Tsv Bayer Dormagen "Betti" trifft im Dutzend: TSV feiert dritten Sieg

Dormagen · Dank eines überragenden Maximilian Bettin entzaubert der TSV Bayer Dormagen den stark eingeschätzten Mitaufsteiger HSC Coburg.

Handball: TSV Bayer Dormagen - Coburg
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Maximilian-Leon Bettin war sichtlich irritiert: So viel mediale Aufmerksamkeit, so viel Schulterklopfen wie am Samstagabend hatte der 20-Jährige, den seine Mannschaftskollegen nur "Betti" rufen, noch nicht erlebt, seit er im Sommer vom TV Groß-Umstadt zum TSV Bayer Dormagen gewechselt war. Sogar die in dieser Saison noch nicht so häufig gehörte "Humba" durfte er anstimmen vor 1072 Zuschauern, die, sofern sie nicht zur kleinen Fanschar des HSC 2000 Coburg gehörten, schier aus dem Häuschen waren.

Verständlich, hatten die Gastgeber doch ihre "aufs Ganze gesehen beste Saisonleistung" abgeliefert, wie der daran nicht ganz unbeteiligte Torhüter Sven Bartmann rekapitulierte, und den zuvor erst zwei Mal besiegten, hoch gehandelten Mitaufsteiger aus Oberfranken mit einem 33:29 (Halbzeit 17:15) regelrecht entzaubert. Einen großen Anteil daran hatte Maximilian-Leon Bettin, der im ersten Durchgang bereits acht Mal traf und nach sechzig Minuten mit einem Dutzend Treffer auf dem Spielberichtsbogen stand.

"Der hätte heute auch vom Parkplatz ins Tor getroffen", urteilte der selbst drei Mal erfolgreiche Kreisläufer Alexander Kübler über seinen Nebenmann. Dessen Vater, wie zu jedem Dormagener Heimspiel mit Anhang aus dem rheinhessischen Nieder-Olm angereist, gab so viel Lob für den Sprössling gleich weiter: "Das war heute ein Sieg der Teamleistung. Die Mannschaft hat ihm seine Tore erst ermöglicht."

Jörg Bohrmann hätte dem sicher nicht widersprochen. Der Dormagener Trainer bekam nach dem Schlusspfiff des nicht immer auf Höhe des Geschehens befindlichen Schiedsrichtergespanns Marcus Hurst/Mirko Krag das Lächeln gar nicht mehr aus dem Gesicht: "Endlich, endlich haben die Jungs sich mal für ihre Leistung belohnt", befand der 46-Jährige.

Denn nah dran an favorisierten Gegnern waren seine Schützlinge schon öfter gewesen seit dem Aufstieg in die Zweite Liga, hatten mal in der ersten, mal in der zweiten Halbzeit überzeugt - manchmal auch länger, sich dann aber durch einen kurzzeitigen "Blackout" wie in der Vorwoche in Aue um die Früchte ihrer Arbeit gebracht. Diesmal spielten sie auf konstant hohem Niveau. "Auch wenn mir Mitte der zweiten Halbzeit schon ein wenig Angst und Bange wurde", gab Bohrmann zu. Da versiebten die Linkshänder Robin Doetsch (3), Tobias Plaz (2) und Peter Strosack alleine ein halbes Dutzend Großchancen binnen sieben Minuten und ließen die Gäste von 17:19 (35.) über 20:20 (40.) auf 22:22 (44.) herankommen.

Doch noch einmal in Führung zu gehen - die letzte war das 4:3 aus der siebten Spielminute - gelang Coburg nicht. "Die Jungs haben endlich mal kühlen Kopf bewahrt", lobte Bohrmann. Das galt auch für die Schlussphase: Als Dennis Marquardt 128 Sekunden vor Spielende eine umstrittene Zeitstrafe wegen Fußspiels erhielt, schwante manchem angesichts eines Drei-Tore-Vorsprungs der Hausherren Böses. Doch unter Regie von Andreas Simon spielten die TSV-Youngster die verbleibende Zeit clever herunter, ohne dass Coburg auch nur in die Nähe eines erneuten Ausgleichs gekommen wäre.

Was auch Jan Gorr zähneknirschend anerkannte: "Der Sieg war absolut verdient," urteilte der Gästetrainer, der bis zum Frühsommer als Assistent von Martin Heuberger auch auf der Bank der Nationalmannschaft gesessen hatte, nach der zweiten Coburger Auswärtsniederlage - die andere hatten die Oberfranken bei Tabellenführer Leipzig kassiert. Für ihn - "überall heißt es, wir seien kein normaler Aufsteiger, aber das müssen wir erst einmal beweisen" - steht trotz 10:8 Punkten nach den ersten neun Spielen fest: "Wir müssen erst noch reinkommen in die Zweite Liga."

Sein Kollege weiß aus eigener Erfahrung, dass dieser Prozess viel Zeit benötigt: "Heute sind wir wieder einen Schritt weiter gekommen", sagt Jörg Bohrmann. Er hofft, dass seine Schützlinge diesen Schwung jetzt auch in die Pokalpartie am Mittwoch (19.30Uhr, TSV-Bayer-Sportcenter) gegen Erstligist HBW Balingen-Weilstetten mitnehmen: "Das ist doch die beste Gelegenheit, weiter dazu zu lernen. Und wenn uns Balingen vielleicht dann noch ein bisschen unterschätzt ..." Das Resultat gegen Coburg und die zwölf Tore von Maximilian-Leon Bettin werden sich freilich auch bis zu den "Galliern von der Alb" herumgesprochen haben.

(NGZ)
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