Dormagen Warum fehlt die Ahnengalerie im Rathaus?

Dormagen · Wenn Erik Lierenfeld aus seinem Amt als Bürgermeister dieser Stadt ausscheidet, wird er sich ebenso wenig wie seine Vorgänger in einer "Ahnengalerie" im Ratsaal oder an einer anderen Stelle wiederfinden. Das könnte sich jedoch ändern.

In Düsseldorf herrscht große Aufregung über einen "Comic". So wird von manchen das Porträt bezeichnet, das die heimische Malerin Ulrike Zilly vom früheren Oberbürgermeister Dirk Elbers angefertigt hat. Auf der anderen, linksrheinischen Seite rätselt nicht nur das politische Neuss darüber, wie Herbert Napp nach seinem Ausscheiden am 20. Oktober bildlich in die Ahnengalerie der Ex-Bürgermeister eingehen wird. Solche Diskussionen gab es bislang in Dormagen nicht - schlichtweg aus Ermangelung einer solchen ehrenden Erinnerung an die ehemaligen Bürgermeister. Aber das könnte anders werden. Bürgermeister Erik Lierenfeld hält die Idee auf Anfrage unserer Zeitung für "grundsätzlich vorstellbar". Er kündigte an, dies vom Referat für Öffentlichkeit prüfen zu lassen. "Dabei ist der finanzielle Aufwand zu beachten."

Anders als in Grevenbroich sowie im Kreishaus, wo die Erinnerung in Fotos festgehalten wird, setzen Neuss und Düsseldorf darauf, dass die (Ober-)Bürgermeister in künstlerisch wertvollen Porträts in Öl auf Leinwand festgehalten werden. Bei Napp steht fest, dass der bekannte Neusser Maler Heribert Münch das Porträt anfertigen wird. Auch der Platz ist bereits bestimmt: im Ratssaal direkt neben seinem Amtsvorgänger Bertold Reinartz. "Seine Porträts sind ausdrucksstark, mit Farbe erzählt er eine Geschichte", so Napp, der mit siebzehneinhalb Jahren die längste Dienstzeit nach dem Zweiten Weltkrieg aufweist. Weil zwei Oberbürgermeister aus der Nachkriegszeit fehlen, wird sogar überlegt, sie anhand von Foto-Vorlagen noch malen zu lassen.

Einen solchen Aufwand kann sich Lierenfeld nicht vorstellen. "Das hat schon etwas von Personenkult. An der erfolgreichen Rathausarbeit sind schließlich auch die Mitarbeiter und nicht zuletzt die Ratsmitglieder beteiligt." Lierenfeld fragt: "Muss man Geld dafür ausgeben, um den Bürgermeister zu malen? Ich bin da eher zurückhaltend." Gleichwohl so offen, um es prüfen zu lassen. "Ich kann mir vorstellen, dass man für ein solches Andenken Fotos nimmt. Das ist deutlich kostengünstiger und ein vergleichsweise geringer Aufwand." Die könnten dann im Bereich des Rathauses oder im Historischen Rathaus aufgehängt werden.

Wer kommt überhaupt in Frage? "Auf jeden Fall neben den Bürgermeistern auch die ehemaligen Stadtdirektoren", betont Lierenfeld. Auch das Zeitfenster, aus dem man die "Kandidaten" nimmt, ist spannend: Dormagen als Stadt in der heutigen Form existiert erst seit der Kommunalen Neugliederung 1975. Daher kämen auch die Bürgermeister der Ämter Zons und Nievenheim für den Zeitraum von 1946 bis 1974 in Frage. Eine Zeitspanne, für die das Stadtarchiv Dormagen, das Bestand des Kreisarchivs in Zons ist, helfen kann, wie Leiter Stephen Schröder sagt: "Von den allermeisten Personen haben wir auch Fotos." Was nicht für den Zeitraum ab 1800 zutrifft, wo beispielsweise Matthias Aldenhoven bis 1912 Zonser Bürgermeister war. Mit Blick auf Dormagen ist Peter Krisinger ein interessanter Name: Von 1910 bis 1924 war er Bürgermeister, "er war gewissermaßen der erste Wirtschaftsförderer der Stadt", erzählt Schröder. "Er hat 1913 mit Bayer die erste Industrie in Dormagen angesiedelt. Eine sehr prägende Persönlichkeit, nach der auch eine Straße mitten in der Stadt benannt ist." Gustav Geldmacher war der Bürgermeister, der die Stadt vor und nach der Neugliederung lenkte. Geldmacher ist auch einer der drei Ehrenbürger der Stadt - neben dem ehemaligen Stadtdirektor Paul Wierich und Ex-Bürgermeister Heinz Hilgers.

Viele Bürger schätzen eine solche Ahnengalerie. Als Kunstereignis (als sich beispielsweise Ex-Kanzler Gerhard Schröder von Jörg Immendorf malen ließ), aber auch als geschichtliches Lesebuch. Auch in finanziell engen Zeiten stehen in vielen Städten solche kulturellen Akzente nicht zur Disposition.

(NGZ)
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