Dormagen Ursachenforschung nach der Explosion bei Ineos

Dormagen · Der Zwischenfall am Montag war kein Störfall, sondern das Auslösen einer Sicherheitsvorkehrung, betont die Bezirksregierung in Köln.

 In einer solchen Hochdruckanlage ergab es gestern den Knall.

In einer solchen Hochdruckanlage ergab es gestern den Knall.

Foto: Ineos

Das Szenario war angsteinflößend: Der extrem laute Knall, der am Montagabend Dormagen und Umgebung erschütterte, führte zu großer Besorgnis bei vielen Bürgern. Die haushohe Stichflamme und die schwarze Rauchsäule bei Ineos, die kilometerweit zu sehen war, trugen auch nicht zur Beruhigung bei. Die Werksfeuerwehr des Chemparks war schnell zur Stelle und löschte.

 Werksfeuerwehr und -schutz, Umweltmesswagen und Krankenwagen waren am Montagabend bei Ineos neben dem Chempark im Einsatz.

Werksfeuerwehr und -schutz, Umweltmesswagen und Krankenwagen waren am Montagabend bei Ineos neben dem Chempark im Einsatz.

Foto: Lothar Berns

Eine Gefahr für die Bevölkerung bestand laut Ineos nicht. Das bestätigte die Bezirksregierung Köln. "Diese Explosion war im Übrigen kein Störfall", betonte deren Pressesprecher Oliver Moritz. Vielmehr sei eine Sicherheitseinrichtung ausgelöst worden, mit der ein Überdruck "kontrolliert abgelassen" werden konnte, erläuterte Moritz: "Man muss sich das so vorstellen: Bei der Produktion in einer Polyethylen-Anlage, die unter Hochdruck gefahren wird, hat etwas nicht funktioniert. Daraufhin hat aber genau das funktioniert, was in solchen Fällen funktionieren soll." Moritz nannte als Vergleich das Beispiel eines Schnellkochtopfs: "Wenn der Druck darin zu hoch wird, öffnet sich ein Ventil, um ihn abzulassen." Ähnlich sei es bei der Ineos-Anlage.

 Kleine Scheibe, große Wirkung: So sieht eine Berstscheibe aus.

Kleine Scheibe, große Wirkung: So sieht eine Berstscheibe aus.

Foto: Ineos

Plötzliche starke Druckanstiege führten zum Auslösen der Sicherheitseinrichtung, teilte Ineos mit. Dazu zählten automatisch schließende Ventile, die den Zufluss von Ethylen unterbrechen. Die Anlage werde automatisch heruntergefahren. Der Druckanstieg werde durch den spontanen Zerfall von Ethylenmolekülen ausgelöst. Ein solcher Druckanstieg in der Anlage werde über handtellergroße Berstscheiben und über Ausblasrohre nach oben in die Atmosphäre entspannt. Dabei komme es zu einem lauten Knall, vergleichbar mit einem Überschallknall eines Düsenjets. Bei einer solchen "Entspannung" könne sich das ausströmende Reaktionsgemisch entzünden, informierte Ineos weiter: "Das Feuer erlöscht nach kurzer Zeit, da nur die noch im Reaktionsbehälter verbliebene Menge des Reaktionsgemisches verbrennt. Bei der Entzündung bilden sich Kohlenstoff (Ruß), der als schwarze Wolke sichtbar wird, sowie Kohlendioxid und Wasser. Die Ausblasrohre stellen sicher, dass das Gemisch kontrolliert nach oben entspannt wird und es zu keinen weiteren Schäden in der Anlage kommt." Er habe keine Hinweise darauf, dass die Rauchwolke gefährlich gewesen sei, bestätigte Oliver Moritz von der Bezirksregierung.

Jetzt werde Ursachenforschung betrieben, teilte Ineos mit. "Wenn es zum Ansprechen von Berstscheiben gekommen ist, werden vor einer Wiederinbetriebnahme der Anlage in einem mehrwöchigen Stillstand die Reaktionsbehälter gereinigt, Bauteile eventuell instandgesetzt und von unabhängigen Sachverständigen geprüft. Vor Inbetriebnahme wird die Anlage von der Bezirksregierung Köln freigegeben."

Da es sich um kein schweres Unglück handelte, wurde die Dormagener Feuerwehr zwar informiert, aber nicht einbezogen, sagte Stadt-Sprecher Swen Möser. In den vergangenen Jahren kam es immer wieder zum Bruch von Berstscheiben. 2008 entstand ein Brand, nachdem Ethylen entwichen war. Anwohner mussten damals Türen und Fenster geschlossen halten.

(NGZ)
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