Tsv Bayer Dormagen Der TSV Bayer macht den Sack nicht zu

Dormagen · 15:12 geführt, nach 18:21-Rückstand sich wieder auf 22:22 herangekämpft und am Ende dann doch mit 23:28 verloren: Dormagens Trainer Jörg Bohrmann ging nach der Niederlage gegen TV Bittenfeld hart mit seinen Spielern ins Gericht.

 An Nejc Poklar, der hier die ganze Abwehrhärte der Bittenfelder durch Tobias Schimmelbauer zu spüren bekommt, lag es am allerwenigsten, dass Dormagens Trainer Jörg Bohrmann (l.) mitunter schier verzweifelte.

An Nejc Poklar, der hier die ganze Abwehrhärte der Bittenfelder durch Tobias Schimmelbauer zu spüren bekommt, lag es am allerwenigsten, dass Dormagens Trainer Jörg Bohrmann (l.) mitunter schier verzweifelte.

Foto: H. J. Zaunbrecher

Der spannendste Abstiegskampf aller Zeiten in der eingleisigen Zweiten Handball-Bundesliga zehrt an den Nerven. Auch und vor allem an denen von Jörg Bohrmann: "Ich bin maßlos enttäuscht. So ein Spiel müssen wir einfach mal gewinnen", kommentierte der Trainer des TSV Bayer Dormagen die 23:28-Niederlage (Halbzeit 14:12) des akut abstiegsbedrohten Aufsteigers gegen den TV Bittenfeld, der mit dem ersten Sieg nach zwei nicht einkalkulierten Schlappen in Folge wieder auf den zweiten Tabellenplatz hinter dem souveränen Spitzenreiter SC DHfK Leipzig vorrückte, der am Freitag den nächsten Prüfstein für die Bayer-Handballer bildet.

Tsv Bayer Dormagen: Der TSV Bayer macht den Sack nicht zu
Foto: Heinz J. Zaunbrecher

Harte Worte nach einem Spiel, in dem der Neuling so schlecht eigentlich nicht war, sondern lange Zeit auf der viel zitierten Augenhöhe agierte mit dem Aufstiegsaspiranten aus dem Land der Schwaben. Aber eben nicht 60 Minuten lang - und genau das fuchst den früheren Bundesliga-Profi auf der Dormagener Bank ungemein. "Ich verstehe nicht, warum sie immer wieder die taktische Linie verlassen und in grundlose Hektik verfallen", sagt Bohrmann über seine Schützlinge.

Das ebenso Merkwürdige wie Fatale daran: Sie tun es meistens dann, wenn sie scheinbar im Vorteil sind. Bei nummerischer Überzahl etwa, von der es angesichts von zwölf Strafminuten gegen die recht hart einsteigende Gäste reichlich gab am Samstagabend. Oder wenn sie die Chance haben, einen einmal erarbeiteten Vorsprung weiter auszubauen beziehungsweise nach einem gerade hart erkämpften Gleichstand in Führung zu gehen. Dann ist es um Ruhe und Konzentration geschehen, dann häufen sich Fehlpässe und Fehlwürfe. Und wenn dann am Ende mangels Wechselalternativen (Strosack und Basic verletzt, Marquardt nur höchst eingeschränkt einsatzfähig) auch noch die Kraft nachlässt, dann fällt so eine Niederlage "um zwei, drei Tore höher aus als es eigentlich verdient war", gab selbst Gästetrainer Jürgen Schweikardt zu.

"Diese fünf Tore Unterschied ärgern mich ungemein", schimpfte Bohrmann über die Bittenfelder Trefferflut in der Schlussphase, nachdem es in der 52. Minute noch 23:23 geheißen hatte: Gäste 5, Dormagen 0 hieß es bis zum Abpfiff, was das ohnehin schlechte Torverhältnis noch weiter belastet - und das kann in diesem engen Abstiegskampf durchaus eine entscheidende Rolle spielen.

Noch mehr ärgerte ihn aber jene Zeitspanne kurz vor dem Halbzeitpfiff, als die Hausherren, die einen 2:5-Rückstand (11.) in eine 13:10-Führung (27.) verwandelt hatten, es versäumten, den berühmten Sack zuzumachen. "In dieser Phase waren wir kurz davor, auseinander zu brechen", sagte Jürgen Schweikardt. Was Bohrmann zu der Prognose brachte: "Statt mit 14:12 hätten wir mit 16:11 in die Pause gehen können und müssen - und dann wäre es selbst für so ein starkes Team wie Bittenfeld schwer geworden, die Partie noch zu drehen."

So aber benötigten die Gäste dafür gerade einmal sechs Minuten: Obwohl Robin Doetsch kurz nach Wiederbeginn das 15:12 nachlegte, lag Bittenfeld in der 38. Minute mit 16:15, 120 Sekunden später gar mit 17:15 vorne. Acht Minuten dauerte es bis zum zweiten Dormagener Treffer nach der Pause, wiederum durch Robin Doetsch, der so lange die Kräfte reichten den Ausfall von Peter Strosack vergessen machte - zu lange, um ein vor allem physisch starkes Team wie den Tabellendritten zu bezwingen.

Es spricht für die Bayer-Handballer, dass sie da noch nicht die Köpfe hängen ließen und sich von einem Drei-Tore-Rückstand (18:21, 44.) wieder bis zum Gleichstand (21:21, 49.) herankämpften. Es spricht gegen sie, dass sie den psychologischen Vorteil, den eine erfolgreiche Aufholjagd immer beschert, nicht weiter nutzen konnten. Sicher auch, weil der im ersten Durchgang leidlich überzeugende Sven Bartmann nach der Pause nur einen Ball hielt. Sicher auch, weil beim bis dahin klug Regie führenden Nejc Poklar, bei Max Bettin und Jo Gerrit Genz die Kräfte schwanden, Bohrmanns Wechselalternativen aber noch weniger zustande brachten. Unterm Strich ergab das eine vermeidbare, letztlich aber doch verdiente Niederlage, die das Wasser im Abstiegskampf wieder ein paar Zentimeter näher an den Hals steigen lässt. Und die ganz bestimmt nicht nur Beruhigung der Nerven beiträgt.

(NGZ)
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