Tsv Bayer Dormagen Jörg Bohrmann: "Jetzt sind wir Zweitligist"

Dormagen · Selten herrschte im Dormagener Handball-Lager nach einer Niederlage so gute Stimmung wie nach dem 24:27 gegen ThSV Eisenach.

 Auch in puncto Härte sind die Dormagener Handballer inzwischen in der Zweiten Liga angekommen: Hier bekommt Jo-Gerrit Genz hautnah zu spüren, was einen Aufstiegsanwärter wie den ThSV Eisenach in dieser Hinsicht ausmacht.

Auch in puncto Härte sind die Dormagener Handballer inzwischen in der Zweiten Liga angekommen: Hier bekommt Jo-Gerrit Genz hautnah zu spüren, was einen Aufstiegsanwärter wie den ThSV Eisenach in dieser Hinsicht ausmacht.

Foto: Zaunbrecher

Eigentlich passte alles an diesem Pfingstmontag im Dormagener Bayer-Sportcenter. Alles außer dem Endergebnis natürlich, doch das 24:27 gegen den ThSV Eisenach spielte aus Sicht des TSV Bayer Dormagen nur eine untergeordnete Rolle. Viel wichtiger war, wie sich der immer noch abstiegsgefährdete Neuling gegen den designierten Direkt-Wiederaufsteiger sechzig intensive und packende Handball-Minuten lang präsentiert hatte.

"Jetzt sind wir Zweitligist", stellte Trainer Jörg Bohrmann stolz fest. Will heißen: Im Verbund mit der voraufgegangenen Glanzleistung beim 29:25-Sieg in Nordhorn-Lingen haben seine Schützlinge auf der Zielgeraden der Saison ihre Reifeprüfung abgelegt. Angedeutet hatten sie es schon öfter, doch in diesen beiden Partien bewiesen sie, dass sie in der stärksten Zweiten Liga der Welt absolut konkurrenzfähig sind. Was Gästetrainer Velimir Petkovic mit einer ganzen Reihe von Komplimenten untermauerte: "Ihr habt eine Riesenentwicklung gemacht", sagte der Altmeister unter den Zweitliga-Trainern, dessen Team sich nur aufgrund der größeren individuellen Stärke einzelner Spieler schließlich durchsetzte und dem jetzt nur noch ein Punkt zum direkten Wiederaufstieg fehlt.

Dass sich "eine Mannschaft in der Schlussphase einer Saison noch einmal so steigert", findet auch Christoph Buchbender beachtlich. Seine Meinung dürfte nicht ganz unwichtig sein für den TSV. Schließlich ist er als Vorstandsmitglied der RheinLand Versicherungsgruppe und Präsident der am Montagabend zahlreich vertretenen "Partner für Sport und Bildung" gleich zweifach ins Sponsoring der Dormagener Handballer involviert. Buchbender sieht sich durch die Entwicklung in seiner Meinung bestätigt, "dass wir dieser Mannschaft Zeit geben müssen." Eine Entwicklung, die nicht nur in seinen Augen getrost so weiter gehen kann und sollte. Auch Jobst Wierich, als Sprecher des Wirtschaftsbeirates gleichfalls nicht ganz unwichtig für Fortbestand und Weiterentwicklung des Handballs unterm Bayer-Kreuz, sähe nicht ungerne, wenn der Kader weitgehend unverändert in die kommende Spielzeit ginge.

Dass diese den TSV Bayer weiter in der Zweiten Liga am Start sieht, haben die Dormagener zwei Spieltage vor Saisonende wieder selbst in der Hand, unabhängig davon, ob sich der TV Großwallstadt seine aberkannte Lizenz doch noch per Gerichtsbeschluss erstreitet (was nur noch durch Klage vor einem ordentlichen Gericht geschehen kann, da ein Gang zum Schiedsgericht laut HBL-Justiziar Andreas Thiel nicht mehr möglich ist). Dafür muss der TSV "nur" seine zwei Tore Vorsprung im Fernduell mit der punktgleichen HG Saarlouis verteidigen.

Was nicht unmöglich erscheint. Bayer hat mit der Partie am Sonntag (17 Uhr) bei Absteiger Eintracht Hildesheim und dem Heimspiel eine Woche später (7. Juni, 17 Uhr) gegen eben jenen TV Großwallstadt das auf dem Papier leichtere Restprogramm als die Saarländer, die am Samstag zur HSG Nordhorn-Lingenmüssen und zum Finale den dann wohl schon als Erstligist anreisenden ThSV Eisenach erwarten.

Und die Dormagener scheinen den größeren Biss zu haben als die Saarländer. Der reaktivierte Danijel Grgic war laut Saarbrücker Zeitung nach der 29:35-Pleite gegen HCE Rostock jedenfalls stinkesauer: "Hätte ich vorher gewusst, dass wir uns vor eigenem Publikum so mutlos präsentieren, dann hätte ich mir das wahrscheinlich nicht angetan", schimpfte der 38-Jährige, "dass der Druck abfällt, wenn der Klassenverbleib sicher ist, ist normal. Aber nicht so. Dafür entschuldige ich mich beim Publikum."

Tobias Plaz hingegen stellte noch am Montagabend klar: "Wir wollen den Klassenverbleib auch auf sportlichem Wege sicherstellen. Und wenn wir noch mal eine solche Leistung abrufen wie heute, gewinnen wir beide Spiele." Zur letzten Auswärtspartie in Hildesheim setzt der TSV erneut einen kostenlosen Fanbus ein (siehe Info-Kasten). Und zum Saisonfinale in eigener Halle hofft der auch fürs Marketing zustände Routinier auf ein ähnlich volles Haus wie gegen Eisenach, als 1871 Besucher für eine neue Saison-Bestmarke sorgten, die der TSV auch zu früheren Zweitliga-Zeiten nur selten übertraf. Zur mit attraktiven Tombola-Preisen verbundenen "Zweitausender-Marke" fehlen nur noch 129 - auch das eine erstaunliche Entwicklung.

(NGZ)
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