Dormagen Video-Kameras sichern Busse

Dormagen · Dormagens Busse galten als Brennpunkt. Fahrer wollten sich versetzen lassen. Seit die Deutsche-Bahn-Tochter Busverkehr Rheinland (BVR) Kameras in den Bussen einsetzt, ist die Kriminalität deutlich gesunken.

 Klaus Bauer (58) Betriebsleiter für die Busse in Dormagen: Seit der Videoüberwachung sind die Busse deutlich sicherer geworden.

Klaus Bauer (58) Betriebsleiter für die Busse in Dormagen: Seit der Videoüberwachung sind die Busse deutlich sicherer geworden.

Foto: H. Jazyk

Der Überfall auf einen Bus am Dormagener Bahnhof lief ab wie im Film: Ein quer gestellter Pkw blockierte die Straße, zwei muskulöse Männer sprangen aus dem Wagen, enterten den Bus und stachen mit einem Messer auf einen Fahrgast ein. "Eine Familienfehde, wie sich später herausgestellt hat", erklärt Klaus Bauer (58), Betriebsleiter bei der Deutsche-Bahn-Tochter Busverkehr Rheinland (BVR). Der Fall konnte dank einer Kamera aufgeklärt werden.

Insgesamt 13 Busse betreut BVR in Dormagen. Es sind die einzigen in der 150 Busse starken Flotte, die seit zweieinhalb Jahren mit Videokameras ausgestattet sind. Wie überdimensionale Tropfen hängen die schwarzen Halbkugeln unter der Busdecke. 25 000 Euro kostet ein System inklusive Festplatte, auf der die Videos gespeichert werden, und Monitor über dem Fahrercockpit. Bezahlt wurde die Technik von BVR, SVGD und mit Zuschüssen des Landes. Es gibt einen Grund für die Überwachung. "Dormagen ragt bei der Kriminalität heraus", sagt Bauer. Insbesondere zwischen Bahnhof und Hackenbroich sei es häufiger zu Sachbeschädigungen gekommen: Aufgeschnittene Sitze, Schmierereien, Angriffe auf Fahrer und Fahrgäste, Feuerlöscher, die im Bus entleert werden. "Es wollten sich schon Fahrer versetzen lassen", sagt der Betriebsleiter. Dank der Videoüberwachung sei es nun ruhiger geworden in den Bussen. "Die Kameras haben schon einen Abschreckungseffekt, die Kriminalitätskurve flacht ab", sagt Bauer und zeichnet mit der Hand den Kurvenverlauf in die Luft. Es sei sogar möglich den Bereich außerhalb des Busses mit der Linse ins Visier zu nehmen. Die Fahrer werden inzwischen in speziellen Deeskalationstrainings geschult. Allerdings gibt es auch "normale" Fahrgäste, die nicht so glücklich mit der Technik sind, die nicht auf der Festplatte gespeichert werden möchten.

Auf Datenschutz legt der BVR großen Wert. "Wir können die Daten auf der Festplatte nur mit drei Mann auswerten", erklärt Bauer.. Allerdings gilt auch: "Wer nicht gefilmt werden möchte, kann nicht mitfahren." Zufrieden mit der neuen Technik ist auch die Polizei im Rhein-Kreis Neuss. "Die Videoüberwachung ist für uns natürlich hilfreich", sagt Polizeisprecher Bernd Schmutzler. Gerade in einem eng begrenzten Raum wie einem Bus sei es sinnvoll, wenn der Fahrer eingreifen und Hilfe rufen kann.

Die Kameras lassen aber auch Platz für Späße. " Einer hatte einen Erotikfilm auf seinem Handy abgespielt und vor die Linse gehalten...

(NGZ)
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