Dormagen Widerstand gegen Kohnacker

Dormagen · Das NGZ-Mobil in Delrath: Rund 150 Besucher kamen zum Marktplatz, um mit den Redakteuren zu sprechen. Alle befürchten, dass der Charakter des Dorfes mit Autobahn-Anschluss und dem Gewerbegebiet zerstört wird.

NGZ-Mobil macht Halt in Delrath
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Wut, Enttäuschung., Fassungslosigkeit. "Wir wollen nicht eingekesselt werden", sagt Helga Schwarzecker. "Unser Dorf soll seinen Charakter behalten", fügt das Delrather "Gewissen", Heimatforscher Günter Blank, an. Sie drücken aus, was rund 150 Besucher beim NGZ-Mobil am Mittwoch auf dem Dorfplatz dachten.

Es ist wie das Treffen einer Bürger-Initiative. Unter den Besuchern äußert sich niemand pro Gewerbegebiet Am Kohnacker. Eine Botschaft, die der SPD-Fraktionschef im Kreistag, Rainer Thiel, heute mit in den Regional-Planungsrat der Bezirksregierung nimmt, wo das Thema beraten wird. "Wir werden von allen Seiten eingekreist", beklagen Hans Pritzlaff und Friedrich-Karl Hildebrand.

"Im Norden der Autobahnanschluss, im Süden das neue Gewerbegebiet", benennt Friedel Beerbaum die neue Lage des Ortes. "Wir haben keine Baugebiete mehr, sind ein aussterbender Ort", klagt Willi Stodden. Dr. Marion Eßer, Ärztin und Ernährungsmedizinerin am Ort, befürchtet gesundheitliche Einschränkungen der Delrather, wenn ihnen das Grün vor der Haustüre genommen werde.

Viele sind sich einig: Die Schule wird mangels Kindern schließen müssen, der Kindergarten "austrocknen", weil der Ort ausstirbt. "Es tut weh, zu sehen, was aus Delrath werden soll", berichtet Peter Jacobs, einer der Sprecher der Initiative, die sich für eine engere und flächensparende Straßenführung für den neuen Autobahnanschluss ausspricht.

Wütende Delrather

"Uns geht die Naherholung verloren, wir können nicht mehr spazieren gehen, ohne das Auto zu benutzen", fügt Otmar Eichelsschäfer an. Karl-Heinz Pfeiffer (59): "Uns wird die Aussicht zugebaut, wir verlieren unser Jogging-Trainingsgelände! Und was zur Hölle sollen uns in Delrath Ausgleichsflächen-Bäume in Hackenbroich bringen?"

Eine weitere Befürchtung vieler Delrather: "Wir bekommen doch wieder nur Speditionen auf einer Riesenfläche mit nur wenigen Arbeitsplätzen!", so Klaus Speth. Er kann nicht nachvollziehen, "dass es jetzt wieder Delrath trifft". Auch das Gewerbe solle gleichmäßig über das Stadtgebiet verteilt werden.

Ein Streitobjekt ist der Silbersee, in dem viele der Besucher das Schwimmen gelernt haben. So auch Peter Michels, ehemaliger SPD-Stadtrat. Er ist mit Peter Jacobs einer Meinung, dass das Gelände mittlerweile in seiner geschützten Abgelegenheit zu einer "ökologisch wertvollen" Fläche geworden ist, auf der kein Gewerbe mehr errichtet werden darf.

Andrea Johann, Sprecherin der Bürgerinitiative: "Es ist ein Elend, ein bisschen was Grünes sollte man uns doch lassen. Sollten wir so nicht weiterkommen, dann führen wir ein Einwohnerbegehren durch. Dafür brauchen wir 3000 Unterschriften. Und da die Nievenheimer noch gar nicht ahnen, was da verkehrstechnisch auf sie zukommt, wird es nach einer kleinen Aufklärungsstunde auch kein Problem sein, die zu bekommen. Dann muss das Ganze im Rat noch einmal aufgerollt werden. Uns den Arsen-Blasen-verseuchten Silbersee anzubieten, ist eine Frechheit."

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