Dormagen Wildschweine auf der Abschussliste

Dormagen · Auch im vergleichsweise waldreichen Dormagen sind die Bestände der Tiere spürbar gewachsen. Das erhöht die Gefahr, dass sich die afrikanische Schweinepest ausbreitet. Die Jagdsaison, die sonst Mitte Januar endet, ist verlängert worden.

 Auch im Tannenbusch wird aktuell vor der Schweinepest gewarnt.

Auch im Tannenbusch wird aktuell vor der Schweinepest gewarnt.

Foto: kds

Das Schild im Tannenbusch ist unmissverständlich und lässt keinen Interpretationsspielraum zu. "Aufgrund des drohenden Ausbruchs der afrikanischen Schweinepest (ASP) bitten wir zu beachten, dass das Füttern der Tiere strengstens untersagt ist", teilt dort die Stadtbad- und Verkehrsgesellschaft Dormagen (SVGD) in roter Schrift auf weißem Grund mit, das Wort "strengstens" ist rot unterstrichen. Denn auch die Verantwortlichen für die Wälder in und um Dormagen sind in Sorge, dass sich die Seuche ausbreiten könnte. Aus diesem Grund wird auch die Jagd auf Wildschweine forciert, weil sich die Fachleute davon eine Senkung des Ansteckungsrisikos versprechen. Die Jagdsaison, die normalerweise Mitte Januar endet, wurde verlängert. Ausgenommen sind Bachen mit Frischlingen, weil der Mutterschutz der Tiere Vorrang vor der Jagd habe, wie Revierförster Theo Peters erklärt.

"Das Problem sind aber eigentlich weniger die Wildschweine, das ist vielmehr in erster Linie der Mensch", sagt Peters, unter anderem zuständig für Tannenbusch, Chorbusch, Mühlenbusch und Knechtstedener Wald. Die afrikanische Schweinepest verbreite sich aus osteuropäischen Ländern wie Polen und Tschechien, erläutert Peters: "Aber die Wildschweine laufen natürlich nicht von dort bis in den Rhein-Kreis." Für die Übertragung sorgten Menschen, die aus diesen Gebieten kommend auf den Transitstrecken unterwegs seien und zum Beispiel Reste von Wurstbroten oder ähnlichen Lebensmitteln in die Landschaft werfen würden, die dann von den Wildschweinen gefressen würden. So würden die Erreger immer weiter getragen.

Und die Überpopulation bei den Wildschweinen? Wie der Revierförster bestätigt, hat die Zahl der Tiere auch in Dormagen spürbar zugenommen (wenngleich sie mit der in den Mittelgebirgen nicht zu vergleichen sei). Doch auch an diesem Anstieg ist laut Peters der Mensch zumindest nicht unschuldig. Als Verursacher des Klimawandels nämlich, der zu milderen Wintern und damit zu komfortableren Lebensbedingungen der Wildschweine führt. Peters nennt noch einen weiteren (menschgemachten) Aspekt. "Die Ausdehnung des Anbaus von Mais und Raps", sagt er. Dadurch stünde den Schweinen nicht nur mehr Nahrung zur Verfügung, sondern auch mehr (Lebens-)Raum, um sich zu schützen und zum Beispiel vor Jägern zu verstecken. Peters: "Mais- und Rapsfelder sind wie ein zweiter Wald für die Wildschweine."

Dass die Jagd auf Wildschweine mit der eingangs erwähnten Einschränkung über die gewohnte Zeit hinaus verlängert worden ist, begründet Peters damit, dass geringere Bestände die Wahrscheinlichkeit erhöhen, der Ausbreitung der afrikanischen Schweinepest trotzen zu können. Die Gleichung des Revierförsters dazu sieht in etwa so aus: Weniger Schweine = weniger Begegnungen der Tiere untereinander = weniger Übertragungsgelegenheiten.

Im Übrigen rät der Forstexperte dringend dazu, das Füttern von Wildschweinen nicht nur im Wald zu unterlassen, sondern auch auf heimischem Grund. Dort geschieht Füttern mitunter indirekt und unbeabsichtigt. Zaunlose Grundstücke mit Komposthaufen oder mit Rasenflächen voller für die Schweine schmackhafter Regenwürmer würden Wildschweine geradezu magisch anziehen. Der Rasen ist danach meist nicht wiederzuerkennen...

(ssc)
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