Lokalsport TSV gibt Sieg fast noch aus der Hand

Dormagen · Weil beim TuS Volmetal anfangs nicht viel zusammenlief, führte der TSV Bayer Dormagen zwischenzeitlich schon mit zehn Toren Unterschied. Am Ende geriet der erste Sieg des neuen Handball-Jahres dann doch noch in Gefahr.

 Der Überflieger: Pascal Noll erzielte beim Dormagener 35:33-Sieg über den TuS Volmetal 16/5 Tore.

Der Überflieger: Pascal Noll erzielte beim Dormagener 35:33-Sieg über den TuS Volmetal 16/5 Tore.

Foto: H. Zaunbrecher

Der Patient ist auf dem Weg der Besserung, aber noch lange nicht über den Berg. Treffender lässt sich der Zustand des Dormagener Handballs nach dem ersten doppelten Punktgewinn des Jahres 2017 und zuletzt fünf sieglosen Spielen in Folge nicht beschreiben. Denn beim 35:33-Sieg (Halbzeit 21:13) über den TuS Volmetal schien der Handball-Drittligist 40 Minuten lang an jene Vorstellungen anzuknüpfen, die ihm zu Beginn der Spielzeit 16:2 Zähler und den Respekt der Konkurrenz eingebracht hatten. Nur um sich (und seine Fans) nach einem zwischenzeitlichen Zehn-Tore-Vorsprung regelrecht über die Zeit zu quälen, bis am Ende der erste Sieg seit dem 3. Dezember auf der Anzeigetafel aufleuchtete.

"Ich war froh, dass das Spiel nach 60 Minuten vorbei war", sprach Co-Trainer Frederic Rudloff das aus, was wohl die meisten so empfanden an diesem Samstagabend. Abgesehen von den Volmetaler Spielern und ihrem Anhang: Hätten die Gäste nämlich noch fünf Minuten länger spielen dürfen, hätten sie wohl mit dem ersten Auswärtssieg in der Tasche das mit 847 Zuschauern mäßig gefüllte Sportcenter verlassen. "Fünf Minuten vor Schluss habe ich gedacht, vielleicht ist doch für uns was drin", meinte TuS-Trainer Michael Wolf, der wenige Stunden vor dem Anpfiff den Schock verkraften musste, dass sein torgefährlichster Angreifer Yannick Eckervogt während des Mittagessens ins Koma gefallen war, aus dem der 27-Jährige nach Angaben des Vereins inzwischen wieder erwacht ist (siehe nebenstehenden Artikel).

Vielleicht erklärt das, weshalb die Gäste eine Halbzeit lang vollkommen neben ihren Handballschuhen standen. Vielleicht hatten sie aber einfach nur Pech, zum ungünstigsten Zeitpunkt in Dormagen antreten zu müssen. Denn es hatte viele Gespräche gegeben am Höhenberg in der zurückliegenden Woche, um die Krise, von der Trainer Alexander Koke nach der 27:28-Pleite in Gummersbach gesprochen hatte, beizulegen. Wichtigstes Ergebnis: Die Mannschaft bat ihren Übungsleiter, sich bis zum Saisonende nur noch auf diese Funktion zu konzentrieren - weil sie das Gefühl hat, er könne ihr von der Bank aus mehr helfen als auf dem Feld als Spielertrainer. "Damit haben sich die Jungs jetzt selbst in die Pflicht genommen", sagt Handball-Geschäftsführer Björn Barthel. Eine Pflicht, der sie anfangs in durchaus eindrucksvoller Manier nachzukommen schienen: "Wir waren wieder geil auf den Ball, genau, wie wir es besprochen hatten", sagte Rudloff. Das schlug sich in engagierter und aggressiver Deckungsarbeit ebenso nieder wie in lange nicht erlebter Treffsicherheit.

Die Folge: Nach einer Viertelstunde führten die Hausherren mit 10:3. Und anders als am 11. November, als sie gegen Leichlingen den gleichen Vorsprung schon bis zur Pause verspielt hatten und am Ende mit 29:31 unterlagen, bauten sie diesen Vorsprung über 12:3 (17.) und 20:11 (28.) weiter aus - auch, weil Pascal Noll einen Sahnetag erwischt hatte und am Ende mit 16/5 Treffern auf dem Statistikbogen stand.

Dass es trotzdem kein richtig gutes Handballspiel wurde, lag zum einen an den Unparteiischen Jürgen Aniol und Holger Gillmann, die eine keineswegs hart geführte Partie in ein wahres Festival der Zeitstrafen (am Ende zehn gegen Dormagen und acht gegen Volmetal) verwandelten und dadurch vor allem in den Minuten vor und nach der Halbzeit für viel Platz auf dem Feld sorgten.

Den anderen Grund hatten sich die Dormagener selbst zuzuschreiben: Nach dem 25:15 (35.) machten sie nicht den Sack zu, sondern verfielen wieder in alte Unsicherheit und Zaghaftigkeit. Keiner übernahm mehr Verantwortung, so dass es nach sieben torlosen Minuten plötzlich nur noch 28:23 (45.) hieß. Und auch ein neuerliches Wegziehen auf acht Tore (31:23, 50.) brachte die (Selbst-) Sicherheit nicht mehr zurück, im Gegenteil: Der Schlusspfiff kam wie eine Erlösung - und mit ihm die Erkenntnis, dass es bis zur vollständigen Genesung des Dormagener Patienten wohl noch einige Zeit dauern wird.

(NGZ)
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