Dormagen Verfahren gegen Möhren-Bauer eröffnet

Dormagen · Der Rhein-Kreis Neuss bestätigt, dass es im vergangenen Monat zu einem unerlaubten Bau eines Brunnens und einer nicht genehmigten Wasserentnahme im Landschaftsschutzgebiet Gohr gekommen ist.

 Dieser Brunnen, dick mit Beton ummantelt, wurde auch nach Expertenmeinung neu gebaut.

Dieser Brunnen, dick mit Beton ummantelt, wurde auch nach Expertenmeinung neu gebaut.

Foto: kds

Die Untersuchungen des Rhein-Kreises Neuss im Fall der illegalen Wasserentnahme im Landschaftsschutzgebiet Gohr haben ein klares Ergebnis gebracht: Wie der Leiter des Kreisumweltamtes, Norbert Clever, sagte, lag keine wasserrechtliche Genehmigung für Möhren-Bauer Mario Brocker vor, dort Wasser zu entnehmen. Ebenso wenig eine Erlaubnis, dort für diese Entnahme einen neuen Brunnen anzulegen. "Wir werden ohne zeitlichen Druck die Sache abwickeln." Seiner Aussage nach läuft jetzt ein Ordnungswidrigkeitsverfahren gegen den Viersener Landwirt, der mit einer Geldbuße bestraft werden kann. Der reagierte auf unsere Nachfrage gestern so: "Ich möchte zu dem Fall nichts mehr sagen."

Wie weitere Zeugen, die als Radfahrer beziehungsweise Spaziergänger in den vergangenen Wochen in dem Hoeninger Bruch unterwegs waren, unserer Redaktion bestätigten, waren schwere Tankwagen über einen Zeitraum von rund zehn Tagen in diesem Gebiet unterwegs, um Wasser aufzunehmen und von dort zu einem Möhrenfeld des Viersener Landwirts in Rommerskirchen zu bringen. "Das ging Tag und Nacht", so eine Hundebesitzerin, die namentlich nicht genannt werden möchte. "Die Lkw waren zum Teil so schnell auf dem Wirtschaftsweg unterwegs, dass man nur noch zur Seite ins Feld springen konnte."

Brocker hatte in der vergangenen Woche noch davon gesprochen, dass die Wasserentnahme lediglich "drei, vier Tage" gedauert habe. Seiner Aussage zufolge habe er auf dem Feld eines Gohrer Landwirts einen alten Brunnen dafür genutzt. Offenbar nicht: Ein versierter Brunnen-Bauer, der sich vor Ort informierte, sagte: "Das ist eindeutig ein neu angelegter Brunnen." Das sieht der Rhein-Kreis Neuss als Untere Wasserbehörde ebenso. Sie ermittelt jetzt die Dauer und die Menge der Wasserentnahme. Nach Meinung der Zeugen müssen dies größere Mengen gewesen sein, angesichts des Lkw-Verkehrs auf den Wirtschaftswegen. "Auf jeden Fall Fuhren im dreistelligen Bereich", so eine Frau. Die zerfahrenen Feldränder am Brunnen wurden offenbar mit der Erde aus dem Brunnen-Loch wieder leidlich hergerichtet.

Wahrscheinlich nicht mehr restlos zu klären ist eine mögliche weitere Wasserentnahme, die Spaziergänger in der gleichen Zeit nur wenige Meter entfernt im Norf-Stommelener Hauptkanal beobachtet haben: "Dort lagen an einer Stelle, an der sich das Wasser etwas staute, zwei Rohre und ein Gitternetz, das wohl verhindern sollte, dass Tiere mit angesaugt werden", so die Spaziergängerin.

Ausgelöst wurde die illegale Wasserentnahme durch die Trockenheit im vergangenen Monat. Nach Angaben des Möhrenbauers sei gewissermaßen ein Notfall eingetreten, weil die Ernte auf dem Rommerskirchener Feld zu vertrocknen drohte. Das dort eigentlich vorgesehene Wasserrohr lag zu nahe am Feldweg. So wurde eine Alternative gesucht und offenbar in Gohr gefunden. Nur dass zig Lkw-Fuhren für den Wassertransport notwendig waren.

(schum)
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