TSV Bayer Dormagen Verspielt TSV Bayer noch den Aufstieg?

Dormagen · Beim 31:30-Sieg im Kreispokalfinale gegen den Leichlinger TV zeigte Drittliga-Tabellenführer TSV Bayer Dormagen bedenkliche Schwächen. In dieser Verfassung dürfte es schwer werden, die drei zum Titel fehlenden Punkte zu holen.

 Handballer, die mit sich und der Welt im Reinen sind, sehen anders aus als Trainer, Spieler und Betreuer des TSV Bayer Dormagen während des eher niveauarmen Pokalfinales gegen den Leichlinger TV.

Handballer, die mit sich und der Welt im Reinen sind, sehen anders aus als Trainer, Spieler und Betreuer des TSV Bayer Dormagen während des eher niveauarmen Pokalfinales gegen den Leichlinger TV.

Foto: Heinz Zaunbrecher

Wären die Schützlinge von Jörg Bohrmann Schauspieler, wäre alles geritzt. Denn einer alten Theaterweisheit zufolge soll auf eine verpatzte Generalprobe ja immer eine glänzende Vorstellung folgen. Doch weil es sich um Handballer handelt, muss der TSV Bayer Dormagen drei Spieltage vor Saisonende trotz vier Punkten Vorsprung auf den Tabellenzweiten TuS Ferndorf urplötzlich um den Meistertitel in der Dritten Liga West und den damit verbundenen Aufstieg in die Zweite Liga bangen.

Denn verpatzt war die Generalprobe vor dem Saisonendspurt allemal. So ziemlich das einzige, was im Kreispokalfinale gegen den Liga-Konkurrenten Leichlinger TV stimmte, war das Endergebnis: Das 31:30 (Halbzeit 12:15), von Markus Breuer per Siebenmeter zehn Sekunden vor dem Schlusspfiff höchst glücklich - LTV-Torhüter Juergen Suppanschitz hatte die Hand noch am Ball, der im Zeitlupentempo die Torlinie überquerte - erzielt, bescherte den Dormagenern nicht nur einen eher unverdienten Sieg, sondern auch den Einzug in die erste DHB-Pokalrunde Ende August.

Und es bewahrte alle Beteiligten - Augenzeugen waren ohnehin nur 240 Zuschauer - vor der Verlängerung einer Partie, die so ziemlich alles vermissen ließ, was ein attraktives Handballspiel ausmacht. Und das vor allem auf Seiten der favorisierten Hausherren. Die ließen sich in der Abwehr von den ebenso routinierten wie (zumeist) leicht übergewichtigen Gästen ein ums andere Mal mit einer Leichtigkeit ausspielen, wie es bislang nur dem TuS Ferndorf beim 40:31 zum ebenfalls verpatzten Saisonauftakt gelungen war. Von ihren Defensivkollegen im Stich gelassen, konnten auch die Torhüter Sven Bartmann und der für 20 Minuten eingewechselte Jascha Schmidt keine Akzente setzen.

Und im Angriff unterliefen den Dormagenern haarsträubende Abspiel- und Fangfehler, die ein agilerer Gegner als die meist Standhandball spielenden "Pirates" zu mehr als zwei Dutzend Tempogegenstößen hätte nutzen können. Doch es gab auch kleine Lichtblicke: Simon Ernst schuftete und rackerte in seinem (voraussichtlich) viertletzten Pflichtspiel für den TSV, als ob er den Namen VfL Gummersbach noch nie gehört hätte.

Seit sein Wechsel in die Bundesliga offiziell ist, spielt der zwischenzeitlich durchaus ersetzbar scheinende Jung-Nationalspieler grandios auf - und macht deutlich, welche Lücke sein Abgang hinterlässt. Und Tobias Plaz riss sich nach einer Denkpause, in der ihn Jo Gerrit Genz einmal mehr nur unzulänglich vertrat, am Riemen und übernahm im zweiten Durchgang Verantwortung.

Das reichte, um gepaart mit einer leichten Steigerung der Abwehr die beim 15:20 (39.) schon verloren geglaubte Partie noch zu drehen. Und das macht Hoffnung. Auch bei Jörg Bohrmann: "Gott sei Dank haben die Jungs, wenn auch reichlich spät, erkannt, dass es ohne Kampf und Einsatz nicht geht", sagt der in den 60 Minuten eher mit stoischer Ruhe das Geschehen verfolgende Trainer, dem aber deutlich anzumerken war, wie es in ihm brodelte.

Denn der Perfektionist an der Dormagener Seitenlinie weiß nur zu genau: Mit solch einer Vorstellung wie am Mittwoch werden die drei zum Aufstieg nötigen Punkte selbst - oder gerade - gegen die Kellerkinder aus Schalksmühle, Bielefeld und Aurich kaum zu holen sein. "Bis Samstag müssen wir die Köpfe frei kriegen und dann das tun, was wir am besten können: einfach Handball spielen", sagt Bohrmann mit Blick auf die Partie (Anwurf um 19 Uhr im TSV-Bayer-Sportcenter) gegen die noch um den Ligaverblieb kämpfende SG Schalksmühle-Halver um die Ex-Dormagener Maciej Dmytruszynski und Dominic Formella. Ein Sieg, und eine Woche später (3. Mai, 19 Uhr) reicht an gleicher Stelle bereits ein Unentschieden gegen die schon lange als Absteiger feststehende TSG Bielefeld zur Rückkehr in die Zweite Liga. Ein Remis, dann würde ein Sieg über das Schlusslicht das gleiche bedeuten. Eine Niederlage hingegen könnte aus einer grandiosen Saison noch eine verpatzte machen.

(NGZ)
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