Dormagen WM-Finale '90: Damals im Gertrudenhof

Dormagen · Vor 24 Jahren jubelten viele Dormagener in der damaligen Kult-Kneipe an der Kölner Straße 98 der deutschen Mannschaft zu, als sie im WM-Finale Argentinien gewann. Augenzeugen von damals erinnern sich.

Wilde Zeiten, eine andere Mode: Die drei Chefs des "Gertrudenhofs", Hans-Bernd Schmitz (r.), Uli Jung (4. v. r.) und Uli Thiel (links daneben) zusammen mit Freunden und Angestellten an der Kölner Straße 98.

Wilde Zeiten, eine andere Mode: Die drei Chefs des "Gertrudenhofs", Hans-Bernd Schmitz (r.), Uli Jung (4. v. r.) und Uli Thiel (links daneben) zusammen mit Freunden und Angestellten an der Kölner Straße 98.

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An den 8. Juli vor 24 Jahren kann sich Tina Kühn noch sehr gut erinnern: "Wir waren mit einer Clique zusammen im Gertrudenhof und haben dort das Finale geguckt. Es herrschte eine ausgelassene, tolle Stimmung", sagt die Zonserin. Damals, 1990, gewann Deutschland das Weltmeisterschafts-Endspiel gegen Argentinien durch ein Elfmetertor von Andreas Brehme kurz vor Schluss.

Im "Gertrudenhof" traf sich zu der damaligen Zeit Dormagens Szene. Gute drei Jahre war die Gaststätte die angesagteste in der Stadt. "Die Gäste durften zur WM die Wände schwarz-rot-gold streichen", erinnert sich Uli Thiel. Der heutige Geschäftsführer des Schaufenster-Verlags betrieb damals zusammen mit Hans-Bernd Schmitz und Uli Jung die Kultkneipe. Public Viewing wie heute war noch ein Fremdwort, aber die Fußball-Leidenschaft führte alle zusammen. "Weil es ja keine Riesen-Leinwände gab, haben wir einfach mehrere normale Fernsehgeräte aufgestellt und die zum Teil auch privat von zu Hause mitgebracht", sagt Hans-Bernd Schmitz. Der heutige Bayer-Pressesprecher in Leverkusen war damals Journalist und Kneipier in Personalunion. Der "Gertrudenhof" sollte damals abgerissen werden, um dem Bau der Rathaus-Galerie zu weichen. Die gut-bürgerliche Gaststätte stand also eine geraume Zeit leer, ehe Schmitz und Thiel bei der Suche nach einem geeigneten Lokal für Kulturveranstaltungen dort fündig wurden. Zusammen mit Uli Jung, heute Inhaber von "Haus Bismarck", stellten sie eine Kneipe auf die Beine, die zunächst ein Geheimtipp in der Szene war. Aber nicht sehr lange. "Bald bildeten sich Schlangen vor der Tür, und es wurde sogar ein Türsteher engagiert", erinnert sich Tina Kühn, die selbst auch im Service aushalf. Weil es behördliche Auflagen aufgrund der begrenzten Besucherkapazität so wollten, wurden "Klubkarten" ausgestellt, um dem Andrang an den Öffnungstagen von Donnerstag bis Sonntag Herr zu werden. "Aber die wurden bald sogar gefälscht", lacht Schmitz.

1992 war dann Schluss. Die Inhaber verabschiedeten sich mit einer "Beerdigungsfeier" von ihren Gästen und der Kultkneipe. Das erneute WM-Finale zwischen Deutschland und Argentinien schauen die Protagonisten dieses Mal nicht zusammen. Mit dem Endergebnis von 1994 wäre Tina Kühn auch 24 Jahre später glücklich. Sie sagt auch: "Eine solche Kneipe für Jüngere und Junggebliebe fehlt einfach in Dormagen."

(NGZ)
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