Dormagen Was Flüchtlinge am dringendsten benötigen

Dormagen · Bettwäsche, Handtücher, Kochtöpfe sind neben Kleidung die Sachen, die die Flüchtlinge benötigen. Jugendliche haben auch andere Wünsche.

 Obaidullah A. mit seinem acht Monate alten Sohn Ahmad Bahij in der Kleiderkammer der Tafel. Seit 2014 lebt die Familie in Dormagen.

Obaidullah A. mit seinem acht Monate alten Sohn Ahmad Bahij in der Kleiderkammer der Tafel. Seit 2014 lebt die Familie in Dormagen.

Foto: L. BErns

Einzelne deutsche Wörter kommen ihm schon leicht über die Lippen, verstehen kann er viel mehr. Obaidullah A. lebt seit vergangenem Oktober in Dormagen. Gemeinsam mit seiner Frau Zerka sowie den beiden Söhnen Ahmad Bahin (3) und Bahij (8 Monate) ist die Familie aus Afghanistan eingereist, mit einem Visum für drei Monate und per Flugzeug. Möglich war das aufgrund seiner Tätigkeit, denn der 33-Jährige arbeitete als Englisch-Übersetzer für die deutsche Bundeswehr. Ein Job, der ihm einerseits einen guten Lebensstandard sicherte (zudem arbeitete seine Frau als Mathematiklehrerin), andererseits aber auch irgendwann sein und das Leben seiner Familie bedrohte. "Wären wir geblieben, würde ich nicht mehr leben", ist sich Obaidullah sicher, und deshalb war klar, dass die Reise nach Deutschland eine ohne Rückkehr sein würde. Mittlerweile ist der Asylantrag bewilligt, besuchen er und seine Frau einen Deutsch-Kurs, der dreijährige Sohn geht in den Kindergarten.

Als sie im Oktober ankamen, hatten sie einen Koffer mit Kleidung dabei, sonst nichts. Und so begann für sie das gleiche Prozedere wie für alle Flüchtlinge. "Nach der Zuweisung einer Unterkunft werden sie zuerst mit dem Notwendigsten ausgestattet. Dazu gehören Betten, Bettwäsche, Handtücher, bei Bedarf ein Kinderwagen, ein Kühlschrank, Kochtöpfe und natürlich Kleidung", erklärt Regina Kappeler, bei der Stadt zuständige Koordinatorin für die Flüchtlinge.

Und sie wie auch Tafel-Chefin Claudia Manousek wissen, dass damit zwar erst einmal eine Grundversorgung da ist, aber der Wunsch nach einer zweiten Garnitur Bettwäsche, weiteren Handtüchern oder mehreren Kochtöpfen groß ist. Außerdem weiß Regina Kappeler, was noch auf der Wunschliste vor allem der Kinder und Jugendlichen steht. "Die Mädchen freuen sich über Schminke, die Jungen über Fußbälle, Fußball- und überhaupt Sportschuhe", sagt sie. 310 Flüchtlinge (Stand 5. März 2015) leben aktuell in Dormagen, in den dafür vorgesehenen Unterkünften, aber auch in von der Stadt angemieteten Wohnungen. Jede Woche kommen zehn bis 14 neue Flüchtlinge hinzu. Jedoch, so Kappeler, müssten auch immer wieder welche die Stadt und damit Deutschland verlassen, weil ihr Antrag auf Asyl abgelehnt wurde. Ziel der Stadtverwaltung sei es, erklärt Stadtsprecher Harald Schlimgen, die Menschen in Wohnungen unterzubringen - auch wenn die oft sehr klein seien - um ihnen ein Minimum an Privatsphäre bieten zu können.

"Container-Lösungen kommen für uns nicht in Frage", sagt Schlimgen und weiter: "Noch haben wir genug Wohnraum. In den neunziger Jahren lebten in Dormagen zu Spitzenzeiten über 500 Flüchtlinge." Auch Regina Kappeler ist optimistisch: "So lange wir immer noch Leute finden, die uns Wohnungen vermieten, werden wir keine Probleme bekommen."

Doch Dormagener bieten nicht nur Wohnraum an, sondern auch Zeit. "Sie haben Patenschaften übernommen, dolmetschen, gehen mit zu Ärzten, helfen bei Anträgen, stellen ihre Rechner zu Verfügung oder versuchen, ihnen Grundkenntnisse der deutschen Sprache zu vermitteln", sagt Regina Kappeler.

(NGZ)
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