Dormagen Vize-Bürgermeister prangert Rassismus an

Dormagen · Andreas Behncke (SPD) kritisiert auf Facebook verbale Angriffe und fordert mehr Sachlichkeit.

Dem stellvertretenden Bürgermeister Andreas Behncke (SPD) platzte der Kragen: "Ich kann dieses Gutmensch-, Antifa-, Nazigelaber nicht mehr hören." So beginnt der Beitrag auf seiner Politiker-Facebook-Seite, in dem er Stellung zur Flüchtlings-Diskussion bezieht, die gerade in sozialen Medien die Verhältnismäßigkeit verloren habe. "Es bleibt uns keine Wahl, die Bezirksregierung schickt uns Flüchtlinge, die ein Dach über dem Kopf und eine Mahlzeit bekommen müssen", stellt er auf Nachfrage klar: "Wir haben die moralische Pflicht die gesetzlich vorgeschriebene Unterbringung der Flüchtlinge menschlich zu gestalten." Es gehe um eine gleiche "Belastung" aller Orte, wobei über Asylheim-Standorte durchaus diskutiert werden könne. Aber statt dessen werde pauschal gegen Flüchtlinge gehetzt, und jeder, der das Beste aus der Lage machen wolle, werde beschimpft. "Wir müssen zur sachlichen Arbeit zurückkehren", kritisiert Behncke verbale Angriffe - ausdrücklich "aus jeder Richtung".

Für ihn sei es "nicht in Ordnung, Bürger, die Ängste äußern, als Nazis zu bezeichnen." Auch er selbst mache sich Sorgen, auch um Kita- und Schulplätze. Allerdings sei es ebenso wenig in Ordnung, die Facebook-Äußerung von Rafael Kazior (Piraten) aus der vergangenen Ratssitzung für überzogene Hetze zu nutzen. Kazior hatte erklärt, seine beiden Sätze ("Ich muss brechen, wenn ich die Fragen bei der Bürgerfragestunde höre. Ich biete jedem Nazi, der freiwillig aus Dormagen auszieht, ein One-Way-Ticket nach Freital.") nicht im Zusammenhang zu sehen. Behncke schrieb gestern, dass sich Facebook-Gruppen das Recht herausnähmen, "die einzige Wahrheit zu kennen. Politiker als Gutmenschen und Antifaschisten zu diffamieren." Menschen würden aus dieser Gruppe ausgeschlossen, weil diese sich "contraproduktiv" verhielten. "Auf der anderen Seite werden Aussagen zugelassen, die rassistisch und hetzerisch sind", kritisiert Behncke: "Ist Rassismus, auch wenn er oft latent geäußert wird, inzwischen salonfähig?"

(cw-)
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