Tsv Bayer Dormagen Bayer siegt abgeklärt im Abstiegsduell

Hüttenberg · Nach einer Viertelstunde führte der TV Hüttenberg mit 8:4, danach übernahmen die Gäste aus Dormagen eindeutig das Kommando im Abstiegsduell der 2. Handball-Bundesliga und schöpfen nach verdientem 29:25-Sieg neue Hoffnung.

 Mit seinen 15 Paraden legte Sven Bartmann den Grundstein zum Dormagener 29:25-Sieg im "Abstiegs-Endspiel" beim TV Hüttenberg. Der Schlussmann profitierte dabei auch von einer starken Deckung des TSV Bayer.

Mit seinen 15 Paraden legte Sven Bartmann den Grundstein zum Dormagener 29:25-Sieg im "Abstiegs-Endspiel" beim TV Hüttenberg. Der Schlussmann profitierte dabei auch von einer starken Deckung des TSV Bayer.

Foto: H. Zaunbrecher

Adalsteinn Eyjolfsson suchte nach der dritten Niederlage in Folge unter seiner Regie nicht nach Ausflüchten: "Die waren einfach besser", bekannte der seit anderthalb Monaten im Amt befindliche Trainer des TV Hüttenberg nach der 25:29-Heimpleite (Halbzeit 12:13) im zuvor zum "Abstiegs-Endspiel" erklärten Duell mit dem TSV Bayer Dormagen.

Jörg Bohrmann, der nach dem Schlusspfiff erst einmal aus der Halle gelaufen war, lächelte derweil versonnen vor sich hin. "Phasenweise war ich schon ein bisschen stolz auf meine Mannschaft", bekannte der Dormagener Trainer. Das durfte er nach einer zumindest 45 Minuten lang erstaunlich abgeklärten Vorstellung seiner Schützlinge auch sein. 8:4 führten die Hüttenberger nach 14 Minuten und zwangen den ehemaligen Bundesliga-Profi auf der Bank des TSV Bayer zu seiner ersten Auszeit. "Ich habe den Jungs nur gesagt, sie sollen ruhig bleiben und vorne konzentrierter abschließen", erklärte Bohrmann im Nachhinein, "die meisten Gegentore bis dahin haben wir doch aus Gegenstößen bekommen, weil wir vorne die Bälle weggeschenkt haben."

Der treffenden Analyse folgte, im Gegensatz zu manch anderem Auftritt des Zweitliga-Aufsteigers insbesondere in der Fremde, die erfolgreiche Umsetzung auf dem Fuße: Bayer übernahm das Kommando und hatte beim 9:9 (21.) durch zwei Gegenstöße in Folge von Linksaußen Sebastian Damm schnell ausgeglichen. Es entwickelte sich das, was Phrasenschwein-verdächtig ein "Duell auf Augenhöhe" heißt - allerdings nur bis zur Pause, in die die Gäste eine 13:12-Führung mitnahmen. Denn in Durchgang zwei war der TSV Bayer eindeutig tonangebend, eindeutiger jedenfalls, als es die zwei Tabellenplätze Unterschied zwischen den beiden Abstiegskonkurrenten zuvor vermuten ließen. "Wir haben viel zu viele Fehler gemacht", sah der Ex-Dormagener Daniel Wernig, mit seinen 5/1 Treffern von Rechtsaußen noch einer der besseren Hüttenberger, als spielentscheidend an.

Doch Fehler machen Handballer selten aus freien Stücken. Sondern, weil sie vom Gegner dazu gezwungen werden. Die Dormagener taten das am Samstagabend vor 1116 Zuschauern dank einer bemerkenswerten Deckungsleistung. Bemerkenswert vor allem deshalb, weil sich der etatmäßige Turm in der Abwehrschlacht, Kapitän Dennis Marquardt, kurz vor der Abfahrt mit Grippesymptomen abgemeldet hatte. "Das war schon ein Schock für alle", gab Handball-Geschäftsführer Björn Barthel zu. Dem nach elf Minuten der nächste folgte: Rechtsaußen Peter Strosack, bis dahin schon zwei Mal erfolgreich, humpelte zur Bank. Nach kurzer Behandlung durch Physio Harald Neises versuchte es der Linkshänder noch einmal, blieb dann aber draußen. "Irgendetwas im Bein hat Knack gemacht, ich weiß aber nicht, was", sagte der 20-Jährige hinterher. Ersten Diagnosen zufolge könnte der Meniskus in Mitleidenschaft gezogen sein - "wenn er länger ausfällt, trifft uns das hart", sagt Bohrmann über den Jugend-Nationalspieler, der seit dem Aufstieg den vielleicht größten Leistungssprung in seinem Kader gemacht hat.

In Hüttenberg steckten seine Nebenleute beide Handikaps weg. Im Angriff, weil Nejc Poklar unter den Augen seiner aus Slowenien angereisten Eltern in seinem dritten Spiel im Bayer-Dress klug Regie führte und "den jungen Leuten die Ruhe vermittelt, die ihnen bislang gefehlt hat", sagt Bohrmann. Vom 28-Jährigen geleitet, liefen die gerade mal 19-jährigen Sebastian Damm (6 Treffer) und Jo-Gerrit Genz (5) zu großer Form auf. Und in der Abwehr, wo Jonathan Eisenkrätzer und Bastien Arnaud einen nur schwer überwindlichen Innenblock bildeten und die überhaupt einen wesentlich aufgeweckteren und folglich aggressiveren Eindruck hinterließ als zuletzt. Nicht zu vergessen die 15 Paraden von Sven Bartmann. Der Schlussmann war immer genau dann zur Stelle, wenn es nach mehreren Fünf-Tore-Führungen der Gäste doch noch einmal eng zu werden drohte - in einer Liga der starken, teilweise namhaften Torhüter gehört der 27-Jährige inzwischen zu den stärksten.

Das alles macht Hoffnung für die restlichen 14 Saisonspiele. "Aber der Weg zum Klassenerhalt ist noch weit für uns",sagt Jörg Bohrmann. Für den TV Hüttenberg ist er seit Samstagabend kaum noch zu bewältigen. "Für uns wird es jetzt ganz schwer", sagt Daniel Wernig. Auch Adalsteinn Eyjolfsson macht sich nichts vor: "Uns läuft die Zeit weg."

(NGZ)
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