Dormagen Wieder Kunststoffrohre unter A 57-Brücke

Dormagen · Keine drei Jahre ist es her, dass unter der A 57-Brücke Kunststoffrohre angezündet wurden, was zu einem Massenunfall führte. Jetzt lagern erneut Kunststoffrohre direkt unter der Brücke. Wer dafür die Verantwortung trägt, ist zurzeit unklar.

 Ein klarer Auftrag für die Anlieferung der Rohre.

Ein klarer Auftrag für die Anlieferung der Rohre.

Foto: ON

Im Februar jährt sich der schreckliche Massenunfall auf der A 57-Brücke zum dritten Mal. Ein 29 Jahre alter Mann aus Jüchen verlor damals sein Leben, weil Unbekannte einen Stapel mit Kunststoffrohren angezündet hatten, die direkt unter der Brücke gelagert waren. In dem aufsteigenden Raum fuhren damals 21 Autos ineinander, 13 weitere Menschen wurden verletzt. Kaum zu glauben, aber wahr: Jetzt lagern schon wieder diese Kunststoffrohre unter der Brücke. Genauer gesagt unter dem provisorischen Brückenteil, auf dem die Autos Richtung Köln fahren. Einem aufmerksamen Spaziergänger fiel die Ladung auf: "Ein starkes Stück nach dem Vorfall", sagt der Dormagener, der sich sofort an unsere Zeitung wandte.

Wie unsensibel mit diesem Thema umgegangen wird, verdeutlicht ein Etikett auf den Rohren. Dort wird explizit als Lieferadresse "Lagerplatz unter Autobahnbrücke Ernteweg" angegeben. Was genau dort geschehen soll, wofür diese Rohre sind und wer letztlich verantwortlich ist - darüber lässt sich zurzeit nur spekulieren. Klar ist nur, dass die Firma NWR-Technik aus Oelsnitz im Erzgebirge diese Rohre dort abgelegt hat. Nach ihren Angaben handelt es sich um Leerrohre für Kommunikationsleitungen. Auftraggeber ist die Karl Möhle GmbH, ein Familienunternehmen für Rohrleitungsbau und Drainagearbeiten in Edewecht in Niedersachsen. Dort konnte man gestern nicht sagen, wer der Auftraggeber ist. "Wahrscheinlich ein Energieversorger, weil dort Lichtwellenleiter-Glasfaserkabel verlegt werden sollen", heißt es. Der Dormagener Energieversorger evd ist es wohl nicht, er verlegt nach Angaben von Geschäftsführer Klemens Diekmann derzeit keine Glasfaserkabel.

Neue A57-Brücke: Bauarbeiten gehen los
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Februar 2012: Toter bei Massenunfall auf A57
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Massenunfall auf A57: Brücke nach Brand einsturzgefährdet
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Im Februar 2012 waren es zwar deutlich mehr Rohre. Drei Meter hoch war laut eines Zeugen der Stapel mit Kunststoffrohren unter der Brücke gewesen. Für den Neusser Feuerwehrchef Peter Schöpkens war damals klar: "Solche Kunststoffrohre bekommt man nicht so schnell mit einem Feuerzeug entzündet. Da war vermutlich ein Brandbeschleuniger im Spiel." Es sind offenbar sehr ähnliche Rohre. Es handelt sich um Kabelschutzrohre, sechs an der Zahl, jedes zwölf Meter lang. Diese Rohre aus Polyethylen (PE) kommen in der klassischen Erdverlegung zum Einsatz und werden in den Bereichen Telekommunikation oder Energieübertragung verwendet - genauso wie die Rohre, die damals angezündet wurden. Es erinnert stark an die Situation vor fast drei Jahren: Damals lag der Rohr-Stapel ungesichert unter der Brücke. Die Plastikrohre sollten im Boden unter der Brücke für das Telekommunikationsnetz von Straßen NRW verlegt werden. Bei dem Brand entstand eine derart große Hitze, dass die 1963 errichtete Brücke so schwer beschädigt wurde, dass schnell klar war, dass sie abgerissen werden muss. Der Beton wurde durch die Hitze brüchig. Große Stücke bröckelten ab und fielen hinunter. Aus Brückenresten hat der Pulheimer Künstler Holger Hagedorn ein Mahnmal errichtet, das im kommenden Jahr auf der Raststätte Nievenheim (Fahrtrichtung Neuss) aufgestellt werden soll.

(NGZ)
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