DHC Rheinland DHC Rheinland ist insolvent

Der Profi-Handball in Dormagen ist am Ende: DHC-Geschäftsführer Heinz Lieven gab Montagmittag bekannt, dass er Dienstag beim Amtsgericht Düsseldorf Insolvenz anmelden wird.

 Die Mannschaft erfuhr am Mittag vom Aus des Vereins.

Die Mannschaft erfuhr am Mittag vom Aus des Vereins.

Foto: Eibner/Zaunbrecher

"Das Modell DHC ist gescheitert", sagte Lieven. Für den finanziellen Kollaps sorgte vor allem die vergebliche Suche nach einem neuen Sponsor für die Vermarktung des Hallen-Namens. „Wir hatten sechs ernsthafte Interessenten für den Erwerb des Hallennamens – vier aus Übersee und zwei aus Köln.“ Doch Sonntagmittag ereilte Lieven die letzte Absage für ein kurzfristiges Engagement – damit war das Aus besiegelt. „Es gab noch zwei Unternehmen, die mittelfristig Interesse hatten, aber wir haben einfach keine Zeit mehr." Und: „Ich bin nicht bereit, weiteres privates Geld in den Verein zu stecken. Ich habe bereits 300.000 Euro investiert.“

Heinz Lieven war die Enttäuschung darüber anzusehen, dass alle Inititativen zur Rettung verpufften. „Wir haben 250 Firmen im Rhein-Kreis angeschrieben und um kurzfristige Unterstützung gebeten – ohne jede Resonanz." Auch in Dormagen selbst hätten sich wenig Sponsoren gefunden. Auch die Stadt hätte wenig Interesse gezeigt: „Bürgermeister Peter-Olaf Hoffmann hat ein vereinbartes Treffen am Freitagnachmittag kurzfristig abgesagt, um pünktlich zu einer Goldhochzeit zu erscheinen. So viel zum Interesse der Stadt.“

Nächste Spiele sind unklar

Ob die Mannschaft am Mittwoch bei den Füchsen in Berlin und Samstag gegen MT Melsungen antritt, ist derzeit noch offen. Der Mannschaftsbus steht wegen des Insolvenzverfahrens ab Dienstag nicht mehr zur Verfügung, allerdings haben diesbezüglich die Berliner ihre Hilfe angeboten.

Manager Bob Hanning von den Füchsen Berlin regte an, aus der traurigen Situation das Beste zu machen und hat eine revolutionäre Idee. "Die Bundesligaklubs könnten dem DHC bis zum Saisonende kostenfrei ihre eigenen talentierten Spieler schicken, damit der Spielbetrieb aufrechterhalten werden kann. Und die Talente bekommen Spielpraxis", sagte Hanning. Bohmann will über diesen Vorschlag unter anderem mit dem Insolvenzverwalter sprechen.

Die Spieler des DHC Rheinland, die erst am Montag an der Römerstraße über das Aus ihres Vereins informiert wurden, erhalten fortan statt ihres Gehalts ein Insolvenzgeld. Sie können sich zudem in der Wechselfrist bis zum 15. Februar einen neuen Verein suchen. Die Lizenzunterlagen für die kommende Saison müssen bis zum 1. März eingereicht werden.

Kein Neustart in der Zweiten Liga

Ein eventueller Neustart des DHC Rheinland als Absteiger in der Zweiten Liga ist unwahrscheinlich, da auch dafür die finanzielle Grundlage fehlt. „Für den Sport in Dormagen ist das Aus die maximale Katastrophe“, sagte DHC-Aufsichtsratvorsitzender Heinz Hilgers. „Das Flaggschiff des Sports im Rhein-Kreis geht unter.“

Hilgers sah mitgenommen aus am Montagmittag, angeschlagen. Vielleicht war das der Grund für den Rundumschlag, den er als Aufsichtsratsvorsitzender und glühender Handball-Fan startete, nachdem DHC-Geschäftsführer Heinz Lieven das Aus des DHC verkündet hatte. Nach einem Extra-Dank für Heinz Lieven – „er hat viel Herzblut und Geld nach dem Bayer-Ausstieg“ in den Verein gesteckt“ – knöpfte sich der Alt-Bürgermeister die lokale Wirtschaft vor. „Außer Currenta hat uns niemand aus dem ganzen Chempark unterstützt.“

Offenbar sei ein Teil der früheren Identifikation mit Dormagen verloren gegangen. „Kein Wunder, dass die Bürger zunehmend auf Distanz gehen.“ Dann waren Stadt und Politik dran: „Kein Bürgermeister oder Ratsmitglied muss Handball-Fan sein“, so Hilgers. „Aber die Werbewirksamkeit für die Stadt ist ja auch einer professionellen Betrachtung zugänglich.“ Die Sponsoring-Absage der mit der Stadt verbundenen Unternehmen beweise ebenfalls eher Gering- als Wertschätzung.

Das sagt die HBL:

Sobald der Insolvenzantrag eingereicht ist, steht der DHC Rheinland als erster Bundesliga-Absteiger fest. Das bestätigte Geschäftsführer Frank Bohmann von der Handball-Bundesliga (HBL). "Das wäre bedauerlich. Aber das ist das Risiko in der Sportart Handball, die sich aus Sponsoring-Erträgen finanziert", sagte Bohmann.

Beim Lizenzierungsverfahren waren die Rheinländer nicht auffällig geworden. Alle wesentlichen Verbindlichkeiten und Versicherungsträger konnten nach Informationen der HBL bislang gedeckt werden. Bohmann zeigte sich von der Entwicklung in Dormagen überrascht, sieht aber "keine Versäumnisse" im Lizenzierungsverfahren der HBL. "Man kann nichts machen, wenn ein Sponsorpartner ausscheidet und seinen vertraglichen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen kann", sagte Bohmann.

(hschm, mh, jkr, sid)
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