Analyse Drittligisten stehen am Scheideweg

Rhein-Kreis · Während TuS Ferndorf morgen bereits den Meistertitel in der 3. Handball-Liga West feiern kann, richtet sich der TSV Bayer Dormagen auf eine Relegationsrunde ein, von der noch keiner weiß, ob sie in die 2. Liga führt. Der TV Korschenbroich kann (und sollte) für die Regionalliga planen.

 Ihre Wege trennen sich: Die Korschenbroicher Aaron Jennes, Nikolai Zidorn und Steffen Brinkhues (weiße Trikots v.l.) spielen in der kommenden Saison mit ziemlicher Sicherheit in der Regionalliga. In welcher Spielklasse Eloy Morante Maldonado (l.) und der TSV Bayer Dormagen dann auflaufen, steht noch nicht fest. Alexander Kübler (r.) bleibt auf jeden Fall in der 3. Liga - er wechselt zum Leichlinger TV. Foto: Zaunbrecher

Ihre Wege trennen sich: Die Korschenbroicher Aaron Jennes, Nikolai Zidorn und Steffen Brinkhues (weiße Trikots v.l.) spielen in der kommenden Saison mit ziemlicher Sicherheit in der Regionalliga. In welcher Spielklasse Eloy Morante Maldonado (l.) und der TSV Bayer Dormagen dann auflaufen, steht noch nicht fest. Alexander Kübler (r.) bleibt auf jeden Fall in der 3. Liga - er wechselt zum Leichlinger TV. Foto: Zaunbrecher

Foto: Heinz J. Zaunbrecher

Die Tabelle lügt nie. Die der 3. Handball-Liga West schon gar nicht. Sie weist den TuS Ferndorf nicht nur als weit enteilten Spitzenreiter (der TSV Bayer Dormagen auf Platz zwei liegt satte zehn Zähler zurück), sondern als einziges Team im deutschen Profi-Handball ohne einen Punktverlust auf. Mit einem Sieg morgen Abend bei den Bergischen Panthern könnten die Siegerländer bereits am sechstletzten Spieltag den Titel und den direkten Wiederaufstieg in die Zweite Bundesliga feiern - so früh stand noch nie ein Meister fest.

Die Tabelle lügt nie. Am ihrem anderen Ende listet sie den TV Korschenbroich nicht nur als Schlusslicht, sondern als - statistisch gesehen - derzeit schwächste Mannschaft in eben jenem deutschen Profi-Handball auf. Sieben Punkte aus 24 Spielen, eine Tordifferenz von minus 130 - so schlecht ist sonst keiner der insgesamt 63 Drittligisten in Nord, Süd, Ost und West. TV Korschenbroich Noch drei Heimspiele - morgen gegen die SG Schalksmühle-Halver, am 14. April gegen die HSG Lemgo II und zwei Wochen später gegen die Ahlener SG - dann dürfte in der Waldsporthalle eine Ära beendet sein. Erstmals seit einem Vierteljahrhundert wird der TV Korschenbroich dann nicht mehr in einer der drei höchsten deutschen Handball-Spielklassen vertreten sein. Dass dem TVK, selbst über den Umweg einer Relegation, noch der Verbleib in der Dritten Liga gelingt, dürfte an der Wettbörse zu Rekordgewinnen führen. Denn dafür müssten die Korschenbroicher aus den verbleibenden sechs Partien mindestens genau so viele Punkte holen wie aus den bisherigen 24.

Ein Abstieg scheint unvermeidlich. Ein Abstieg wäre wahrscheinlich besser als eine auf welchem Wege auch immer erfolgte Rettung in letzter Minute. Denn in der neuen (Drittliga-) Saison würde der TVK erneut nur gegen den Abstieg spielen. So hat er die Chance auf einen echten Neubeginn, mit neuem Trainer und neuer Führungscrew. Allerdings muss die sich über drei Dinge im Klaren sein: Erstens wäre es fatal, von einem direkten Wiederaufstieg zu sprechen oder ihn gar von Mannschaft und Trainer einzufordern. Dazu ist die Regionalliga Nordrhein zu stark, das haben auch die letztjährigen Drittliga-Absteiger SG Langenfeld und SG Ratingen erfahren müssen.

Zweitens muss der TVK angesichts der Zusammensetzung dieser Liga aufpassen, nicht noch weiter nach unten durchgereicht zu werden - der bisher zusammengestellte Kader ist sicher aller Ehren wert, reicht dafür aber nicht aus. Und drittens muss sich der TVK fragen, ob er überhaupt noch einmal in die dritthöchste Spielklasse zurückkehren möchte. Das ist nämlich nicht nur eine Frage des Geldes, sondern auch der Einstellung. Womit nicht der Kampf während der sechzig Spielminuten gemeint ist. Sondern die Bereitschaft, in einer semi-professionellen Liga mit zu mischen, was mehr als drei Trainingseinheiten pro Woche und eine intensive Saisonvorbereitung erfordert. Dass die aktuelle Mannschaft sechs Spieltage vor Saisonende nicht austrainiert wirkt, dass sie nicht zu übersehende konditionelle Schwächen besitzt, hat erheblich zur misslichen Lage beigetragen. TSV Bayer Dormagen Dass die Dormagener morgen Abend nach ihrem Spiel gegen den OHV Aurich dem TuS Ferndorf zum Aufstieg gratulieren dürfen, liegt nicht nur an der Stärke des Spitzenreiters. Den Bayer-Handballern hat aufs Ganze gesehen die Konstanz gefehlt, die Liga so zu dominieren, wie es für ihr selbst postuliertes Aufstiegsziel nötig gewesen wäre. Dass sie über die Relegation trotzdem noch erreichen können - dann nämlich, wenn im Süden ein Verein Meister wird, der nicht aufsteigen will (TV Kornwestheim) oder aufsteigen darf (HBW Balingen-Weilstetten II, Rhein-Neckar Löwen II). Die aufstiegswilligen SG Nussloch (4.), TSB Heilbronn/Horkheim (5.) und TuS Fürstenfeldbruck (7.) liegen im Moment zwei, drei und vier Punkte hinter den drei Spitzenteams zurück.

Gespielt wird die Runde auf jeden Fall, vorsorglich, falls einer der Aufsteiger zurückzieht. Für die Dormagener vielleicht eine Trockenübung zur rechten Zeit, um zu lernen, wie man mit Stress umgeht. Ob sie gut beraten wären, tatsächlich aufzusteigen, sei dahingestellt. Und das nicht nur, weil in der kommenden Spielzeit gleich fünf (!) Zweitligisten absteigen müssen. Sondern auch, weil der Kader ein zu großes Leistungsgefälle aufweist. Drei Neue (Heider Thomas, Joshua Reuland, Benjamin Richter) hat der TSV schon verpflichtet - für die Zweite Liga sicher nicht genug.

(NGZ)
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