Wensing. Und Hess ergänzte: "Das Thema ist eine Steilvorlage für uns, weil in der Kaiserzeit die Phono-Industrie begann."

Es lag ihm sehr am Herzen, originale Tonträger auf originalen Geräten abzuspielen: So zählten ein Schwanenhalstrichter aus dem Hause Edison ebenso dazu wie eine Wachswalze, die die Firma ab 1888 verwendete und die aus einem speziellen, fünf bis sechs Millimeter dicken Paraffinwachs besteht. "Auch wenn die Klangqualität für unsere heute verwöhnten und anspruchsvollen Ohren eine Zumutung ist, war es damals eine Verbesserung", erklärte Hess. Außerdem konnten die Wachswalzen abgeschliffen und wiederverwendet werden. "Dass sie beide Kriege überlebt haben, ist etwas ganz Besonderes. Ich habe sie in einem originalen Karton von Edison geschenkt bekommen, ein wahrer Glücksgriff - ebenso wie Helmut Dietsch, ohne den es dieses Museum nicht gäbe."

Spiegel der damaligen Zeit sind auch die Waffen des "Rheinischen Sammlerkreises". In einer Vitrine lagen unter anderem zwei Langwaffen, Gewehr 98 und Karabiner 98a, die in Deutschland eine wesentliche Rolle spielten, ebenso wie vier gut erhaltene Faustfeuerwaffen, die vor allem im Ersten Weltkrieg zum Einsatz kamen. "Die etwas angegriffenen Exemplare wurden in der Erde gefunden, bei denen kann man sich sicher sein, dass sie schon etwas erlebt haben", ist sich der leidenschaftliche Sammler Gregor Wensing sicher. Das ist die Kernfrage, die jeden Waffen- und Munitionssammler antreibt: Was hat das Exponat erlebt? Was würde es berichten, wenn es könnte?

Wensing: "Wer Waffeln sammelt, benötigt eine spezielle Sammelgenehmigung. In dem Moment, in dem eine Waffe beim Sammler ist, ist sie ihrer normalen Verwendung entzogen. Sie dient dann ausschließlich als Dokument der Geschichte." Einige Sammler waren auch vor Ort im Museum, um den Besuchern Rede und Antwort zu stehen, Dokumente zu erläutern oder Geschichten, die sich um die Exponate ranken, zu erzählen.

Bunt und fröhlich ging es unterdessen beim Horremer Willy Goffart zu. Er sammelt Reklamesammelbildchen und präsentierte stolz eine Liebig-Serie, von denen 1150 zwischen 1872 und 1940 herausgebracht wurden, aber auch die Verpackung von Stollwerk-Schokolade oder Sammelbilder von Suchard.

(vest)
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