TSV Bayer Dormagen TSV sorgt sich um Dennis Marquardt

Dormagen · In der Tabelle trennt Erstliga-Absteiger TV Emsdetten und Zweitliga-Neuling TSV Bayer Dormagen vor dem heutigen Duell in der Emshalle nur das Torverhältnis. Zwischen den Handball-Philosophien beider Klubs liegen hingegen Welten.

 In der Abwehrmitte ist Dennis Marquardt (2. v.l.), hier im Verbund mit Andreas Simon, eine "Bank" in der Defensivabteilung des TSV Bayer Dormagen. Um so härter würde den Aufsteiger heute sein Ausfall treffen.

In der Abwehrmitte ist Dennis Marquardt (2. v.l.), hier im Verbund mit Andreas Simon, eine "Bank" in der Defensivabteilung des TSV Bayer Dormagen. Um so härter würde den Aufsteiger heute sein Ausfall treffen.

Foto: H. Zaunbrecher

Jörg Bohrmann bringt es auf den Punkt: "Wenn mir vor Saisonbeginn einer gesagt hätte, dass wir am zehnten Spieltag nach Emsdetten zum Duell der Tabellennachbarn fahren, den hätte ich für verrückt erklärt." Doch der Blick auf die Tabelle der Zweiten Handball-Bundesliga macht es deutlich: Den von ihm trainierten Aufsteiger TSV Bayer Dormagen und den Erstliga-Absteiger TV Emsdetten trennt vor dem heutigen Aufeinandertreffen (19 Uhr, Emshalle) bei jeweils 6:12 Punkten nur das um 14 Treffer bessere Torverhältnis.

Was die Handball-Philosophie angeht, liegen freilich Welten zwischen den beiden Klubs. Bohrmann versucht, mit dem kleinsten Etat und einem der jüngsten Kader aller 20 Zweitligisten, das eigentlich unmögliche Unternehmen Klassenerhalt zu einem glücklichen Abschluss zu bringen. Seinem Kollegen Daniel Kubes - für den Tschechen, als Abwehrspezialist einst in Diensten von THW Kiel, MT Melsungen und TBV Lemgo ist es die erste Trainerstation - steht ein erfahrenes, international bunt gemixtes Ensemble zur Verfügung.

Bis auf Torhüter Stefan Nippes (Eintracht Hagen,vorher Leichlinger TV) und Kreisläufer Andre Kropp (TuSEM Essen), mit dreißig Jahren der älteste Spieler im Kader, verpflichteten die Emsländer nach ihrem einjährigen Abstecher in die Bundesliga nur Spieler ohne deutschen Pass: Vier Isländer, zwei Norweger, zwei Niederländer, ein Slowene, ein Schwede und ein Däne bilden das Aufgebot. Aus jenem Team, mit dem sich die Dormagener am Ende der Saison 2009/2010 eine legendäre Relegations-Schlacht lieferten, ist allein noch Torhüter Nils Babin übrig geblieben, nachdem es den Ex-Dormagener Vitali Feshchanka zum Oberligisten TV Bissendorf-Holte verschlug.

Vielleicht ein Grund, warum es beim TVE bislang noch nicht richtig rund lief. Bislang stehen nur Siege beim SV Henstedt-Ulzburg (28:26) und über den TV Hüttenberg (37:26) zu Buche - beides Gegner, die auch der TSV Bayer Dormagen bezwang. Hinzu kommen Unentschieden gegen den ASV Hamm (33:33) und vor Wochenfrist beim VfL Bad Schwartau (28:28). Das und die Leistung bei der 32:34-Pokalniederlage am Mittwoch gegen Erstligist GWD Minden lassen Jörg Bohrmann mutmaßen: "Es sieht so aus, als ob die Mannschaft sich gefunden hat. Von der Besetzung her ist sie ohnehin viel besser als der Tabellenplatz."

Dass es aufwärts geht beim Erstliga-Absteiger, könnte auch damit zu tun haben, dass sich die Reihen auf Kubes' Bank langsam wieder füllen. So feierte Linksaußen Oddur Gretarsson am Mittwoch ein gelungenes Comeback mit fünf Toren aus fünf Versuchen nach seiner Einwechslung zur Pause. Und der wegen einer Knöchelverletzung fehlende Tobias Rivesjö soll heute Abend ebenfalls dabei sein. Dafür fehlt der dänische Kreisläufer Johan Koch, der sich nach zehn Minuten an der Leiste verletzte. Kubes jedenfalls bilanzierte nach dem Pokalauftritt: "Ich bin stolz darauf, was meine Mannschaft gezeigt hat."

Da er im Pokal nur acht Feldspieler einsetzte, könnte morgen eine entscheidende Rolle spielen, welches Team im dritten Spiel innerhalb von acht Tagen die meisten Kraftreserven hat. Bohrmann stellte im ersten Training nach der 25:28-Pokalniederlage gegen HBW Balingen-Weilstetten erfreut fest, "dass die Mannschaft die Anstrengung offenbarganz gut verdaut hat. Von Müdigkeit war nichts zu spüren." Eine noch entscheidendere Rolle könnte allerdings spielen, ob dem TSV heute Dennis Marquardt zur Verfügung steht, der nach einer Handverletzung nach der Pause auf der Bank blieb: "Das wird sich kurzfristig entscheiden", sagt Bohrmann, das gleiche gilt für Torhüter Max Jäger (Rückenprobleme). Auf jeden Fall fehlen wird Frederic Rudloff, der bereits am Mittwoch wegen einer Leistenzerrung nur zuschauen konnte.

(NGZ)
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