Dormagen Ulla Meinecke berührt mit ihren Texten

Dormagen · Die Sängerin und Schauspielerin überzeugt in der Kulturkirche mit Pop, Jazz, Bluesrock und Folk.

 Zum zweiten Mal bei "Friday Night": Ulla Meinecke (mit Frank Picht).

Zum zweiten Mal bei "Friday Night": Ulla Meinecke (mit Frank Picht).

Foto: ati

Kaum eine Band spielt durchgehend im Jahr so viele Konzerte wie die Ulla-Meinecke-Band. Umso schöner, dass die Sängerin nach 2016 nun zum zweiten Mal Zeit für Dormagen hatte, um in der "Friday Night" der Kulturkirche Dormagen aufzutreten. Das Publikum im ausverkauften Tempel war mit der Songwriterin, die noch in diesem Jahr 65 wird, gealtert. Es ließ sich aber vom ersten Titel "Geh mir aus dem Licht" kein bisschen irritieren, zumal der folgende Song "Schlendern ist Luxus" zum Verweilen einlud.

Ulla Meinecke, in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts erfolgreichste Vertreterin des Genres "Deutscher Pop", hat an Charisma nichts verloren. Ihre Stimme ist dunkel und sanft, gelegentlich kräftig, immer aber vollkommen präsent. Auch neuere Songs - die Texte sind allesamt von ihr - entführen in die Welt der Gefühle und Realitäten. Zu der anspruchsvollen Lyrik führt sie meist in sinngebenden zeitkritischen Moderationen ein. Ganz selten erfährt der Zuhörer Banales wie in "Wenn wir Glück haben - endet es am Strand, wir sitzen im Sand, du hälst meine Hand". Zumeist ist über ihrer Lyrik vor allem der Himmel, wie im "Hafencafe". Auch Klassiker ihrer Karriere von vor 30, 40 Jahren können, was die Texte betrifft, als zeitlos gelten. In der Musik streift sie neben Pop auch Jazz, Bluesrock und irischen Folk. "Süße Sünden" sind mit Scats ein sehr jazziger Titel, "The Star of the County" ist wunderbarer Folk, den balladesken Blues "Grapefruit Moon" trägt sie wesentlich musizierfreudiger vor als der Autor und Komponist Tom Waits mit seiner knurrenden Stimme. Andere wenige englische Titel sind Reminiszenz an den im vergangenen Jahr verstorbenen Tom Perry. Schließlich verfügt die auch als Schauspielerin erfolgreiche Sängerin über eine verhaltene, aber gerade dadurch wirkungsvolle Mimik und Gestik. "Ich bin zu alt fürs Showgeschäft" - diesen Satz nimmt ihr deshalb kein Zuhörer wirklich ab.

Ihre Band besteht aus den beiden potenten Musikern Reinmar Henschke (Tasten und Becken) sowie Ingo York (Gitarren, Drums und kleine Überraschungen). Beide bekommen mehrfach Gelegenheit zu mitreißenden Soli, wobei besonders Reinmar Henschke an den Keyboards mit jazzigen Improvisationen glänzt. Natürlich gibt es mehrere Zugaben, darunter "Bis ans Ende der Welt", ein Song, dessen Text Ulla Meinecke zusammen mit Udo Lindenberg 1977 geschrieben hat. "Udo, dem ich so viel verdanke", hatte die Sängerin einst entdeckt und in den ersten Jahren nahezu alle Musik auf ihre auch damals schon lyrisch-modernen Texte geschrieben. "Wenn du willst, dann nimm mich, es kann für immer sein. Oh Babe, nimm mich in deine Arme!"

(NGZ)
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